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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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Kaninchenstall, die Eimersammlung und einen Haufen muffiger Satteldecken schleunigst nach draußen befördert hatte. Bettzeug hatte sie zum Glück von zu Hause mitgebracht, der Geruch ihres Kissens erinnerte sie mit einem kleinen, sanften Piksen an Emil, der ihr jetzt am Morgen, nach dem Aufwachen, immer besonders fehlte. Eine saubere Sofadecke war über die Couch drapiert, und nachdem zwei Stunden gelüftet worden war und der Staubsauger alle Ritzen und Ecken kennengelernt hatte, versprühte das Zimmerchen den Charme einer ostdeutschen Datsche; Ostalgiker hätten für eine solche Übernachtung vielleicht sogar Geld bezahlt.
    Fast kam bei Wencke Urlaubsstimmung auf. Bis sie die paar Schritte zum Waschbecken schlurfte und ihr Spiegelbild sah. Schwarze Haare! Überall noch einen Zentimeter kürzer, als sie ohnehin schon gewesen waren. Auch dunkle Augenbrauen und Wimpern hatte der eifrige Frisör, den sie irgendwo zwischen Ostfriesland und Mecklenburg-Vorpommern ganz zufällig ausgesucht hatte, ihr verpasst. Schlecht sah das nicht aus, aber sie erkannte sich kaum wieder.
    »Guten Morgen, Christine!«, begrüßte sie ihr Gegenüber.
    »Haben Sie etwas gesagt?«, kam eine Stimme aus dem Ohrstöpsel. Wie beruhigend, die Jungs von der Technik saßen also noch immer einsatzbereit vor dem Funkgerät. Wencke mochte nicht daran denken, welche Geräusche sie heute Nacht von sich gegeben hatte, Emil behauptete, dass sie manchmal mit den Zähnen knirsche.
    »Alles in Ordnung! Ich bin eben erst aufgewacht.«
    »Wir treffen uns um elf im Hotel. Ist das in Ordnung?«
    »Das schaffe ich locker. Irgendetwas Neues?«
    »Diese Frage müssten Sie Bellhorn stellen. Aber der ist gerade ermittlungstechnisch unterwegs.«
    »Bis gleich!« Wencke räumte die Reisetasche aus. Einen |131| Schrank gab es nicht, also hängte sie die neu erstandenen Klamotten an die Garderobenhaken neben der Tür. Drei enge Jeans in gekonntem Used-Look, denen man hoffentlich nicht ansah, dass sie allesamt ungetragen waren. Schwarze Tops, schwarze Neckholder, schwarze Sweatjacke. Doch nicht alles war neu und noch mit Etikett versehen, sie hatte gestern auf dem Weg nach Schwerin noch einen Abstecher nach Worpswede gemacht, wo ihre Mutter – wenn sie nicht gerade in der Toskana unterwegs war – in einer Künstler-WG lebte. Und tatsächlich, auf dem Dachboden des Hofes hing ein ganz besonderes Teil: Wenckes alte Lederjacke, die sie als Abiturientin auf Anti-Atomkraft-Demos getragen hatte. Und sie passte auch noch! Das hatte ihr enormen Auftrieb verliehen. Sie fühlte sich so jung wie lange nicht mehr, da machte es auch nichts, dass das Klo in dieser Hütte nicht gerade auf dem modernsten Stand war.
    Doch Wencke hätte jetzt gern eine lauwarme Dusche genommen. Für eine kalte fühlte sie sich nicht tough genug, es gab hier aber nur einen Wasserschlauch an der Außenwand. Gleich würde sie sich auf den Weg zu Boris machen, der da so hübsch komfortabel in seinem Hotelzimmer saß. Er würde bestimmt Erbarmen haben und ihr sein schickes Marmorbad zur Verfügung stellen. Jetzt musste erst einmal eine Handvoll Wasser reichen.
    Und ein bisschen Morgenluft.
    Sie zog sich die Turnschuhe an, stieß die Brettertür auf und wurde von der Sonne geblendet. Deswegen erkannte sie erst auf den zweiten Blick, was in dieser Nacht um sie herum geschehen war. Die Jungs hatten nicht zu viel versprochen: Die Berge aus Schrott und anderem Müll waren geschrumpft oder gänzlich verschwunden, der mit löchrigen Steinen gepflasterte Weg von hier zum Clubhaus war freigeräumt. Und das Gebäude selbst – das war fast nicht zu glauben – erstrahlte in |132| einem satten, einheitlichen, plakativen Blau. Von den Fenstern war nichts mehr zu sehen, an ihre Stelle waren passgenau weiße Holzbretter angebracht worden, auf denen die unsagbar hässliche tote Taube an ihrem Kreuz hing. MC
Devil Doves, Chapter Nord-Ost –
das Schild über der Tür machte klar, wer hier nun die Hausherren waren.
    Respekt, die Rocker mussten tatsächlich die ganze Nacht hindurch geackert haben. Und jetzt waren sie – bis auf drei junge Kerle, die das Grundstück bewachten – verschwunden. Wahrscheinlich gingen sie zu dieser Zeit ihren Brotberufen nach, kochten Kantinenessen, verkauften Motorradteile, erzogen Kindergartenkinder oder tätowierten Arschgeweihe. Wencke hatte gestern mit einigen gesprochen und war überrascht gewesen, wie bunt diese Truppe gemischt war.
    Dagegen erschien das LKA Hannover mit seinen braven

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