Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
beobachtete, die mit Hochgeschwindigkeit um den Berg ratterte wie ein gigantischer hölzerner Korkenzieher.
Irgendwann erreichten wir die Stelle, an der wir einsteigen mussten. Zusammen mit ein paar von Felix’ Freunden warteten wir, dass die Bahn eintraf.
»Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du auf diese Fahrt nicht besonders scharf bist«, durchbrach Sean mein Schweigen.
»Ich kann nicht gerade behaupten, dass dies meine Lieblingsbeschäftigung an einem Freitagabend ist …«
»Die Fahrt ist gar nicht schlimm. Das ist doch nur eine ganz kleine Baby-Achterbahn.«
Endlich fuhr die Bahn ein. Sobald wir saßen, legten sich große Metallgurte über unsere Schöße – wahrscheinlich für den Fall, dass wir noch vor Abfahrt zu Sinnen kommen sollten und flüchten wollten. Das war es, was mir bei solchen Fahrten die größte Sorge bereitete: Die Notwendigkeit, derart am Sitz festgeschnallt zu werden, bedeutete, dass man theoretisch schnell genug fuhr, um aus der Bahn herausgeschleudert zu werden.
Mir blieb jedoch keine Zeit mehr, um weiter darüber nachzudenken, da wir plötzlich losfuhren und in einem Tunnel verschwanden. Die nächsten vier Minuten waren die reinste Hölle, als wir auf ratternden, klapprigen Schienen immer wieder nach oben und dann wieder nach unten rasten. Das Einzige, was das Erlebnis halbwegs erträglich machte, war die Tatsache, dass Sean nach meiner Hand griff und sie festhielt, als wir die Spitze des hohen Berges erreicht hatten und gleich auf der anderen Seite in unser Verderben stürzen würden.
Erst als wir endlich mit quietschenden Bremsen hielten, ließ Sean meine Hand los. Schnell kletterten wir aus dem Waggon, damit die nächsten Verrückten unsere Plätze einnehmen konnten.
»Und? War’s schlimm?«, fragte mich Sean grinsend.
»Schlimm genug.«
»Hey, du zitterst ja!«, rief er. »Du meine Güte, du magst Achterbahnen ja tatsächlich nicht!«
Es stimmte: Ich zitterte wie Espenlaub. Was aber möglicherweise eher mit der Tatsache zu tun hatte, dass Sean meine Hand gehalten hatte, als mit der Achterbahnfahrt selbst.
»Hier«, sagte er und griff in seine Gesäßtasche. »Versuch das mal.« Er zog einen Flachmann heraus und goss ein Schlückchen des Inhalts in den Schraubdeckel. »Das ist Whiskey. Los, runter damit.«
»Wie bist du denn daran gekommen? Ich dachte, Maddie hätte gesagt, Alkohol sei hier verboten?«
»Alle Gäste des Junggesellenabschieds haben einen Flachmann bekommen. Felix’ Trauzeuge hat sie an uns verteilt.«
»Du meinst Will?«
»Ja, so hieß der Kerl.«
Ich öffnete meine Tasche und holte einen Pikkolo hervor. »Wir Frauen haben alle ein Sektfläschchen bekommen!«, rief ich lachend. »Sollen wir tauschen?«
»Nee, aber du kannst den Whiskey trotzdem nehmen. Ich habe eben in der Hotelbar schon einiges getrunken.«
Das hatte ich durchaus bemerkt. Ich kippte den Whiskey und musste keuchen.
»Wohin jetzt?«, fragte Sean.
»Wie wäre es mit dem Geisterhaus dort drüben?«
»Du meinst das Phantom Manor ? Bist du sicher, dass du keine Aaaaaaangsssst hast?«, fragte er mit verstellter Stimme, die ziemlich unheimlich klang.
»Solange es nicht mit hundert Sachen dahinrast und sich um die eigene Achse dreht, kein Problem.«
Einige der Gäste waren auf die Idee gekommen, das Haus zu besichtigen, und die »Gastfreundschaft« war enorm, da noch mehr geheime Flaschen im Wartebereich umhergereicht wurden, bevor die Reise durch das Geisterhaus begann. Sinn und Zweck dieser Tour war, wie ich schnell merkte, das Geheimnis zu lüften, das hinter einer mysteriösen Geisterbraut steckte, die vergeblich auf ihren Bräutigam wartete. Die unheimlichen Wände und Gemälde sollten ihre grausige Geschichte erzählen, während man in Waggons, die »DoomBuggies« hießen, umherfuhr.
Konnte ich dies als meine dritte Hochzeit werten? Ich dachte über diese Frage nach, während sich vor unseren Augen nach und nach die Geschichte der Hochzeitsfeier entfaltete, die niemals stattgefunden hatte.
Im Geisterhaus waren Sean und ich irgendwie voneinander getrennt worden, weswegen ich nun neben einer von Maddies Arbeitskolleginnen saß. Doch während wir in unseren zweisitzigen »DoomBuggies« durch das Geisterhaus fuhren und immer wieder Geister und eklige Monster vor unseren Köpfen auftauchten, schaffte ich es ein paarmal, einen verstohlenen Blick auf ihn zu werfen. Einmal merkte Sean sogar, dass ich ihn beobachtete, und winkte mir zu.
»Oh, tut mir leid«, entschuldigte sich die
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