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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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vorstellen: Sie hatten Kalle die Kutte abgenommen, weil er nicht mehr würdig war, die Teufelstaube zu tragen. Und nun würden sie sich daranmachen, ihm auch die anderen Abzeichen zu entfernen   …
    Mist, die LK A-Jungs von der Technik hatten im Hotel anscheinend schon abgebaut und den Funkkontakt unterbrochen. Warum auch immer die Sache aufgeflogen war, für Kalle und Wencke sah es jetzt finster aus. Er musste Verstärkung holen, sofort! Doch die Dicke hatte ihn schon mit sanfter Gewalt wieder Richtung Tresen geschleppt.
    Boris hatte nur eine Chance, er musste mit diesem Mädchen aufs Zimmer und hoffen, dass ihm dort die Möglichkeit blieb, unauffällig zu telefonieren. Wenn Tamara wirklich so eingeschüchtert und naiv war, wie sie sich gab, würde es funktionieren. Sollte das aber lediglich eine Masche sein, um leicht pädophile Freier zu begeistern, wäre er aufgeschmissen.
    »Zimmer drei«, sagte die Barfrau und gab Tamara einen Schlüssel, an dem stilecht ein kleines rosa Pferdchen baumelte. »Das ist unser Schulmädchenparadies.« Boris hätte kotzen können.
    Sie gingen in den ersten Stock, das Licht war hier weniger hektisch, und die Musik hatte nun auch eine erträgliche Lautstärke. |174| Tamara nahm seine Hand. An ihren Fingern waren Ringe wie aus dem Kaugummiautomaten. Trotz der Hitze war ihr Griff kalt, als hätte sie dringend Handschuhe benötigt. Das war ein gutes Zeichen, sie schien wirklich aufgeregt zu sein. Gern hätte Boris sie beruhigt, ihr gesagt, dass sie von ihm nichts zu befürchten habe. Doch auch hier oben saßen Frauen und Männer, die ihnen neugierig hinterherstarrten, als sie im Zimmer drei verschwanden. Tamara drückte einen Knopf, und die rote Lampe vor der Tür leuchtete auf. Ein letzter Blick in den oberen Flur verriet Boris, dass derzeit sechs Zimmer belegt waren. Sechs Liebesdienstleistungen wurden hier in diesem Moment geboten. Unvorstellbar, fand Boris. Wer ließ sich bloß von einem solchen Ausbund an Geschmacklosigkeit zum Sex animieren?
    Tamara machte die Tür hinter sich zu und zog sich sofort das enge T-Shirt über die Zöpfe. Er traute sich kaum, die Einrichtung näher zu betrachten. Die rosa Blümchentapete und das ähnlich kolorierte Himmelbett waren scheußlich genug.
    Boris verspürte sämtliche körperlichen Alarmsignale, die die Evolution für den Fall der plötzlichen Lebensgefahr bereithielt. »Ich   … Ich gehe erst einmal ins Bad, okay?«
    Tamara nickte und ließ das kurze Röckchen über die Hüfte fallen.
    Das Bad war winzig und hatte kein Fenster. Er ließ das Duschwasser laufen und betätigte pro forma die Toilettenspülung. Das Handy zeigte nur einen erbärmlichen Balken auf dem Empfangsstatus. Wahrscheinlich müsste er in den Apparat schreien, damit ihn überhaupt jemand verstand. Und dann würde Tamara alles mitbekommen. Also entschied Boris sich für eine eilige SMS:
s chnell einsatzwagen hot lady – kalle aufgeflogen – vielleicht auch wencke – bin in zimmer 3 – boris
    Die Nachricht schickte er an alle gespeicherten Handynummern, von deren Besitzern er sich schnelle Hilfe versprach: |175| Tilda Kosian, die beiden Technikmänner Wilkens und Fuchs, den Schweriner Kollegen Steffen Jolters. Einer von ihnen würde hoffentlich reagieren. Auf die Top-Secret-Geheimhaltung pfiff er in diesem Moment, es ging immerhin um ein Menschenleben. Boris wusste, was Rocker mit Verrätern wie Kalle anzustellen pflegten.
    Es klopfte an der Tür. »Bist du fertig?«, fragte Tamara. »Zeit läuft, du weißt. Zwanzig Minuten fünfzig Euro.«
    »Alles klar! Ich beeile mich!«, rief Boris, zog sich aus, stellte sich unter die viel zu heiße Dusche und ließ sich eine Portion Seife in die Hand tropfen, damit er auch roch, als habe er ausgiebig den Körper gepflegt. Dann griff er nach dem bereitgelegten Handtuch und rieb sich die Feuchtigkeit von der Haut.
    »Soll ich trocken machen?«, kam das Angebot von Tamara. »Sauber machen kostet zehn Euro extra. Ich mache schön sanft oder ganz hart, wie du willst.«
    Du meine Güte, in was hatte er sich da nur hineinmanövriert. Unten wurde einer seiner Männer gerade gehäutet, und er musste sich entscheiden, ob er sich für zehn Euro von einer Möchtegern-Lolita abrubbeln ließ. Er entschied sich, das Geld später lieber für einen guten Zweck zu spenden, und trat – das Badetuch um die Hüfte geschwungen – in das Zimmer. Tamara war bis auf ein hellblaues Höschen nackt und saß schüchtern auf der Bettkante. Er setzte sich

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