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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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sehr ungemütlich werden. Wir haben einen Kodex, der es uns verbietet, die Polizei auf den Plan zu rufen, wenn man persönlich in der Scheiße steckt. Man hat die Brüder zu schützen, koste es, was es wolle.«
    Tim schaut Richtung Clubhaus. Er wird nicht wirklich verstehen, um was es hier geht. Wie soll er auch? »Aber wenn ich diese Aktion hier richtig deute, sind wir doch gerade dabei, auf dem Rockergelände irgendwas anzustellen, oder? Dann ziehen wir deine Brüder doch zwangsläufig mit rein.«
    »Warte ab«, antwortet Leo. »Mein Plan ist ziemlich verwinkelt, weil es eben unmöglich ist, Gauly auf dem geraden Weg zu fassen zu kriegen. Dazu hat er einfach zu viele   …« Ja, wie soll man das nennen? Freunde? Es widerstrebt Leo. Freundschaft ist das, was er zu seinen Brüdern empfindet, auch Heide ist ihm eine Freundin, ja, ganz bestimmt, auf sie kann er zählen. Aber Gauly verfügt eher über ein Arsenal an Menschen, die ihm nützlich sein könnten, deswegen begegnet er ihnen stets mit einem Lächeln um den Mund. »Gauly ist ein Meister darin, ein Beziehungsnetz zu knüpfen, in welchem sich seine Feinde verfangen, sobald sie ihm zu nahe kommen«, versucht er zu erklären. »Ich habe ihn ja nicht nur als meinen Paten kennengelernt. Seit ich Anwalt bin, begegnen wir uns oft genug beruflich. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ich habe vor einigen Monaten die Interessen einiger meiner Brüder vertreten, als es um einen zwielichtigen Schuppen in Hagenow |292| ging. Die Staatsanwaltschaft – also Gauly – ermittelte in dieser Sache wegen Bestechung, Menschenhandel, Rauschgifthandel und artverwandten Delikten, die eben bei Rotlichtgeschichten immer mit dranhängen.«
    »Also war Gauly da bereits schon dein Gegner?«
    »Offiziell ja. Inoffiziell schaut er aber genau, welche Ermittlungsbehörde diesen Fall betreut, wer die Spuren sichert, wer die Verhöre leitet und und und   …«
    Tim macht große Augen. Gott, was muss sein Zwillingsbruder jetzt von ihm denken. »Er hat Geld genommen, stimmt’s?«
    Leo nickt. »Geld oder Mädchen oder Informationen oder Drogen   … Gauly hat sogar daran gearbeitet, eine Bürgerwehr aufzubauen, die angeblich mit dem Verbrechen in Schwerin gründlich aufräumen soll. In Wahrheit ging es ihm immer darum, sich so seinen Einfluss auf die Szene zu sichern.«
    »Wie schafft der das?«
    »Indem er Leute an seiner Seite weiß, die ihm zu Dank verpflichtet sind. Mein Vater,   … hm, also mein Adoptivvater zum Beispiel, ist einer der eifrigsten Mitstreiter für dieses Aktionsbündnis, und ich bin mir sicher, er glaubt fest daran, Gauly bei einer sauberen Sache zu unterstützen.«
    »Und bei deinem Club, bei den
Devil Doves
, stecken da auch welche unter Gaulys Decke?«
    Leo denkt an
Patch
, der ihm jahrelang einer der Engsten gewesen ist und dann, nachdem Leo sich aus der
Hot-Lady -
Sache herausgezogen hat, seltsam abweisend wurde und sich stattdessen an seine Schwester Nikola herangemacht hat. »Ja, ich bin mir sicher, auch einige meiner Brüder stehen Gauly näher, als es mir lieb sein könnte.«
    »Ich dachte immer, ihr seid wie eine Familie   …«
    Sind die
Devil Doves
meine Nächsten?, überlegt Leo. Mit
Mighty Mäxx
ist er zwei Monate durch die Wüste Nevadas gefahren. Kalle und Gustav kennt er schon seit mehr als zehn Jahren. |293| Und all die anderen waren stets an seiner Seite, haben mit ihm gelacht und geheult und gefiebert, haben gemeinsam Häuser gebaut und Prozesse durchlitten, waren seine Vertrauten und seine Mitstreiter. Ja, der Weg, den er und die
Devil Doves
gemeinsam gegangen sind, ist weitaus länger als die Kilometer, die sie nebeneinander auf ihren Maschinen zurückgelegt haben. »In jeder Familie gibt es schwarze Schafe. Es sind nur wenige, aber sie machen alles kaputt. Deswegen will ich mit meinem Plan auch unbedingt dafür sorgen, dass die
Devil Doves
nicht kaputt gemacht werden. Nur Gauly soll büßen.«
    Jetzt fällt bei Tim der Groschen. Man kann das Ding fast klimpern hören. Er hat in diesem Moment kapiert, mit wem sie sich anlegen wollen, und dass diese Bootsfahrt kein lustiges Abenteuer zweier Brüder ist. Also fragt Leo ihn: »Willst du lieber umdrehen?«
    »Bist du verrückt? Ich vertraue dir, Tommy, und wenn du sagst, du hast dir einen Plan überlegt, dann mache ich mit, ist doch klar. Ich habe nichts zu verlieren außer meinen Bruder, den ich eben erst kennengelernt habe.«
    Seltsam schöne Worte, die da im Boot mitfahren. Es ist Leo ein wenig peinlich,

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