Tauchstation
ir gendwann sein Gleichgewichtssinn gemeldet, hätte er noch stundenlang weiter herumwirbeln und tanzen können.
Doch plötzlich fühlte er sich schwindlig und stoppte seine wilden Drehbewegungen. Seine Umgebung drehte sich je doch unaufhörlich weiter. Er taumelte nach rechts und ver suchte vergeblich, das Gleichgewicht zu halten. Im nächsten Moment sackten ihm die Beine weg, und er fiel zu Boden. Mura ließ sich mit ihm fallen, und sie lachten sich halb tot. Schließlich rafften sie sich wieder auf und schwankten auf sei nen Bungalow zu. Drinnen angekommen, waren sie beide außer Atem.
»Und jetzt?«, japste Michael. Er hatte ein paarmal tief Luft geholt, fühlte sich jedoch immer noch, als ob er auf Wolken schwebte. Er betrachtete Mura in ihrem katzenhaf ten Gewand und bebte vor Verlangen. »Was möchtest du zuerst machen? Schwimmen?«
Sie sah ihn aufreizend an und schüttelte den Kopf. »Nein, jetzt ist mir nach etwas anderem zu Mute. Gestern Abend warst du ja zu erschöpft, um mit mir intim zu sein. Du hast mich weggeschickt, bevor ich dich glücklich ma chen konnte.«
»Aber das stimmt doch gar nicht«, versicherte Michael. »Ich war so glücklich wie noch nie.«
»Du meinst, Sart hat dich glücklich gemacht?«
»Zum Teufel – nein!«, fuhr er sie an. Er nahm ihr die Be merkung ziemlich übel. »Was für eine Frage!«
»Reg dich doch nicht auf!«, bat Mura. Sie war bestürzt, wie heftig Michael auf ihre Frage reagierte. »Ich will euch doch nichts unterstellen. Außerdem ist absolut nichts dage gen einzuwenden, mit beiden Geschlechtern seine Freude zu haben.«
»Doch!«, brauste Michael auf. »Es ist widerwärtig.«
»Michael, bitte!«, versuchte Mura ihn zu beruhigen. »Du bist ja total aufgewühlt. Was ist denn los?«
»Ich bin nicht aufgewühlt!«, beharrte er laut.
»Hat Sart irgendetwas getan, womit er dich wütend ge macht hat?«
»Nein«, erwiderte er nervös. »Es ist nichts weiter vor gefallen.«
»Aber irgendetwas hat dich doch aufgebracht«, stocherte Mura weiter. »Ist Sart die Nacht über geblieben? Ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen.«
»Nein, natürlich nicht«, stammelte Michael. »Er ist bald nach dir gegangen. Richard hat sich für sein aufbrausendes Verhalten bei ihm entschuldigt, und das war’s. Ein netter Junge.«
»Warum hat Richard ihn eigentlich so angefahren?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Michael genervt. »Müssen wir jetzt den ganzen Abend über Sart reden? Ich dachte, du wärst wegen mir gekommen.«
»Bin ich auch«, flüsterte Mura. Sie kuschelte sich an ihn und streichelte seine Brust. Unter ihrer Hand spürte sie sein rasendes Herz. »Ich glaube, du hattest einen anstrengenden Tag. Wir sollten jetzt dafür sorgen, dass du dich entspannst. Ich habe eine gute Idee.«
»Was denn?«
»Leg dich aufs Bett«, forderte Mura ihn auf. »Ich massie re dich.«
»Das hört sich schon besser an.«
»Sobald du entspannt bist, nehmen wir das Caldorphin und drücken unsere Handflächen.«
»Super«, entgegnete Michael. Allmählich fing er sich wieder. »Worauf warten wir noch?«
»Ich bin sofort wieder da«, versprach Mura und stupste ihn sanft in Richtung Bett. Michael befolgte ihre Aufforde rung und legte sich auf die weiche Tagesdecke.
Mura ging zum Kühlschrank, um sich ein Erfrischungs getränk zu holen. Sie sprach die Anweisung zum Öffnen der Tür direkt in den Empfänger, so konnte sie den Befehl flüs tern und musste Michael nicht stören. Sein kleiner Zornes ausbruch hatte ihr klar gemacht, dass seine Nerven zum Zerreißen gespannt waren und er jede erdenkliche Zuwen dung brauchte. Aus Erfahrung wusste sie, wie schnell die Menschen der zweiten Generation sich manchmal über die seltsamsten Dinge aufregten.
Sie wunderte sich, wie voll der Kühlschrank war. »Das gibt’s doch gar nicht! Was hortest du denn da alles?«
Muras Nerverei wegen Sart hatte Michaels Leidenschaft deutlich abgekühlt. Statt in freudiger Erwartung auf dem Bauch liegend vor sich hin zu träumen und auf die Massage zu warten, musste er plötzlich über die Diskussion beim Abendessen nachgrübeln. Dass sie Interterra womöglich nie wieder verlassen konnten, beunruhigte ihn zutiefst. In Ge danken versunken, registrierte er Muras Bemerkung über den vollen Kühlschrank erst, als er von einer Ladung zu Bo den krachender Getränkedosen und Essensbehälter und ei nem darauf folgenden Luftschnappen hochgeschreckt wur de. Erst in diesem Augenblick fiel ihm Sarts Leiche ein, doch da war es
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