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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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Schwester. Und der Mann daneben ist derzeit Vize in unserem Club. Thorsten Schwarz. Ihm gehört ein Fitnesscenter im Bahnhofsviertel. Ein Supertyp.«
    »Glaub ich sofort«, sagte Wencke, dann erhob sie sich, um die Eintretenden per Handschlag zu begrüßen. »Christine Frey, Ihre neue Vermieterin, wenn alles klappt«, stellte sie sich vor. »Mein Beileid, Frau Kellerbach.«
    Die Anwältin reagierte kühl und geschäftsmäßig. Sie trug schwarze Kleidung, aber irgendwie hatte Wencke die Vermutung, dass sie dies auch unabhängig von einem familiären Trauerfall tat. »Kommen wir zur Sache! Wie Sie sich denken können, hat meine Familie derzeit noch andere Probleme zu klären.« Sie holte aus ihrer Handtasche zwei Papiertaschentücher und breitete sie auf einem der freien Stühle aus, bevor sie sich mit etwas angewidertem Blick setzte. Der Schatzmeister schob ihr die Unterlagen zu.
    »Ist das unser Standardvertrag?« Mit gelangweilter Miene las sie die verschiedenen Paragrafen vor und fragte zwischendurch pflichtbewusst, ob alle alles verstanden hatten. Wencke war kein Pfiffikus in Vertragssachen, aber darauf kam es hier ja zum Glück nicht an, sie musste nur nicken und lächeln und die Klappe halten. Das war auch mal ganz schön.
    |96| Es ging um Veranstaltungen, die hier stattfinden sollten, auch mit mehreren Hundert Besuchern, es war von der Lagerung der Motorräder, von Malerarbeiten an den Außenwänden und eventuellen Umbauten im Innenbereich die Rede. Die
Devil Doves
machten hier einen durchaus seriösen Eindruck, das musste Wencke ihnen lassen. Eine fleißige Gruppe gewissenhafter Handwerker, die das heruntergekommene Anwesen aus reiner Nächstenliebe in ein top gepflegtes Kleinod verwandeln würden. Kein Thema, null Problemo, alles paletti   …
    Und dann wagte Wencke den Vorstoß: »Es gibt noch eine Kleinigkeit meinerseits.«
    Alle Augen richteten sich auf sie. Tapfer zog sie ein letztes Mal an der Zigarette – das meiste hatte sie herunterbrennen lassen – und drückte die Kippe aus.
    »Und die wäre?«, fragte der Schatzmeister etwas muffig. »Die Pacht ist doch klar, tausend im Monat für alles, so war es von Anfang an ausgemacht!«
    »Es geht nicht ums Geld, sondern um mich.« Wencke suchte sich einen Rocker aus, dem sie länger als nötig in die Augen schauen konnte, und entschied sich für Thorsten Schwarz. Der hatte zwar bislang noch kein Wort gesagt, aber immerhin war er der derzeitige Vizepräsident.
    »Ich muss noch die nächsten zwei bis drei Tage hier bleiben, bis ich was anderes gefunden habe.«
    Der Vorschlag wurde nicht gerade jubelnd aufgenommen, damit war zu rechnen gewesen. Sie ließen sich höchst ungern in die Karten schauen, und wenn jemand Fremdes auf dem Grundstück lebte, würde ihnen das kaum passen – so hatte Bellhorn es vorausgesehen. Es musste Wencke gelingen, ihre Bitte möglichst harmlos erscheinen zu lassen. Doch solange alle sie schweigend und misstrauisch anstarrten, war das gar nicht so einfach. »In dem kleinen Gartenhäuschen hinten auf |97| dem Grundstück steht noch eine Pritsche, das würde mir reichen. Ich hab in Schwerin eine Menge Formalitäten zu klären. Mit den Banken   … Je früher ich damit durch bin, umso besser. Sie verstehen, was ich meine?«
    »Nicht ganz genau«, sagte der Schatzmeister.
    »Also: Ich hab keine Kohle für ein Hotel und muss Schulden umschichten. Beschissene Angelegenheit. Aber sonst kommt die Bank vorbei und enteignet das Grundstück, und dann wäre der Mietvertrag für die Tonne.«
    »Warum verkaufst du nicht deinen kleinen schwarzen Luxusschlitten?«, wollte der Präsident wissen. »So ein Cabrio ist auch nicht billig.«
    »Wenn ich mir so ein Ding leisten könnte, hätte ich keine Probleme. Nee, der gehört einer Bekannten.« Wencke schaute noch immer diesen
Patch Blacky
an. Er hatte taubengraue Augen, ganz hell, ganz anders als Axels kastanienbrauner Blick. »Ich könnte auch das Grundstück hier verkaufen. Seit die hinter dem Hotel bauen, sind einige Leute ganz scharf auf meine paar Quadratmeter. Aber ich will das nicht, irgendwie hänge ich an dem Fleckchen Erde, und wenn ich mir vorstelle, dass die hier dann so spießige Reihenhäuser hochziehen   …«
    Als ihr Gegenüber auf einmal lächelte, wäre sie vor Schreck fast vom Stuhl gekippt.
    »Zwei Wochen«, sagte er, und der Tonfall machte deutlich, dass er es gewohnt war, Vorschläge zu machen, die von jedem sofort akzeptiert wurden.
    »Aber
Patch
«, wagte der Schatzmeister

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