Tauchstation
als gäbe es jeden Tag ein neues Problem. Es ist ein nicht endender Kampf. Heute Morgen habe ich dann erfahren, dass ich auf Grund des derzeitigen Nachfragemangels nach neuen Körpern nur noch vier Jahre auf einen neuen warten muss. Aus irgendeinem Grund scheint dieser Tage niemand zu sterben.«
»Nur noch vier Jahre!«, unterbrach Arak erstaunt. »Das ist ja wunderbar! Ich habe mich schon gefragt, warum du dich plötzlich so schnell umentschieden hast. Schließlich hast du mir vergangene Woche noch erzählt, du wolltest noch ein paar Jahre warten.«
»Das stimmt«, entgegnete Reesta. »Irgendwie passt ei nem der Zeitpunkt ja auch nie so richtig. Ich habe die Sache immer vor mir hergeschoben, das muss ich zugeben. Aber dieses Angebot kann ich natürlich nicht ausschlagen – nur noch vier Jahre bis zum Ausfall! Das stelle man sich vor!«
»Entschuldigen Sie bitte«, mischte Perry sich ein. »Ich fürchte, Sie haben mich ein wenig verwirrt. Darf ich fragen, wie lange die Menschen in Interterra normalerweise leben?«
»Das kommt darauf an, wovon wir reden«, erwiderte Reesta mit einem Zwinkern. »Was die Lebenserwartung betrifft, gibt es einen großen Unterschied zwischen dem Kör per und dem Wesen eines Menschen.«
»Ein Körper funktioniert im Allgemeinen zwischen zwei hundert und dreihundert Jahren«, erklärte Arak. »Aber es gibt auch Ausnahmen.«
»Wie ich schmerzlich erfahren musste«, fügte Reesta hin zu. »Mein jetziger Körper hat nur einhundertundachtzig Jahre seine Dienste erfüllt. Es war der schlechteste, den ich je hatte.«
»Wollen Sie damit andeuten, dass der Dualismus von Leib und Seele in Interterra tatsächlich existiert?«, fragte Suzanne ungläubig.
»O ja«, erwiderte Arak und grinste wie ein stolzer Vater. An Reesta gewandt, fügte er hinzu: »Dr. Newell ist eine echte Schnelldenkerin.«
»Das ist nicht zu übersehen«, stimmte Reesta zu.
»Wovon reden Sie eigentlich?«, erkundigte sich Richard.
»Wenn Sie zugehört hätten, anstatt den Frauen hinterher zu gaffen, würde sich Ihre Frage erübrigen«, fuhr Suzanne ihn an.
»Entschuldigen Sie bitte meine Unaufmerksamkeit!«, konterte Richard mit affektiertem englischem Akzent.
»Was meinen Sie genau, wenn Sie von dem Wesen eines Menschen sprechen?«, fragte Perry.
»Seinen Verstand und seine Persönlichkeit, die Gesamt heit seines mentalen Bewusstseins«, erklärte Arak. »Eben all das, was einen Menschen ausmacht. In Interterra stirbt das Wesen eines Menschen nie. Ist sein Körper zu alt, übertragen wir sein Wesen in einen neuen.«
Suzanne und Perry bestürmten ihn mit Fragen. Irgend wann überließ Perry Suzanne das Reden, bis Arak schließ lich die Hände hob und sie zum Schweigen brachte.
»Vergessen Sie bitte nicht, dass wir hier in eine bedeuten de Feierlichkeit hineingeplatzt sind«, ermahnte er sie. »Dass Sie viele Fragen haben, glaube ich gern. Das war schließlich Sinn und Zweck unseres Besuchs. Aber es wäre äußerst un höflich, diese private Stunde mit langwierigen Erklärungen zu stören. Ich erkläre Ihnen die Einzelheiten später.« An Reesta gewandt, führ er fort: »Vielen Dank, mein Freund. Wir wollen dich jetzt nicht länger aufhalten. Herzlichen Glückwunsch. Ich wünsche dir eine angenehme Ruhe!«
»Nichts zu danken«, entgegnete Reesta. »Es ist mir eine Ehre, dass du unsere Neuankömmlinge hierher gebracht hast. Ihre Anwesenheit verleiht dem Ereignis etwas ganz Besonderes.«
»Wir kommunizieren dann später miteinander«, ver sprach Arak und bedeutete seiner Gruppe, ihm zur Tür zu folgen. »Wann wirst du sterben?«
»Irgendwann nachher«, erwiderte Reesta beiläufig. »Wir haben den Raum für mehrere Stunden. Warte mal, Arak!«
Arak blieb stehen und drehte sich zu seinem Freund um.
»Ich habe eine Idee«, verkündete Reesta aufgeregt. »Vielleicht haben unsere Gäste der zweiten Generation Lust, mich sterben zu sehen.«
»Das ist sehr großzügig von dir«, entgegnete Arak. »Aber wir wollen uns nicht aufdrängen – obwohl es für un sere Gäste natürlich bestimmt sehr aufschlussreich und inte ressant wäre.«
»Ich würde mich freuen, wenn ihr bleiben würdet«, stell te Reesta klar. Er fand seine Idee immer besser. »Ich habe jetzt sowieso genug von der Feierei. Ich bin sicher, dass mei ne Gäste sich auch ohne mich noch eine Weile vergnügen.«
»Dann nehmen wir das Angebot an«, entgegnete Arak und winkte Richard und Michael zurück, die gelangweilt auf dem Flur warteten.
»Hoffentlich
Weitere Kostenlose Bücher