Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
Platz eingenommen und war ins Programmheft vertieft. Er warf mir einen flüchtigen Blick zu, als ich mich setzte.
Ich holte tief Luft. »Was ich eben gesagt habe, Sean – das war unangebracht. Es tut mir leid.«
»Du musst dich nicht entschuldigen. Du hast einfach nur die Wahrheit gesagt«, erwiderte er und starrte immer noch stur in sein Programmheft.
»Es war sehr nett von dir, dass du die Opernkarten besorgt hast«, beharrte ich. »Ich sollte dankbar sein und nicht etwa unhöflich.«
Sean hob den Kopf und drehte sich zu mir um. »Du bist durch und durch ehrlich, Scarlett, und ich muss zugeben, dass ich diese Eigenschaft an dir bewundere. Aber ich vermute mal, dass sie dich bisweilen auch in ziemliche Schwierigkeiten bringt, nicht wahr?« Dann lächelte er, und mein Magen tat etwas Seltsames – er machte eine Art Salto rückwärts oder setzte zu sonstigen gymnastischen Übungen an.
»Verrat mir noch einmal kurz, in welchem Film wir uns gerade befinden«, bat mich Sean grinsend. »Aber ganz gleich, welcher es ist – ich hoffe, ich spiele meine Rolle gut!«
Jetzt grinste auch ich. »Leider bist du wieder der Geschäftsmann«, erwiderte ich, als das Licht im Zuschauerraum ausging.
»Aber nicht schon wieder dieser Mistkerl, oder?«
»Doch, genau der.«
»Dann mache ich mich ja gar nicht so schlecht«, flüsterte Sean, als es völlig dunkel um uns herum war. »Da ich dich ja den ganzen Abend über geärgert habe.«
Ich wollte gerade protestieren, als das Orchester zu den ersten Noten anhob und wir sofort wieder in das Leben von Ferrando, Guglielmo, Dorabella und Fiordiligi eintauchten.
»Vielen Dank«, wandte ich mich an Sean, als wir in einem schwarzen Taxi nach Notting Hill zurückkehrten. »Die Aufführung war fantastisch.«
»Schön, dass es dir gefallen hat. Wenigstens hat es dich eine Weile von deiner Suche abgelenkt.«
Ich dachte nach. »Stimmt – von der Suche in zwei sehr unterschiedlichen persönlichen Anliegen.«
»Was willst du denn jetzt in Sachen Bill unternehmen?«, erkundigte sich Sean. »Du kannst doch nicht einfach abwarten und Tee trinken, bis er wieder bei der Arbeit erscheint. Wenn er tatsächlich die Grippe hat und schon älter ist, dann könnte das durchaus einige Wochen dauern.«
»Was soll ich denn sonst tun? Seine Telefonnummer oder Adresse geben sie mir nicht, da habe ich schon nachgefragt. Solche persönlichen Informationen über die Angestellten rücken sie nicht heraus.«
»Da muss es noch andere Wege geben, die du versuchen könntest.«
»Die da wären?«
»Keine Ahnung. Lass mich kurz nachdenken.« Sean blickte durchs Fenster auf die Straßen hinaus, an denen wir vorbeifuhren.
»Du könntest mit mir in den Laden gehen«, scherzte ich, »und ihnen sagen, dass du auf nette Art ein Vermögen loswerden willst, wenn sie mich verwöhnen, es an nichts fehlen lassen und mir Bills Telefonnummer geben!«
»Na gut, einen Versuch wäre es wert«, grübelte Sean. »Obwohl ich nicht glaube, dass es funktionieren wird.«
Ich musste lachen. Seitdem ich Sean kannte, erschien mir die totale Unkenntnis meines Vaters bezüglich diverser Kinofilme nicht mehr ganz so seltsam. »O Sean, irgendwann musst du wirklich einmal damit anfangen, ins Kino zu gehen, langsam erinnerst du mich schon an meinen Vater!«
»Warum? War das gerade schon wieder eine Filmszene?«
»Wieder Pretty Woman .«
»Magst du den Film besonders gern? Du erwähnst ihn so oft.«
»Ja, der ist ziemlich gut. Ich habe ihn ein paarmal gesehen.«
Ich hoffte nicht, dass Sean mich nach der genauen Anzahl fragen würde. Zweistellige Zahlen bei egal welchem Film kämen ihm bestimmt zwanghaft vor. Und ich hatte das ungute Gefühl, dass sich die Anzahl der Male, die ich Pretty Woman und Notting Hill gesehen hatte, bald schon dem dreistelligen Bereich näherte.
»Wer ist denn dein Liebling?« Sean schaute mich an. »Also, unter den romantischen Komödien?«, fügte er dann zu meiner großen Erleichterung hinzu.
»Gute Frage …«, erwiderte ich und dachte nach. »Es gibt so viele, die ich gern mag. Ich liebe Notting Hill – das war unter anderem einer der Gründe, warum ich herkommen wollte. Aber einen ganz bestimmten Favoriten habe ich gar nicht.« Ich grübelte weiter. »Es gibt allerdings eine Szene in einem Film, die ich besonders liebe. Es mag vielleicht ein wenig seltsam erscheinen, weil bestimmt nicht viele Leute sie zu ihrer Lieblingsszene erklären würden.«
»Warum? Was passiert da?«, fragte Sean und schien
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