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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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trotzdem leisen Widerspruch. »Wir wollen hier alles aufbauen und so weiter. Da stört jede herumstehende Nase auf dem Grundstück. Außerdem brauchen wir das Gartenhäuschen als Lagerraum.«
    »Ich kann mich gern nützlich machen«, schlug Wencke vor. »Kochen oder putzen oder   …«
    »So weit kommt’s noch«, knurrte der Schatzmeister.
    |98| Doch dieser
Patch
ließ sich nicht von ihm beeindrucken und taxierte mit seinem seltsam intensiven Blick etwas, was noch gar nicht vorhanden war. Oder vielleicht doch?
    Wencke musste zugeben, es passierte gerade etwas mit ihr. Das war doch schon fast komisch, ein Oberrocker mit eigenem Fitnesscenter brachte sie aus dem Gleichgewicht. Nein, sie fing sich sofort wieder, musste sie schließlich, Boris und Kalle hatten sie immerhin gewarnt, sie wusste Bescheid. Sie kannte die Ansichten, die Männer wie dieser
Patch
hatten. Na warte, was du kannst, kann ich auch! Es kostete etwas Überwindung, aber dann hielt sie dem Augenkontakt stand. Wer zuerst blinzelt, hat verloren.
    »Was ist los, Christine?«, fragte er – und schloss für einen Moment die Augenlider.
    Wencke nutzte die inzwischen aufgestaute Tränenflüssigkeit für einen verzweifelten Gesichtsausdruck. »Mein Gott, kapiert ihr das nicht? Die Bank sitzt mir verdammt noch mal im Nacken. Ich brauche so Pächter wie euch. Mit dem Vertrag in der Tasche kann ich dann zur Bank und meine Kredite umschulden   …« Erst wollte sie schluchzen, aber dann kam ihr das doch etwas übertrieben vor. Christine Frey war schließlich eine lässige Frau, nervlich und finanziell am Ende, aber lässig. »Ich nerv auch nicht und lass euch in Ruhe. Aber ein paar Tage brauch ich einfach…«
    Nikola Kellerbach seufzte und schaute demonstrativ auf die Uhr. Der Präsident, der in dieser Angelegenheit noch kein Machtwort gesprochen hatte, zündete sich wieder eine Zigarette an, dieses Mal, ohne Wencke eine anzubieten, zum Glück. »Wir müssen da intern drüber reden«, entschied er schließlich.
    Wencke erhob sich artig. »Dann warte ich mal draußen.« Sie entschied sich für einen mittelschnellen Abgang durch die Vordertür. Direkt neben der Hufeisenwand ließ sie sich auf |99| den Stufen nieder und schaltete unauffällig das Empfangsgerät ein. Es war klar, jetzt würde sich zeigen, ob sie ihren Job überzeugend erledigt hatte oder nicht. Ob ihr kleiner Ausflug in eine andere Identität weiterging oder sie noch heute Abend vor Axels Tür stehen würde, um Emil zum Zelten abzuholen. Eine Prognose vermochte sie nicht zu stellen. Dem Schatzmeister war die ganze Zeit über das Misstrauen ins Gesicht geschrieben gewesen, und auch Nikola Kellerbach hatte nicht so gewirkt, als würde sie das alles für ein ordentliches Geschäft halten. Lediglich dieser
Patch Blacky –
meine Güte, was für ein beängstigend unbegreiflicher Typ – konnte sich anscheinend vorstellen, auf Wenckes Forderung einzugehen. Und gerade ihm hätte Wencke am ehesten zugetraut, das Ganze zu durchschauen. Er wirkte intelligent, ein Menschenkenner – eine typisch bauchgesteuerte Einschätzung, schließlich hatten sie sich gerade mal zehn Minuten gegenübergesessen.
    Die kleinen Stöpsel im Ohr rauschten, wahrscheinlich bewegte sich gerade Kalles Zopf, doch dann verstand sie ein paar Worte. Der Präsident hielt eine Rede über die strengen Regeln, die man als
Devil Dove
in Sachen Diskretion einzuhalten hätte. Der Schatzmeister stimmte vollmundig zu. Kalle machte sich für seine alte Bekannte Christine stark und musste sich einem Fragengewitter stellen, das er recht souverän meisterte.
    »Sie ist ein bisschen dämlich, Leute. Und sie braucht Kohle. Für unsere Geschäfte interessiert sie sich einen Scheißdreck, die hat genug mit ihrem eigenen Mist zu tun, glaubt mir.«
    »Ich finde sie ein bisschen strange.« Das war die Stimme des muffigen Zahlenmeisters. »Und ziemlich blass, dafür, dass sie auf Malle arbeitet.«
    »Aber hallo, und wie die arbeitet! Die hat keine Zeit, sich in der Sonne rösten zu lassen.« Bravo, Kalle!
    »Trotzdem, irgendwie stimmt was nicht mit ihr. Diese ewige Siezerei, und kein einziges Tattoo am Körper   …
    |100| »Hast du sie schon überall gesehen, hm?« Kalle lachte, und die anderen stimmten mit ein. Wahrscheinlich hatte er eine Geste gemacht, die andeuten sollte, wo Christine Frey ihre permanenten Körpermalereien versteckt hielt.
    Irgendwo im Hotel saßen zwei Kollegen vom LKA und hörten mit. Aber sicher konnte Wencke nicht sein. Letzten

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