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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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Ahnung. Lass uns mit anderen Fragen weitermachen.«
    Christine blieb bei ihrer lässigen Ruhe und ging einfach weiter geradeaus. »Wie wurde Kellerbach ermordet?«
    »Wahrscheinlich erstochen.«
    »Warum wahrscheinlich?«
    »Die Leiche ist bislang unauffindbar, aber die rote Pfütze spricht eine eindeutige Sprache. Nur tödliche Stich- oder Schnittverletzungen führen zu einem solchen Blutverlust. Danach wurde das Opfer mit dem Ruderboot über den See gebracht. Dort verliert sich jede Spur.«
    »Warum wurde die Leiche weggebracht?«
    »Och nö!« Nicht diese alte Frage.
    Aber Christine ließ nicht locker. »Im Krieg werden doch die getöteten Feinde ausgestellt, als Abschreckung sozusagen, oder nicht?«
    »Ja, das stimmt. Deswegen glaube ich auch nicht daran, dass die
G-Point -Gangster
den Mord begangen haben. Sie hätten Kellerbach in seinem Blut liegen lassen und vielleicht sogar |138| noch ein Bekennerschreiben daneben gelegt. Ein Mord ohne Leiche macht bei einem Rockerkrieg keinen Sinn.« Ja, diese Antwort war felsenfest. Auch das Gehabe gestern am Hotel und der Zwischenfall auf der Schlossbrücke hatten Wencke nicht davon überzeugen können, dass es in der Tatnacht zu einem Akt der Lynchjustiz zwischen zwei verfeindeten Männerclubs gekommen war. Ein Motorradkonvoi, aufheulende Pferdestärken und gestreckte Fäuste waren eine andere Geschichte.
    »Hast du schon mal überlegt, ob die
DDs
selbst hinter der Sache stecken?«, versuchte sich Christine nun als Ermittlerin. »Vielleicht ist Kellerbach in Ungnade gefallen und wurde auf diese Weise entsorgt.«
    Wencke schüttelte den Kopf. »Dann wäre der Mord heimlich, still und leise passiert. Und auf keinen Fall auf dem eigenen Grundstück. Die haben sich schon sehr geärgert, dass sie keinen Zutritt zum eigenen Gelände mehr hatten.«
    »Du glaubst also, der Mord war eine Sache zwischen zwei Privatpersonen und hat mit der Rockergeschichte überhaupt nichts zu tun?«
    »Ganz sicher.«
    »Warum?«
    »Der Tatort spricht Bände. Ein absolutes Chaos und in der Mitte eine Insel der Ruhe.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es geht nicht darum, was bei dem Kampf zu Bruch gegangen ist, sondern um das, was stehen blieb. Und da sowohl Wasserflaschen wie Aschenbecher unbeschadet auf dem Tisch und selbst die beiden Stühle auf ihren wackeligen Beinen standen, ist mir ganz klar, es gab eine friedliche Zusammenkunft, die so bedeutungsvoll war, dass der Ort des Treffens nicht zerstört wurde. Die beiden Menschen müssen sich nahegestanden haben. Das Chaos ringsherum ist ganz sicher lediglich eine Inszenierung.«
    |139| »Warum sollte der Mörder so handeln?«
    »Vielleicht mochte er das Opfer und gönnte ihm einen spektakulären Abgang. Leo Kellerbach war schließlich ein Mann, der für seine Streitbarkeit bekannt war.«
    »Und eine simple Beziehungstat wäre unter seiner Würde gewesen?« Christine Frey ließ sich von dieser Erklärung nicht überzeugen, das war offensichtlich. Wencke konnte es ihr nicht mal verübeln. Die Story schien tatsächlich mit heißer Nadel gestrickt.
    Sie überwanden das letzte Gebüsch und hatten schließlich den Innensee erreicht, der weniger urwüchsig war. Nur noch wenige Meter bis zum Hotel, bis zur warmen Dusche und bis zu einem Gesprächspartner aus Fleisch und Blut. Doch Christine war noch nicht bereit, die Fragerei zu lassen. Ihr schien die Rolle als Co-Ermittlerin zu gefallen. »Und was hat es mit diesem Brand auf sich?«
    »Keine Ahnung«, stöhnte Wencke, doch in ihrem Expertinnenhirn arbeitete es bereits wieder. Wer hatte einen Vorteil davon, dass das Clubhaus in Flammen aufgegangen war? »Am ehesten stecken wohl die
Devil Doves
selbst dahinter.«
    »Das glaube ich nicht! Warum sollten sie ihre Bude abfackeln? Das war doch so etwas wie ihr zweites Zuhause   …«
    »Aber sie mussten befürchten, dass die Kripo wegen des Mordes einen Durchsuchungsbeschluss erwirken und dann auf Unterlagen stoßen würde, die besser kein Gesetzeshüter zu Gesicht bekommt. Immerhin gab es ein paar Hinweise, dass in den Nachtclubs illegale Mädchen arbeiten und auch Drogen im Spiel sind. Und irgendwo muss es Akten oder ähnliche Schriftstücke geben, die das beweisen. Jetzt, da der begnadete Anwalt nicht mehr unter ihnen weilt, mussten sie Angst haben, dass die Sachen auffliegen.«
    »Klingt logisch«, gab Christine sich zumindest an dieser Stelle geschlagen. »Trotzdem, die Brüder haben gestern |140| Abend sogar eine kurze Gedenkminute eingelegt, in der sie um

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