Tauchstation
driten des Gehirns, also den kurzen Fortsätzen einer Ner venzelle, assoziiert, und die sind in unglaublicher Anzahl vorhanden. Wir reden hier von Milliarden Neuronen mit je weils bis zu tausend Fortsätzen.«
»Das sind eine Menge Daten«, stimmte Arak ihr zu, »aber für kosmische Maßstäbe durchaus zu bewältigen. Sie haben natürlich Recht: Die verästelten Fortsätze der Nervenzellen sind von großer Bedeutung. Unsere zentrale Informationsv erarbeitung reproduziert diese Verästelungen, die so ge nannten Dendriten, auf molekularer Ebene, und zwar durch die Verwendung von isomeren, zweifach verbundenen Koh lenstoffatomen. Man muss es sich so vorstellen wie einen Fin gerabdruck. Wir nennen ihn Wesensabdruck.«
»Ich kapituliere«, stöhnte Perry.
»Kein Grund zur Verzweiflung«, versuchte Arak ihn zu ermutigen. »Bald werden Sie all diese Eindrücke in Zusam menhang bringen können. Bei unserem nächsten Besuch wird Ihnen schon einiges klarer werden. Im Zeugungs center sehen Sie nämlich, was wir mit dem Wesensabdruck machen.«
»Was gibt es denn in dem Erdoberflächenmuseum zu se hen, das wir gerade überflogen haben?«, fragte Donald.
Arak zögerte. Die Frage riss ihn aus seinen Gedanken.
»Was ist dort ausgestellt?«, konkretisierte Donald seine Frage. »Ich meine, außer der vom Meerwasser zerfressenen Corvette.«
»Die unterschiedlichsten Dinge«, erwiderte Arak vage. »Eine Ansammlung von Gegenständen, die die Geschichte und Kultur der Menschen der zweiten Generation repräsen tieren.«
»Und woher kommen diese Gegenstände?«, bohrte Do nald weiter.
»Die meisten vom Meeresgrund«, erwiderte Arak. »Vie les ist dort durch Seeunglücke und Kriege gelandet, aber darüber hinaus ist Ihre Zivilisation ja so dumm, den Ozean immer häufiger als Müllhalde zu missbrauchen. Sie würden sich wundern, was Müll alles über eine Kultur aussagen kann.«
»Ich würde das Museum gerne besichtigen«, stellte Do nald klar.
Arak zuckte mit den Schultern. »Wie Sie wollen. Sie sind der erste Gast, der diesen Wunsch äußert. Angesichts der sensationellen Dinge, die Interterra Ihnen zu bieten hat, verwundert mich Ihr Interesse allerdings ein bisschen. In dem Museum gibt es mit Sicherheit nichts, das Sie nicht be reits kennen.«
»So unterschiedlich sind die Menschen eben«, entgegne te Donald lakonisch.
Ein paar Minuten später setzte das Lufttaxi die Gruppe am Eingang zum Zeugungscenter ab. Es befand sich in ei nem Gebäude, das an den Parthenon erinnerte, außer dass es schwarz war. Als Perry auf die Ähnlichkeit hinwies, er klärte Arak, dass es sich dabei genauso verhalte wie mit dem Zerberus, den die Griechen von den Interterranern über nommen hatten. Das Zeugungscenter von Interterra gebe es bereits seit mehreren Millionen Jahren.
Wie das Todescenter befand sich auch dieses Gebäude in einem eher dünn besiedelten Stadtteil. Trotzdem kamen im Handumdrehen etliche neugierige Interterraner ebenso herbeigeeilt, um die Menschen der zweiten Generation aus nächster Nähe zu bestaunen. Arak musste Richard und Michael wieder wie ein Bodyguard abschirmen und zur Ein gangstür und außer Reichweite der Menschen der ersten Generation geleiten, die den beiden begeistert die Hände entgegenstreckten.
Das Innere des Gebäudes unterschied sich krass von dem des Todescenters. Wie die Bungalows und Pavillons des Be sucherpalastes war alles hell und in Weiß gehalten. Außer dem sah man deutlich mehr Arbeiterklone emsig hin und her huschen.
Arak führte seine Begleiter in einen Nebenraum, in dem jede Menge kleiner Behälter aus rostfreiem Stahl nebenei nander standen, die Suzanne an Miniatur-Brutschränke: erinnerten. Sie waren durch diverse Leitungen miteinander verbunden, und das Ganze sah aus wie ein High-Tech- Fließband. Die Luft in dem Raum war warm und feucht. Arbeiterklone überwachten die zahlreichen Messinstrumen te und Anzeigen.
»Dies ist zwar nicht unbedingt der interessanteste Be reich des Zeugungscenters«, erklärte Arak, »aber es kann nicht schaden, wenn wir mit der Entstehung beginnen. Die se Behälter enthalten ovariales und testikuläres Zellgewebe. Wir entnehmen ungezielt Eizellen und Spermien, analysie ren die Chromosomen auf molekulare Unvollkommenhei ten und unterziehen diese einer mikrosomalen Zentrifugation. Anschließend werden die so gewonnenen Keimzellen untersucht und, sofern sie einwandfrei sind, zur Befruch tung freigegeben. Wenn Sie wollen, können Sie gern einen Blick durch das
Weitere Kostenlose Bücher