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Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko

Titel: Taubenjagd: Jimmy Veeders Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaw Johnny
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deutete auf den Riesen.
    »Little Piwi? Der ist Security.«
    »Little Piwi. Wirklich clever. Weil er so groß ist. Das alte Umkehrspiel. Er ist groß, aber wenn man seinen Spitznamen hört, denkt man, er wäre klein. Ich verstehe.«
    » ¡Sabihondo! Du Klugscheißer, ich hab ihn doch nicht so getauft. Den Namen hatte er schon, als ich ihn aus dem Tierheim geholt habe.«
    Ich sah zur Bar, wo Alejandro mit einer der Tänzerinnen sprach. Er hatte ihr die Hand auf den Nacken gelegt. Es war keine zärtliche Geste, sondern eine plumpe Machtdemonstration. Als er sie grob an sich riss, zuckte ich zusammen. Ich wandte mich wieder Tomás zu.
    »Und der andere Kerl? Ist der auch Security?«
    »Der ist unverzichtbar. Ein bisschen problematisch, aber unverzichtbar. Er erfüllt derzeit eine ganz bestimmte Funktion. Aber wenn man ihm lange genug zusieht, tut er immer irgendwas, dass man ihm am liebsten den Hals umdrehen möchte.«
    »Und trotzdem arbeitet er für dich?«
    »Ich bin für Chancengleichheit. Wenn nötig, heure ich sogar Feinde von mir an. Er ist nützlich für das, was ich tue.«
    »Und was tust du, Tomás?«
    Sein Lächeln verschwand. » Pinche cabrón «, murmelte er.
    »Ich wollte nicht persönlich werden«, sagte ich, als ich in seinen Augen die Gefahr eines Gewaltausbruchs sah. Mir war auf der Stelle klar, dass ich das nicht erleben wollte.
    »Ist das da drüben diese weißhaarige Missgeburt Bob Maves?«, fragte er.
    Ich sah über meine Schulter zu Bobby rüber, der mit der Stripperin auf seinem Schoß schäkerte. Sie hatte es sich bequem gemacht, ihr Oberteil ausgezogen und zwischen den beiden ging eine Flasche Tequila hin und her.
    »Er ist mit mir hier.«
    Tomás wandte sich wieder mir zu. »Da wir schon von Problemfällen reden, dieser cabrón ist richtig gefährlich. Wusstest du, dass der versucht hat, meinem abuelito das Lokal abzufackeln?«
    »Sie haben das geklärt. Vor zwei Stunden hat er sich bei ihm entschuldigt.«
    »Bob prügelt sich einfach zu gern. Der wird dich noch in Schwierigkeiten bringen.«
    »Oder auch raushauen. Du hast doch selbst einen Gorilla angeheuert. Du müsstest das doch verstehen«, sagte ich. »Vor wem musst du dich denn beschützen lassen?«
    Tomás überging meine Frage und sagte: »Weißt du noch, wie ich immer Geschäftsmann werden wollte? Als ich klein war, habe ich von nichts anderem geredet.«
    »Ja, ich habe mir ein bisschen Sorgen um dich gemacht. Aber wenn ein Junge mit einer Aktentasche rumlaufen will, warum nicht?«
    »Aber als Kind habe ich nicht kapiert, dass Geschäftsmann keine richtige Berufsbezeichnung ist … dass alles Geschäft ist … dass es keine Stellenangebote für ›Geschäftsmänner‹ gibt.« Bei dem Wort zeichnete er Anführungszeichen in die Luft. »Aber ich bin
einer. Ich bin schließlich einer geworden. Ich bin ein Geschäftsmann. Ich sehe Gelegenheiten und greife sie beim Schopf.«
    »Ob legal oder nicht?«
    »Wir sind in Mexiko, Jimmy. Nichts ist hier illegal … wenn man das nötige Kleingeld hat.«
    Tomás nickte der Frau neben ihm zu. Sie rutschte aus der Nische und die andere Frau folgte ihr. Als wir allein waren, fing Tomás an zu erzählen.
    »Am Tag, nachdem ich mit der Highschool fertig war, stieg ich mit hundertachtundfünfzig Mäusen in der Tasche und dem schlimmsten Kater meines Lebens in einen Greyhound. Ich wollte einfach nur raus. Ich bin zwei Jahre in San Diego geblieben. Zuerst habe ich für einen Onkel in seiner taquería gearbeitet. Aber schließlich bekam ich einen Job in einer Investmentfirma, Statler & Moore. Nur in der Poststelle, aber ich war drin. Ich bin klug. Lernbereit. Ich habe Abendkurse am Grossmont College belegt. Habe Betriebswirtschaft, Buchhaltung und Marketing studiert. Aber für Leute wie dich und mich gilt: Wenn wir in die Großstadt kommen, steckt in uns immer noch die Wüste. In uns steckt immer noch das Grenzland. Fühlst du dich jemals woanders hundertprozentig zu Hause? Selbst in L. A. Ich meine, gehörst du wirklich dazu? Ich habe hart gearbeitet, aber ich habe schnell begriffen, dass ich immer nur ›der Mexikaner‹ sein würde. Ich hätte noch härter arbeiten können, aber weißer hätte mich das auch nicht gemacht.
    Wenn du die Augen schließt und dir einen Mexikaner vorstellst, siehst du dann einen Mann im Anzug?
    Ich habe herausgefunden, was ich eigentlich vorher hätte wissen müssen. So ein Job mit geregelten Arbeitszeiten, von neun bis fünf, das bringt einfach nichts, außer vielleicht neun

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