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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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drosselte er kaum das Tempo.
    Als sie endlich vor einem schicken neuen Bürogebäude stehen blieben, sendete Wencke ein kleines Dankeschön an ihren Schutzengel, der wohl ziemlich schnell fliegen konnte.
    Das Stadtviertel strahlte Seriosität aus, links und rechts des dreigeschossigen Hauses, das noch keine zehn Jahre alt sein mochte, schmiegten sich niedrige, gekonnt restaurierte Altbauten an die Straße. Hier war mit feiner Hand Stadtplanung betrieben worden, wer in diesem Viertel ein und aus ging, legte Wert auf gediegenes Ambiente.
    Patch
in seiner Rockerkluft wirkte da irgendwie fehl am Platz, doch das schien ihn wenig zu beeindrucken. Er behandelte Wencke wie Luft und hatte es mächtig eilig. Fast rannte er auf die gläserne Tür zu, neben der verschiedene Firmen ihre Logos in eine Marmorsäule eingraviert hatten. Das größte davon verriet, dass hier die Anwaltskanzlei Kellerbach ihrer Arbeit nachging.
    Patch
drückte ungeduldig den Klingelknopf, er fluchte, haute gegen die Glasscheibe, aber allem Anschein nach wollte ihn niemand hereinlassen. Wencke stellte sich hinter ihn. »Was ist denn eigentlich los?«
    |161| Sie erwartete gar keine Antwort, doch
Patch
, der inzwischen bei den anderen Firmen geklingelt hatte, wandte sich ihr zu. »Nikola Kellerbach hat mich um Hilfe gebeten. Sie wurde bedroht. Und wie es aussieht, kommen wir zu spät, sonst hätte sie längst geöffnet.«
    Aus der Sprechanlage kam eine Stimme. »Ja bitte?«
    »Thorsten Schwarz hier. Könnten Sie mich hereinlassen, ich will eigentlich zur Kanzlei, aber da macht niemand auf.« Der Öffner summte,
Patch
warf sich gegen die Tür, dann nahm er auf der Treppe zwei Stufen auf einmal. Wencke rannte ihm hinterher. Im ersten Stock war ein Architekturbüro untergebracht, eine dunkelhaarige Frau stand mit verschränkten Armen im Flur. »Was ist denn da heute los?«, fragte sie und hatte ein wenig Ähnlichkeit mit einer keifenden Putzfrau. »Ich habe eben schon den Öffner gedrückt, weil keiner aufgemacht hat. Und dann war ein Theater da oben! Das geht so nicht weiter, wir müssen hier arbeiten!«
    Patch
würdigte sie keines Blickes. Wencke versuchte es immerhin mit einem entschuldigenden Lächeln.
    »Ich ruf gleich die Polizei«, drohte die Dame erneut, zog sich aber in ihren Flur zurück und schloss mit Schwung die Tür hinter sich.
    Wencke war zu langsam, um sich an
Patchs
Fersen zu heften, so sehr sie sich auch anstrengte. Durch das Treppengeländer konnte sie sehen, dass er bereits oben angekommen war. »Nikola«, rief er. Es klang besorgt.
    Auf dem letzten Treppenabsatz machten sich rote Flecken breit, Wencke wäre fast darüber hinweggestiegen. Drei nicht allzu große, frische Blutflecken, sie hätten auch von minderschwerem Nasenbluten stammen und wenig besorgniserregend sein können, wenn hier nicht ganz klar etwas Ungutes in der Luft gelegen hätte. Instinktiv griff Wencke in die Innentasche ihrer Lederjacke, holte das Pfefferspray heraus und |162| schob es sich in den Ärmel. Die andere Hand fasste nach dem Elektroschocker. Dann nahm sie die letzten Stufen.
    »Nikola!« Dieses Mal war es kein Rufen, sondern ein handfester Schrei.
    Die Tür zur Kanzlei stand halb offen, der schneeweiße Fliesenboden war blutverschmiert. Ein Schuh hatte das Rot verteilt, die Spur zeigte nach innen, also musste sie von
Patchs
Sohle fabriziert worden sein. Die moderne Rezeption war verwaist, ein Blick auf das Schild mit den Öffnungszeiten verriet, warum: Freitagnachmittag keine Sprechzeit. Der Flur maß etwa zehn Meter, und sämtliche Türen waren verschlossen, bis auf die hinterste, in deren Rahmen
Patch
stand. Seine Hände waren besudelt, er hinterließ Abdrücke auf der hellen Tapete.
    »Christine! Komm, schnell! Nikola ist   … Ich weiß es nicht genau, ich glaube, sie ist tot.« Sie wollte zu ihm eilen, doch plötzlich weiteten sich seine Augen, als wäre in Wenckes Rücken ein Inferno losgebrochen »Verdammt, pass auf, hinter dir!«
    Im selben Moment spürte Wencke einen kräftigen Männerarm, der sich um ihren Brustkorb legte und sie nach hinten zog. »Was ist   …?« Mehr konnte sie nicht sagen, ihr wurde etwas in den Mund geschoben, ein kaltes, hartes, metallisch schmeckendes Ding. Der Lauf der Pistole rutschte so weit zwischen ihre Zähne, dass sich ihre Zunge in die kleine Öffnung presste. Sie musste würgen.
    »Schnauze,
Patch
! Sonst wird deine neue Flamme hier genauso schnell gelöscht werden wie deine alte da drinnen im

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