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Tauben im Gras - Koeppen, W: Tauben im Gras

Tauben im Gras - Koeppen, W: Tauben im Gras

Titel: Tauben im Gras - Koeppen, W: Tauben im Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Koeppen
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zu verkaufen, daß ich mich zu erhaben fühle, für Alexander einen Film nach dem Geschmack der Leute zu schreiben die draußen vorübergehen, und daß ich mir's nicht zutraue, den Geschmack der Leute zu ändern, daran liegt es, überflüssig und komisch bin ich, und ich finde mich überflüssig und komisch, aber ich sehe die andern, etwa diesen Geschäftsmann, der sich einbildet, er könne mir was verkaufen, während ich mich nicht traue, ihm einen Kleister anzudrehen, ich finde ihn nicht weniger überflüssig und komisch als mich!‹ Der Ladenbesitzer sah Philipp erwartungsvoll an. »Ich interessiere mich für das Diktaphon da«, sagte Philipp. »Es ist die beste Konstruktion auf dem Markt«, entgegnete der elegante Herr. Er war sehr beflissen. »Ein erstklassiges Gerät. Es macht sich von selbst bezahlt. Überall, auf Reisen, im Auto, im Bett können Sie Ihre Briefe diktieren. Probieren Sie es bitte -.« Er schaltete an dem Kasten und reichte Philipp ein kleines Mikrophon. Das Tonband lief von der einen Spule auf die andere. Philipp sprach in das Mikrophon: »Das Neue Blatt will, daß ich Edwin interviewe. Ich könnte den Apparat hier mitnehmen, und er würde unser Gespräch aufzeichnen. Ich werde verlegen sein, als Berichterstatter zu Edwin zu kommen. Wahrscheinlich fürchtet er Journalisten. Er wird sichverpflichtet fühlen, was Allgemeines und Verbindliches zu sagen. Es wird mich kränken. Ich werde mich genieren. Natürlich kennt er mich nicht. Andererseits freue ich mich auf Edwin. Ich schätze ihn. Vielleicht wird es eine gute Begegnung. Ich könnte mit Edwin im Park spazieren gehen. Oder soll ich doch lieber den Kleister -« Er hielt erschrocken inne. Der Geschäftsmann lächelte verbindlich und sagte: »Der Herr sind Journalist? Schon viele Journalisten haben unsern Reporter -« Er schaltete das Band zurück, und Philipp hörte nun seine eigene Stimme seine Gedanken über das Interview mit Edwin wiedergeben. Die Stimme befremdete ihn. Was sie sagte, beschämte ihn. Es war eine Exhibition, eine intellektuelle Exhibition. Er hätte sich auch nackt ausziehen können. Seine eigene Stimme, die Worte, die sie sprach, erschreckten Philipp, und er floh aus dem Laden.
    - wie Schnee auf den Lippen. Sie wischten sie ab und tauchten wieder in die irdenen Krüge, der Bock stieg in sie ein, rieselte süß bitter klebrig aromatisch die Kehle hinunter »Beer« - »Bier«: Odysseus und Josef prosteten einander zu. Der kleine Radioapparat stand auf dem Stuhl neben Josef. Er spielte jetzt Candy. Candy-I-call-my-sugar-candy. Irgendwo meilenfern lief die Platte ab, stumm und unsichtbar lief der Klang durch die Luft, und hier auf dem Wirtshausstuhl sang nun eine schmalzige Stimme, die Stimme eines fetten mit seiner Schmalzstimme gut verdienenden Mannes den Text Candy-I-call-my-sugar-candy. Die Glocke war gut besucht. In Loden gekleidete Leute vom Lande, die in der Stadt was kaufen wollten, und Geschäftsleute, die ihren Laden in der Nähe hatten und den Leuten vom Lande etwas verkaufen wollten, aßen Weißwürste. Der Friseur Klett pellte mit den Fingern die Haut von der weißen Fülle und steckte sich die Wurst prall und voll in den Mund. Candy-I-call-my-sugar-candy. Klett schmatzte und grunzte genüßlich. Eben waren noch seine Hände in Messalinas Haarengewesen. ›Messalina Frau des Schauspielers. Alexander spielt ERZHERZOGLIEBE , wird bestimmt ein wunderbarer Film.‹ »Haar etwas spröde, gnädige Frau, vielleicht eine Ölmassage. Herr Gemahl in Uniform ich freu mich schon, ERZHERZOGLIEBE , deutsche Filme sind doch die besten, das können sie uns nicht nehmen.« Jetzt saß Messalina unter der Trockenhaube. Noch fünf Minuten. Ob er noch eine Weißwurst? Das zarte Fleisch, der Saft an den Fingern. Candy-I-call-my-sugar-candy. An einem Tisch würfelten Griechen. Sahen aus, als wollten sie sich an die Gurgel springen. Theater! »He, Joe, willst du setzen? fünfmal den Einsatz?« - »Das sind schlechte Menschen, Mister, haben Messer.« Josef hob das Gesicht aus dem Bierkrug und blinzelte treu Odysseus den Herrn an. Odysseus’ Brust schüttelte das Lachen, Mississippiwellen, wer konnte ihm was? »Beer« -»Bier«. Die Glocke war gemütlich. Italienische Händler maßen Stoffballen ab, schnitten mit einer kleinen flinken Schere Coupons von den Ballen: Zellwolle mit englischen Stempeln. Zwei fromme Juden verstießen gegen Moses Gesetz. Sie aßen unkoscher, aber sie aßen nichts Schweinernes, vergeben, vergeben auf der Reise,

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