Tauchstation
Bronzetüren zu. In die Verkleidung einer jeden Tür war ein Symbol eingearbeitet, das Suzanne sofort erkannte: ein Anchkreuz, das alte ägyptische Symbol für Leben. War dies nicht ein weiterer Beweis dafür, dachte Suzanne, dass es in der Antike tatsächlich einen Informationsaustausch zwischen den Interterranern und Menschen der zweiten Generation gegeben haben musste? Was es wohl auf der Erdoberfläche noch alles gab, das ursprünglich dieser weit überlegenen Kultur entstammte?
Kurz bevor sie die Türen erreichten, schwangen sie laut los auf und gaben den Blick frei auf einen runden Raum mit einer von Kolonnaden gestützten, gewölbten Decke. Wie das gesamte Innere der Pyramide war auch dieser Raum mit weißem Marmor ausstaffiert; nur die Kapitelle der Säulen waren aus purem Gold.
Auf Araks Aufforderung hin trat Suzanne über die mar morne Schwelle, machte ein paar zögerliche Schritte und blieb dann stehen, um den prächtigen Saal in Augenschein zu nehmen. Zwölf majestätische, thronartige Stühle bilde ten einen Kreis. Jeder der Stühle stand zwischen zwei Säu len, und auf jedem saß ein Mitglied des Ältestenrats. Sie wa ren zwischen fünf und fünfundzwanzig Jahren alt. Suzanne war so perplex, dass es ihr für ein paar Sekunden den Atem verschlug. Einige waren so jung, dass ihre Füße nicht einmal bis zum Boden reichten.
»Treten Sie näher, Dr. Newell!«, forderte eines der Mit glieder des Ältestenrats sie mit der Stimme eines Teenie- Mädchens auf. Suzanne schätzte ihr Alter auf etwa zehn Jahre. »Mein Name ist Ala, und ich bin zurzeit die Sprecherin des Rates. Bitte haben Sie keine Angst! Ich kann mir vorstellen, wie imposant und einschüchternd diese Umge bung auf Sie wirken mag, aber wir möchten uns wirklich nur mit Ihnen unterhalten. Würden Sie bitte so freundlich sein und bis zur Mitte des Raums vortreten, dann können wir Sie alle gut verstehen.«
»Ich habe keine Angst«, stellte Suzanne klar und ging ein paar Schritte weiter, bis sie unter dem höchsten Punkt des Gewölbes stehen blieb. »Ich bin nur überrascht. Man hatte mir gesagt, dass ich mit dem Ältestenrat sprechen würde.«
»Das tun Sie auch«, versicherte Ala. »Um dem Ältesten rat anzugehören, zählt allein die Anzahl der Leben, die man hinter sich gebracht hat, und nicht das Alter des Körpers, in dem man gerade steckt.«
»Ich verstehe«, entgegnete Suzanne, obwohl es ihr ziem lich komisch vorkam, vor einer Regierungsinstanz zu stehen, die sich vorwiegend aus Kindern zusammensetzte.
»Der Ältestenrat möchte Sie hiermit offiziell willkommen heißen«, fuhr Ala fort.
»Vielen Dank«, entgegnete Suzanne. Etwas Sinnvolleres fiel ihr nicht ein.
»Wir haben Sie nach Interterra geholt, weil wir hoffen, einige Informationen von Ihnen zu erhalten, die wir durch Abhören und Überwachen Ihrer auf der Erdoberfläche gebräuchlichen Kommunikationsmittel nicht in Erfahrung bringen konnten.«
»Um was für Informationen geht es denn?«, fragte Su zanne. In ihr schrillten sämtliche Alarmglocken. In ihrem Hinterkopf hörte sie Donalds warnende Stimme darauf hinweisen, dass die Interterraner irgendetwas von ihnen woll ten und dass sie sie vermutlich nicht mehr so freundlich be handeln würden, wenn sie ihr Ziel erreicht hätten.
»Machen Sie sich keine Sorgen!«, versuchte Ala sie er neut zu beruhigen.
»Wie sollte ich mir keine Sorgen machen?«, entgegnete Suzanne. »Immerhin haben Sie mich gerade daran erinnert, dass Sie meine Begleiter und mich gewaltsam in Ihre Welt entführt haben. Und was wir auf unserer Reise durchge macht haben, war wahrlich kein Zuckerschlecken, das kann ich Ihnen sagen.«
»Dafür möchten wir uns in aller Form entschuldigen«, sagte Ala. »Wir werden alles tun, Sie für Ihre Unannehm lichkeiten zu entschädigen. Sorgen müssen höchstens wir uns machen. Unser Ältestenrat ist für die Integrität und die Sicherheit Interterras verantwortlich. Wie wir wissen, gelten Sie in Ihrer Welt als eine erfahrene Ozeanographin.«
»Da übertreiben Sie wohl ein bisschen«, wehrte Suzanne ab. »Ich bin auf dem Gebiet eher ein Neuling.«
»Entschuldigen Sie bitte«, meldete sich ein anderes Mitglied des Rates zu Wort. Es war ein Teenager kurz vor Be ginn seines Wachstumsschubs. »Mein Name ist Ponu, und ich bin im Augenblick der Vize-Sprecher des Ältestenrats. Sie müssen wissen, Dr. Newell, dass uns durchaus bekannt ist, welch erstklassigen Ruf Sie unter Ihren Fachkollegen ge nießen. Wir gehen davon aus,
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