Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
Vom Netzwerk:
aber im Staub, den unser Wagen aufwirbelte, war er nur noch undeutlich zu sehen.
    »In der Kurve sind sie zurückgefallen«, sagte ich gleichzeitig zu Bobby und Angie.
    »Buck Buck und Snout sind hier bei mir«, sagte Bobby. »Wenn ihr’s bis zu uns schafft, ist alles paletti. Und dann warten wir, dass die Ratte kommt.«
    »Fahr auf das Feuer zu«, sagte ich zu Angie und deutete auf den Rauch.
    Bobby sagte: »Sobald euch der Rauch entgegenschlägt, hupt dreimal. Bis gleich. Wir müssen unsere Waffen laden.« Er legte auf.
     
    Angie hatte die ganze Zeit den Fuß auf dem Gas. Wir ignorierten alle Stoppschilder, überfuhren Kreuzungen, ohne zu halten, und wären beinah im Graben gelandet, aber der Bus war uns kein bisschen näher gekommen. Ich reckte den Hals raus. Der Bus war etwa vierhundert Meter hinter uns. Das war nur ein Vorsprung von zwanzig Sekunden, aber solange wir den Abstand beibehielten, waren wir in Sicherheit.
    Ich sah Angie an. Sie war hoch konzentriert, aber ich könnte schwören, dass ich den Anflug eines Lächelns sah.
    In weniger als zehn Minuten erreichten wir das brennende Feld. Vor uns wehte Rauch über die Straße. Es war anders als die Staubwolke, die unser Wagen aufwirbelte. Der Rauch war richtig
dick und ließ kein Licht durch. Es war, als führe man auf eine fünfzehn Meter hohe, graue Mauer zu.
    »Geradeaus?«, fragte Angie mit Bedenken in der Stimme.
    »Halte das Lenkrad so gerade wie möglich. Nicht drehen. Schließ die Augen und bete«, sagte ich. In dem Moment, als wir in den dichten Rauch fuhren, langte ich rüber zum Lenkrad und hupte dreimal lang.
    Ganze acht Sekunden lang war alles um uns herum dunkel. Trotz geschlossener Fenster roch es intensiv nach Qualm. Der Rauch schien auch alle Geräusche auszublenden. Als wäre man unter Wasser. Kein Gefühl für Bewegung oder Zeit. Nichts macht so heftiges Muffensausen wie eine Fahrt mit über hundert Sachen, ohne dass man was sieht.
    Dann waren wir durch. Genau so plötzlich, wie wir reingefahren waren. Die Welt war noch dieselbe. Nur noch mehr Straße und noch mehr Felder. Angie hatte den Wagen schnurgerade gehalten, die Räder zu beiden Seiten der Mittellinie.
    Wir fuhren an Bobby, Buck Buck und Snout vorbei, die jeweils etwa zehn Meter voneinander entfernt am Straßenrand standen. Sie zielten mit den Schrotflinten auf die Rauchwolke und warteten.
    »Fahr da ran«, sagte ich und deutete auf Bobbys Ranchero und Buck Bucks Pick-up.
    Angie fuhr den Wagen an den Straßenrand und brachte ihn nach einer langen Rutschpartie hinter Bobbys Ranchero zum Stehen. Dann drehten wir uns beide in unseren Sitzen um, um uns das Spektakel anzusehen. Der Bus musste jede Sekunde aus dem Rauch auftauchen.
    Jede Sekunde.
    »Bleib im Wagen«, sagte ich zu Angie.
    »Das musst du mir nicht zweimal sagen.«
    Während ich ausstieg, klebte mein Blick an der schwarzen Wolke. Auf dem Feld brannten noch Feuer, aber die Flammen waren im grellen Tageslicht fast nicht zu sehen. Meine Augen brannten vom Rauch und der glimmenden Asche.
    Jetzt aber jede Sekunde.
    Bobby sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern.
    Wir alle starrten in den Rauch und warteten.
    Dann erschien ein ganz schwaches Licht im Rauch. Kaum wahrnehmbar wanderten zwei Scheinwerfer ganz langsam vorwärts, hielten aber noch innerhalb der Staubwolke.
    Ich ging zu Bobby. Er deutete mit dem Kopf auf eine Schrotflinte, die in der Nähe auf dem Boden lag. Ich hob sie auf, die Augen stets auf die Scheinwerfer gerichtet.
    »Können die uns sehen?«, fragte ich. »Ich konnte in dem Scheißqualm überhaupt nichts sehen.«
    »Egal«, sagte Bobby. »Sie wissen, dass wir hier sind. Der pendejo hat die Falle gerochen. Schön für ihn.«
    Buck Buck brüllte: »Soll ich ihnen einen Schuss vor den Bug verpassen, Käpt’n?«
    Snout lachte.
    Bobby ging in die Mitte der Straße. Er hatte die Arme abgespreizt, die Flinte fest in einer Hand, und forderte Alejandro heraus.
    »Komm schon, du Arschloch«, brüllte er. »Bringen wir die Sache hinter uns.«
    Langsam wichen die Scheinwerfer zurück. Der Bus verschwand rückwärts in der schwarzen Wand aus Rauch.
    Zehn Minuten lang warteten wir und rechneten damit, dass der Bus jeden Moment durch den Rauch gerast käme. So kam es, dass Buck Buck dem Oldsmobile unserer Lehrerin aus der vierten Klasse ein gewaltiges Loch im Kühlergrill verpasste. Es war wirklich nur ein Versehen. Buck Buck war nervös und hatte sehr gute Reflexe. Ein Wagen war durch die Rauchwolke gekommen. Also hatte

Weitere Kostenlose Bücher