Tauchstation
bereits zu spät...
»Ach du heilige Scheiße!«, entfuhr es ihm, während er aus dem Bett sprang. Wie befürchtet stand Mura vor der ge öffneten Kühlschranktür und hielt sich die Hand vor den Mund. Blankes Entsetzen stand ihr im Gesicht geschrieben.
Das Innere des Kühlschranks bot einen grausigen An blick: Sarts gefrorenes, bleiches Gesicht umgeben von Do sen und Behältern.
Michael eilte zu Mura und schloss sie in seine Arme. Ihre Beine sackten weg, und sie wäre zu Boden gesunken, wenn er sie nicht festgehalten hätte.
»Mura, hör mir zu!«, flehte Michael. »Ich kann dir alles erklären.«
Als sie ihr Gleichgewicht wiederfand, befreite sie sich aus seiner Umarmung, griff mit zitternden Händen in den Kühlschrank und berührte Sarts Wange. Sie war fest wie ein Stück Holz und kalt wie Eis. »Oh, nein!«, jammerte sie, umfasste mit beiden Händen ihre eigenen, blutleeren Wan gen und zitterte, als ob plötzlich ein eisiger Wind durch den Raum fegte. Als Michael Anstalten machte, sie erneut zu umarmen, drückte sie ihn weg. Sie wollte Sarts Gesicht auf keinen Fall aus den Augen verlieren. So furchtbar der Anblick auch war – sie konnte einfach nicht wegsehen.
Von Panik ergriffen, kniete Michael sich vor den Kühlschrank und stellte die herausgefallenen Sachen in Windes eile zurück an Ort und Stelle. Im Nu ließ er den Totenschä del wieder hinter Dosen und Essensbehältern verschwinden. »Bitte, beruhige dich doch!«, redete er nervös auf Mura ein.
»Was ist mit seinem Wesen geschehen?«, wollte Mura wissen. Allmählich kehrte das Blut zurück in ihre Wangen und ließ sie knallrot anlaufen. Ihre anfängliche Panik und Bestürzung verwandelten sich in Zorn.
»Es war ein Unfall«, stellte Michael klar. »Er ist hingefal len und hat sich den Kopf gestoßen.« Er versuchte sie an sich zu ziehen, doch sie wich zurück und hielt ihn sich vom Leibe.
»Aber was ist mit seinem Wesen?«, wiederholte Mura ih re Frage, obwohl sie in ihrem tiefsten Inneren bereits die grausige Wahrheit kannte.
»Er ist tot, verdammt noch mal!«, fuhr Michael sie an.
»Dann ist sein Wesen also verloren!«, brachte sie traurig hervor. Ihr Anflug von Wut wich tiefem Kummer. Ihre sma ragdgrünen Augen füllten sich mit Tränen.
»Hör mir zu, Baby«, bat Michael halb besorgt und halb wütend. »Der Junge ist leider tot. Aber es war ein Unfall. Du musst dich jetzt zusammenreißen.«
Je deutlicher die furchtbare Tragödie in ihr Bewusstsein drang, desto heftiger musste Mura schluchzen. »Ich muss sofort dem Ältestenrat davon berichten.« Sie drehte sich um und ging zur Tür.
»Nein!«, quietschte Michael. »Warte!« Vollkommen in Panik, eilte er hinter ihr her, um sie festzuhalten. »Lass uns darüber reden.« Er hielt sie mit beiden Händen fest.
»Lass mich los!«, schrie Mura und versuchte, sich aus sei ner Umklammerung zu befreien. »Ich muss die Katastrophe melden!«
»Nein!«, beharrte Michael. »Wir müssen reden.« Er muss te sie mit aller Gewalt festhalten, damit sie ihm nicht entkam.
»Lass mich sofort los!«, jammerte sie zwischen zwei Schluchzern. Schließlich schaffte sie es, wenigstens einen ih rer Arme zu befreien.
»Schrei nicht so laut!«, fuhr Michael sie an. In der Hoff nung, ihren hysterischen Anfall zu beenden, schlug er ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Doch anstatt zu verstum men, riss sie den Mund auf und stieß einen ohrenbetäuben den Schrei aus. Aus Angst vor den unabsehbaren Folgen ih res Gebrülls presste er ihr die Hand auf den Mund – doch vergebens. Mura war eine große, starke Frau; mit einer ge schickten Drehung befreite sie sich aus seiner Umklamme rung und stieß einen weiteren gellenden Schrei aus.
Mit einiger Mühe schaffte es Michael, ihr erneut den Mund zuzuhalten, doch was er auch machte – er konnte sie nicht zum Schweigen bringen. Instinktiv zerrte er sie schließlich zum tiefen Ende des Swimming-Pools und warf sich mit ihr ins Wasser. Doch nicht einmal der plötzliche Sprung in den Pool vermochte ihre Schreie zu unterdrü cken. Schließlich fiel ihm nichts Besseres mehr ein, als ihren Kopf unter Wasser zu drücken.
Sie kämpfte und strampelte, und als er sie zum Luftholen auftauchen ließ, schrie sie erneut Zeter und Mordio. Sofort drückte Michael ihren Kopf wieder unter Wasser, doch dies mal hielt er ihn so lange unten, bis ihr Widerstand erlahmte und schließlich ganz aufhörte.
Aus Angst, dass sie ein weiteres Mal hochschießen und losschreien würde, lockerte er
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