Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
sich zum ersten Mal ernsthaft für meine Filme zu interessieren.
Ich zögerte. »Die Szene ist aus Tatsächlich … Liebe . Aber es ist schwierig, sie zu erklären. Es geht um einen jungen Mann, der einem Mädchen eine Liebeserklärung macht, ohne dabei zu reden.«
Sean sah mich verwundert an. »Und wie stellt er das an?«
»Mit Pappschildern.«
»Pappschildern?«, fragte Sean ungläubig, doch schon zuckten seine Mundwinkel.
»Du müsstest dir den Film ansehen, um es zu verstehen«, entgegnete ich und wünschte mir inständig, den Mund gehalten zu haben.
»Kommt mir auch so vor.« Sean zog eine Augenbraue hoch.
Ich seufzte und wandte mich von ihm ab, um aus dem Fenster zu sehen. Doch just in diesem Augenblick bog das Taxi in die Lansdowne Road ein.
»Hast du noch Lust, kurz zu mir reinzukommen?«, fragte Sean, nachdem er den Fahrer bezahlt hatte.
Wieder zögerte ich.
»Mir ist immer noch kein Plan eingefallen, deswegen ist eine Tasse Kaffee das wenigste, was ich bis dahin für dich tun kann.«
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er sich für seine Bemerkung eben im Taxi entschuldigen wollte. »Na gut.«
Langsam folgte ich ihm die Treppe hinauf ins Haus und sah zu, wie Sean die Alarmanlage abstellte.
»Ich wünschte, ich wäre bei meiner genauso schnell«, erklärte ich und sah mich um. »Das verdammte Mistding ist ziemlich widerspenstig.«
Seans Haus war – zu meiner großen Überraschung – in warme, lebendige Farben getaucht und verbreitete eine recht exotische Stimmung. Viele Dekostücke schienen aus Afrika, einige sogar aus Indien zu stammen – je nachdem, in welchem Raum man sich gerade befand. Große, gemütliche Sofas waren mit Kissen und Überwürfen bedeckt und die Wände in Terrakotta- und Sandtönen gestrichen.
»Mir gefällt deine Einrichtung«, stellte ich bewundernd fest. »Dagegen ist es bei Belinda und Harry geradezu schlicht und nüchtern.«
»Ich bin der Meinung, dass die Wohnung genau wie die Kleidung Aufschluss darüber gibt, wer du bist«, antwortete Sean. »Vielleicht bedeutet das, dass Belinda und Harry schlichte und nüchterne Leute sind?«
»Na ja, sie sind deine Nachbarn.«
»Was nicht bedeutet, dass ich sie kenne. Das hier ist Notting Hill – hier kennt nicht gerade jeder jeden.«
Ich musste lachen. »Aber wenn doch alle, die hier leben, so schlicht und nüchtern sind, warum wohnst du dann hier?«
»Ich bin also nicht schlicht und nüchtern?« Sean hob eine Augenbraue. »Eben dachte ich noch, ich sei ein fader Streber.«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gesagt, dass du ein wandelndes Lexikon bist – und jetzt weiß ich auch, warum.« Ich starrte auf die Bücherregale, die Seans Wände säumten.
»Es kann nicht schaden, sich gelegentlich durch Lesen ein wenig weiterzubilden. Schau dich ruhig um, während ich uns etwas zu trinken hole – ich bin gleich zurück.«
Während Sean in der Küche war, ließ ich den Blick über seine Bücherregale schweifen. Gelegentliches Lesen? Ich hatte das Gefühl, eine Bibliothek zu betreten. Es gab Bücher über jedes Thema – von Kunstgeschichte bis hin zu Kochbüchern; von Krimis bis hin zu Klassikern von Shakespeare, Dickens, Austen und Bront ë … Moment mal … Jane Austen? Charlotte Bront ë ? Sean las ernsthaft diese Schriftstellerinnen? Und dann fiel mein Blick auf etwas, das wie ein Leuchtturm aus dem Regal herausstach. Love Letters of Great Men – Liebesbriefe großer Männer –, das Buch, das Carrie Bradshaw in Sex and the City las. Vollkommen unmöglich, dass so etwas zu Seans Lektüre zählte – oder?
»Ist Wein okay?«, fragte Sean, als er zurückkehrte. »Ah, du hast meine Bibliothek inspiziert.«
Ich fuhr zusammen und wandte mich vom Bücherregal ab. Sean hielt zwei leere Weingläser in der einen Hand, eine Flasche Rotwein in der anderen.
»Ja, gern, vielen Dank«, erwiderte ich und setzte mich schnell auf eines der Sofas, während Sean uns Wein einschenkte. »Hast du eigentlich alle Bücher gelesen?«
»Klar, jedes einzelne. Warum?«
»Nur so, ich habe mich das nur eben gefragt.«
»Jede Wette, du hast dich gefragt, ob sie nur Dekorationszwecken dienen! Das wäre ja, als hättest du DVDs in deinem Haus herumliegen, die du noch nicht gesehen hast, nur um damit Gäste zu beeindrucken.«
Sean setzte sich neben mich aufs Sofa. »Aber bevor wir uns wieder streiten, sollten wir uns lieber auf dein Problem konzentrieren.«
Auf welches der vielen eigentlich genau? , dachte ich . Auf die Tatsache,
Weitere Kostenlose Bücher