Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
der Bond Street – das Londoner Pendant dazu.«
»Wenn du meinst«, erwiderte Sean mit spöttischer Miene.
»Ja. Immerhin muss ich meinen Bemühungen etwas Positives abringen. Und eine weitere Kinoszene für meine Liste kommt mir da gerade recht!« Ich verschränkte die Arme vor meinem Bademantel.
»Was ist denn mit dieser Frau aus dem Fenwick-Kaufhaus – Sheila?«
»Mit dieser Spur komme ich nicht weiter, solange Bill nicht wieder zur Arbeit erscheint. Bis dahin werde ich wohl besser versuchen, meine Mutter zu vergessen, und mit der Kinosache weitermachen. Und – wenn es dir nichts ausmacht – ein Bad nehmen.«
»Sorry – natürlich. Oh, warte noch, ich hätte beinahe vergessen, dass ich noch aus einem anderen Grund vorbeischauen wollte. Hast du heute Abend schon etwas vor?«
»Außer meinem Bad und einem Date mit Brad Pitt nichts.«
»Brad?«
Ich grinste ihn an. »Das war ein Scherz! Ich will mir heute Abend Mr. & Mrs. Smith auf DVD ansehen.«
»Ach so.« Sean nickte zwar, aber ich war mir nicht sicher, ob er verstand, was ich gemeint hatte. »Ein paar Freunde haben mir für heute Abend ihre Opernkarten überlassen, und da habe ich mich gefragt, ob du vielleicht was damit anfangen könntest.«
»Danke, Sean, aber ich kenne eigentlich niemanden, der Opern mag und mitgehen könnte.«
»Nein – ich meinte: Möchtest du mit mir hingehen?«
Ich wurde rot. Natürlich hatte er das gemeint!
»Oh, ja, klar könnte ich mitkommen. Muss ich mich fein machen? Weil ich, wie du vielleicht weißt, keine schicke Robe eingepackt habe.«
»Nein, heute ist keine Premierenfeier, darum gibt es keinen Dresscode. Was ist denn mit dem Kleid, das du am Samstag zur Hochzeit getragen hast? Darin sahst du toll aus.«
Ich dachte kurz nach und wollte gerade protestieren, dass er mich in diesem Kleid Red genannt hatte, als mir etwas klar wurde. Die Sache wurde immer besser und besser: Vielleicht würde es mir nicht gelingen, meine Mutter wiederzufinden – aber gerade eröffnete sich mir eine weitere Szene aus Pretty Woman ! Die zweite in einer Woche!
»Na ja – in dem Fall würde ich mich freuen, dich heute Abend in die Oper zu begleiten, Sean.«
Oder sollte ich dich besser Richard nennen …?
13
L ange vor Beginn der Aufführung trafen wir in der Oper ein und beschlossen darum, vorher noch einen Drink in der Bar zu uns zu nehmen.
Während ich auf Sean wartete, der die Getränke holte, spazierte ich zu einem Schaukasten hinüber, in dem Poster und Programme hingen, die für die heutige Aufführung warben, Mozarts Cos ì fan tutte . Ich nutzte jedes Ablenkungsmanöver, um die Gedanken von Sean als Brad Pitt aus dem Kopf zu bekommen. Und tatsächlich schien das gar nicht so schwer zu sein – und das, obwohl er heute Abend wieder einen Anzug à la Ocean’s Eleven trug. Während ich in den Schaukasten starrte, stellte ich ihn mir als Richard Gere und mich als Julia Roberts vor, um mich auf das Ziel des Abends vorzubereiten. Dies jedoch war ganz und gar nicht so leicht wie sonst, da ich mit all meinen Fantasien, ob gewollt oder nicht, durcheinanderzugeraten schien. Dabei hatte ich keine Ahnung, warum das so war.
Sean bahnte sich mit einem Glas Weißwein für mich und einem Bier für sich selbst den Weg aus der Bar zurück zu mir. »Ist das deine erste Oper?«, fragte er mich.
Liebend gern hätte ich ihm geantwortet, dass Oper, Ballett und Theater die Grundfesten meines Lebens in Stratford bildeten, doch dafür kannte Sean mich schon zu gut. »Ehrlich gesagt, ja.«
»Die Oper ist ein wenig wie Sushi«, erklärte er. »Entweder man liebt es, oder man hasst es.«
Das war wohl kaum das, was Richard zu Julia gesagt hatte.
»Na gut – ich gehe davon aus, dass du die Oper … liebst?«
Sean nickte. »Soll ich dir erklären, worum es sich bei dieser Oper handelt?«
»Schieß los.«
»Grob übersetzt bedeutet Cos ì fan tutte ›So machen es alle‹. Die Oper erzählt die Geschichte von zwei Männern, die davon überzeugt sind, dass ihre Verlobten ihnen für immer und ewig treu bleiben. Aber dann taucht dieser Typ auf, der das Gegenteil behauptet und mit ihnen eine Wette abschließt, denn er behauptet, er könne sogar beweisen, dass er recht habe. Als Teil der Wette geben die Männer vor, in den Krieg ziehen zu müssen. Doch in Wirklichkeit verkleiden sie sich und kehren zurück, um die Verlobte des jeweils anderen zu umschwärmen.«
»Klingt kompliziert.«
»Aber die Handlung ist wirklich gut, ein wenig wie deine
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