Tauchstation
dass ein derartiges Renom mee nicht aus der Luft gegriffen ist und die Fähigkeiten eines Menschen verlässlich testiert.«
»Wenn Sie meinen«, entgegnete Suzanne. Darüber woll te sie unter den gegebenen Umständen gewiss nicht strei ten. »Was wollen Sie also von mir wissen?«
»Zunächst möchte ich mich vergewissern, dass man Sie darüber informiert hat, dass unsere Umwelt absolut frei ist von den bei Ihnen verbreiteten Bakterien und Viren«, be gann Ala.
»Ja«, versicherte Suzanne. »Darüber hat Arak uns in Kenntnis gesetzt.«
»Dann können Sie sich vermutlich vorstellen, was für ei ne Katastrophe es für uns bedeuten würde, wenn unsere Zi vilisation von einer Zivilisation wie der Ihren entdeckt wer den würde.«
»Ihre Angst vor einer Kontamination kann ich nachvoll ziehen«, entgegnete Suzanne. »Dass ein Kontakt unweigerlich in einer Katastrophe enden würde, glaube ich allerdings nicht, erst recht nicht, wenn man entsprechende Sicher heitsvorkehrungen treffen würde.«
»Darüber wollen wir jetzt nicht diskutieren«, stellte Ala klar. »Sie sind sich doch sicher bewusst, dass Ihre Zivilisati on sich immer noch in einem sehr frühen Stadium der gesellschaftlichen Entwicklung befindet. Die Hauptantriebs kraft der Menschen der zweiten Generation ist nacktes Ei geninteresse, und Gewalt ist an der Tagesordnung. Das Land, aus dem Sie kommen, ist sogar besonders primitiv, weil es jeder x-beliebigen Person gestattet, eine Waffe zu besitzen.«
»Man könnte es auch so sagen«, schaltete sich Ponu ein. »Meine geschätzte Ratskollegin will andeuten, dass die Gier Ihrer Mitmenschen nach unserer Technologie im Falle einer Entdeckung Interterras vermutlich so groß wäre, dass unsere Interessen vollkommen ins Hintertreffen geraten würden.«
»Genau«, stimmte Ala ihm zu. »Und ein solches Risiko können wir nicht eingehen. Wir gehen davon aus, dass die Menschen der zweiten Generation noch mindestens weitere fünfzigtausend Jahre brauchen, bis sie sich ein wenig zivilisierter verhalten. Vorausgesetzt natürlich, sie zerstören sich und ihre Umwelt nicht vorher.«
»Okay«, entgegnete Suzanne. »Wie Sie bereits klarstell ten, wollen wir darüber heute nicht diskutieren. Sie haben mich überzeugt, dass die Zivilisation, der ich entstamme, Ihrer Meinung nach eine Gefahr für Ihre Welt darstellt. Wenn wir das als gegeben voraussetzen – was wollen Sie von mir wissen?«
Für eine Weile sagte niemand ein Wort. Suzanne ließ ih ren Blick zwischen Ala und Ponu hin und her schweifen. Als keiner der beiden antwortete, sah sie die anderen an. Doch auch sie schwiegen und zeigten keine Regung. Rat los sah Suzanne Arak und Garona an. Garona lächelte ihr aufmunternd zu. »Und. ..?«, fragte sie schließlich an Ala gewandt.
Ala seufzte. »Ich würde Ihnen gerne eine direkte Frage stellen. Eine Frage, deren Antwort wir fürchten. Also – wir wissen, dass man in Ihrer Welt in den vergangenen Jahren etliche Tiefseebohrungen durchgeführt hat, wie es scheint, aufs Geratewohl. Da wir nicht wissen, mit welchem Ziel Sie die Bohrungen durchführen, haben wir Ihre Aktivitäten mit wachsender Sorge beobachtet. Dass Sie nicht nach Öl oder Erdgas bohren, wissen wir; in den Gegenden, in denen Sie gebohrt haben, gibt es keine Erdöl- und Gasvorkommen. Natürlich haben wir, wie wir es seit jeher tun, Ihre Kommu nikationssysteme abgehört und überwacht, doch leider oh ne Erfolg. Wir wissen bis heute nicht, was es mit diesen Bohrungen auf sich hat.«
»Sie wollen wissen, warum wir mit der Benthic Explorer den Unterwasserberg angebohrt haben?«, fragte Suzanne.
»Ja«, erwiderte Ala. »Und Ihre Antwort interessiert uns brennend. Sie haben nämlich direkt über einem unserer ver alteten Ausreisehäfen gebohrt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie diese Stelle rein zufällig gewählt haben, halten wir für extrem gering.«
»Es war wirklich kein Zufall«, gestand Suzanne. Sie hatte die Worte kaum ausgesprochen, als die Ratsmitglieder aufgeregt miteinander zu tuscheln begannen. »Lassen Sie mich kurz zu Ende reden«, bat Suzanne. »Der Grund, weshalb wir Bohrungen an dem Unterwasserberg vorgenommen haben, war einzig und allein der, dass wir wissen wollten, ob wir auf diesem Weg direkt in die Asthenosphäre gelangen können. Die Daten unseres Echolots haben darauf hinge deutet, dass es sich bei dem Unterwasserberg um einen ru henden Vulkan handelt, dessen Magmakammer mit Lava von niedriger Dichte gefüllt ist.«
»Hatte Ihre
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