Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko
Mann gerade aus der Bar. Alejandros gelbes Cowboyhemd strahlte in der Sonne. Ich duckte mich schnell wieder. »Das ist er.«
»Der Typ, der aus der Bar kommt? Welcher?«
»Was machen sie?«
»Der kanariengelbe Cowboy glotzt mir direkt ins Gesicht«, sagte Angie beunruhigt. »Jetzt steigt er in seinen Bus. Er und der andere auch.« Ich blieb unten und merkte, wie der Wagen eine scharfe Linkskurve von der Auffahrt raus auf die Straße machte.
»Dreh dich nicht um. Kannst du im Rückspiegel sehen, ob sie uns folgen?«
»Scheiße«, sagte Angie. Die Antwort reichte mir.
Ich hatte Bobbys Nummer auf meinem Handy gefunden und wählte.
»Drück drauf!«, sagte ich. »Falls sie bewaffnet sind …«
»Bewaffnet?« Angie schrie fast.
Ich versuchte, ruhig zu bleiben. »Ja. Lass sie nicht zu nah rankommen. Falls sie bewaffnet sind, und das sind sie mit Sicherheit, dann darfst du sie nicht so nah rankommen lassen, dass sie dich treffen können. Oder sie könnten uns in einen Graben drängen. Ich bringe uns hier raus. Ich kenne die Straßen hier. Zumindest glaube ich, ich kann mich noch erinnern.«
»Das will ich hoffen«, sagte Angie. Sie umklammerte mit beiden Händen krampfhaft das Lenkrad und beugte sich vor, als würde der Wagen davon schneller.
Bobby ging dran. »Hallo, Jimmy, ich kann jetzt nicht. Ich habe gerade zu tun.«
»Angie und ich sind in Schwierigkeiten.«
»Scheiße, verdammt«, schrie Bob. »Moment, mein Bein hat Feuer gefangen.«
»Was hast du gesagt? Dein Bein hat Feuer gefangen?«
Angie schoss mir einen Blick zu. »Feuer?« Sie sah in den Rückspiegel, dann wieder auf die Straße. Sie war nervös und verängstigt. Ich hatte das Gefühl, ich war wirklich zu gar nichts nütze.
Ich hörte Fluchtiraden und Knistern. Bobby hatte das Handy offenbar nicht am Ohr. »Bobby!«, schrie ich. »Bobby!«
Schließlich hörte ich Bobbys Stimme wieder: »’tschuldigung, Mann. Ich hatte diese Abbrenngenehmigung ganz vergessen. Ich stehe an einem Feld mit brennendem Sudangras. Ein bisschen
außer Kontrolle geraten. Meine Hose kann ich vergessen. Das Zeug brennt so schnell. Hat sich total schnell ausgebreitet. Was ist los?«
»Wo ist Griselda?«
»Sie ist nach Calipat gefahren, um sich mit dem Typ zu treffen, der Yolandas Obduktion durchführt. Er kommt aus Palm Springs.« Die Fahrt nach Calipatria im Norden des Imperial Valley würde selbst mit Sirenen und Blaulicht fünfundvierzig Minuten dauern.
»Wir haben Alejandro am Arsch kleben. Wir sind auf der Orchard Road Richtung Stadt unterwegs, Angie und ich, ungefähr anderthalb Kilometer vor der Überführung. Er fährt mit seinem Bus direkt hinter uns her. Meine Winchester habe ich zu Hause.«
»Dieser Scheißkerl. Hast du denn keine Waffe in deinem Pick-up?«
»Ich bin nicht mit meinem Pick-up unterwegs. Den habe ich in Mexicali zurückgelassen. Außerdem hatte ich da auch keine Waffe drin«, sagte ich und versuchte, meine Verärgerung deutlich zu machen.
»Schafft ihr es bis in die Stadt?«
Ich sah mich um. Der Bus schloss auf. Der Kerl auf dem Beifahrersitz lehnte sich aus dem Fenster. »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht, dass wir’s schaffen. Wir sind direkt in der Schusslinie.«
»Ihr seid südlich der Überführung? Dann biegt in die Hunt Road ein, nach rechts, Richtung Osten. Die Straße ist nicht asphaltiert und so kaputt und ausgefahren, dass die Bohnenfresser sich in ihrem Bus vorkommen werden wie in einer Hüpfburg.«
Ich sah Angie an und deutete auf die unbefestigte Straße. »Bieg rechts in die Hunt Road ein.«
Sie nickte kurz. Sie war so konzentriert, dass ihre Zungenspitze zwischen ihren Lippen herausschaute.
Bobby redete immer noch. »Siehst du das brennende Feld östlich von dir, draußen bei Bond’s Corner?«
Ich schaute nach rechts. Ich brauchte nicht lange zu suchen. Am Horizont stieg eine dunkelgraue Rauchwolke auf. Es gab nur
ein brennendes Feld, vielleicht vierzehn oder fünfzehn Kilometer entfernt. »Ja, ich kann’s sehen.«
»Die Hunt Road geht bis dort hin. Direkt zu uns.«
Angie ging so rasant in die Kurve, dass ich dachte, der Pick-up würde umkippen. Sie trat aufs Gas, der Wagen geriet ins Schleudern und beschleunigte. Die Hunt Road ist eigentlich nicht viel mehr als ein Feldweg, breit genug für zwei Trucks, aber mit bis zu dreißig Zentimeter tiefen Spurrillen. Angies F-150 hüpfte und bockte, aber er war für solche Strecken gebaut. Ich drehte mich um. Der Bus musste die Kurve langsamer nehmen. Er folgte uns noch,
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