Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
weißen Schleifenband verschlossen wurde, nachdem Sheila vorsichtig getrocknete Rosenblätter hineingestreut hatte.
Rowan Atkinson würde vor Neid erblassen, dachte ich – und fügte gedanklich eine weitere Filmszene meiner immer länger werdenden Liste hinzu.
Als sie fertig war, kehrte Sheila zu meiner Seite der Verkaufstheke zurück.
»Tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Was haben Sie auf dem Herzen?«
»Ähm – ist Sheila Ihr richtiger Name?«, stotterte ich.
Einen Augenblick lang sah sie so aus, als würde sie gleich den Sicherheitsdienst rufen. »Ja – warum fragen Sie?«, erkundigte sie sich dann.
»Oh … es gibt keinen bestimmten Grund«, erwiderte ich niedergeschlagen.
»Es muss aber einen Grund geben, junge Dame, sonst hätten Sie mir diese Frage nicht gestellt.«
Ich konnte mich gerade noch bremsen zu antworten: »Weil ich dachte, Sie könnten meine Mutter sein.« Stattdessen erklärte ich ihr meine Suche nach Rosemary O’Brien, die hier früher vielleicht gearbeitet hatte. Dann zeigte ich ihr kurz das Foto.
»Tut mir leid, aber weder bei dem Bild noch bei dem Namen klingelt etwas bei mir.«
»Macht nichts«, sagte ich und steckte das Foto wieder in die Tasche. »Das überrascht mich nicht – ich habe den ganzen Tag lang überall die gleiche Antwort zu hören bekommen. Trotzdem vielen Dank.« Ich machte mich auf den Weg zum Ausgang.
»Warten Sie – Sie könnten noch Bill fragen.«
»Bill?«
»Er ist unser Mann für alles und arbeitet hier schon seit einer halben Ewigkeit. Bill kennt jeden, und jeder kennt Bill.«
»Kann ich mit ihm sprechen?«, fragte ich aufgeregt.
»Warten Sie, ich frage kurz nach, ob er da ist.« Sheila nahm den Hörer des Haustelefons ab. »Hi, Janice, Sheila hier – Handtaschenabteilung … Ja, ja, mir geht’s prima. Weißt du zufällig, ob Bill im Haus ist?«
Mit angehaltenem Atem wartete ich die Antwort ab. Noch nie zuvor hatte ich vor Spannung den Atem angehalten, deswegen erschien mir der Zeitpunkt äußerst günstig, um damit anzufangen.
»Oh, tatsächlich? Oh, das kann sehr unangenehm sein … Ja, dann hoffen wir mal das Beste, nicht wahr? Danke, Janice … Ja, das sollten wir mal wieder tun. Bis dahin, tschüss!« Sheila legte den Hörer wieder auf.
»Es tut mir leid, aber Bill ist krank. Grippe, sagt Janice.«
Mit einem Seufzer stieß ich die angehaltene Luft wieder aus. Meine Zuversicht war am absoluten Nullpunkt angekommen. »Wissen Sie, wann er wiederkommt?«
»Nein, leider nicht. Bill ist über sechzig – in diesem Alter dauert es meistens länger, bis man sich von so was wieder erholt hat. Vielleicht kommen Sie einfach gegen Ende der Woche noch einmal vorbei?«
Ich nickte. »Ja, das werde ich tun. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Sheila.«
»War mir ein Vergnügen. Viel Glück bei Ihrer Suche!«
Dies war der letzte Strohhalm am Ende eines sehr enttäuschenden Tages. Nach Sheilas Informationen brachte ich es nicht mehr fertig, noch weitere Geschäfte abzuklappern, deswegen entschied ich mich, nach Hause zu gehen.
Ich brauchte nun ein ausgedehntes, heißes Bad und ein wenig Filmtherapie, die ich mir dank der umfangreichen DVD-Sammlung in Belindas und Harrys Arbeitszimmer verordnen konnte. Für heute hatte ich genug vom echten Leben.
12
W ährend der nächsten Tage stattete ich der Bond Street weitere Besuche ab.
Den Rest der anderen Straßenseite brachte ich am Dienstagmorgen recht schnell hinter mich. Doch obwohl ich ein besseres Gefühl hatte, als ich die Geschäfte betrat und meine Fragen stellte, waren die Antworten, die ich erhielt, immer noch die gleichen.
Den ganzen Tag lang Designerläden à la Sex and the City abzuklappern hätte mir eigentlich Spaß machen müssen, aber ich fühlte mich überhaupt nicht wie Carrie, Samantha, Charlotte oder Miranda, als ich mich in die Geschäfte schleppte und sie nach kurzer Zeit wieder verließ. Wahrscheinlich wären die vier Damen hier in ihren Designerklamotten und High Heels herumstolziert. Ich dagegen hatte mich für Bequemlichkeit entschieden und trug darum eine Jeans aus dem Top Shop, ein Kapuzen-Sweatshirt von GAP, eine Next-Weste und Nike-Sportschuhe.
Nach dem Mittagessen sprang ich noch schnell bei Fenwick hinein, falls Bill über Nacht auf wundersame Weise genesen war und nun wieder mit einem Schraubenzieher in der Hand durch die Abteilungen lief.
Doch Sheilas Antwort war immer noch negativ, deswegen verließ ich das Geschäft mit dem Versprechen, morgen wiederzukommen, und
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