Tauchstation
käme ich nicht so oft nach unten. Von mir werden Sie also keine Klagen hören.«
»Dann ist ja wenigstens einer glücklich und zufrieden«, stellte Perry fest. »Darf ich fragen, was Sie an diesem Unter wasserberg eigentlich so faszinierend finden?«
»Die gesamte Geologie«, erwiderte Suzanne. »Wissen Sie, was Basaltgräben sind?«
»Um ehrlich zu sein, nein«, gestand Perry. »Ich kann mir lediglich vorstellen, dass sie aus Basalt sind.« Er lachte unsi cher und kam zu dem Schluss, dass ihre Augen hellblau wa ren und sich der Ozean grünlich in ihnen spiegelte. Darüber hinaus nahm er jetzt auch wohlwollend zur Kenntnis, dass sie kaum Make-up benutzte; sie hatte lediglich ein wenig Lippenstift aufgetragen. Wie viel oder wie wenig Schminke an einer Frau gut aussah, war ein ständiges Streitthema zwischen Perry und seiner Frau. Sie arbeitete als Maskenbildne rin in einem Filmstudio und schmierte sich zu Perrys Ärger selbst jeden Morgen Make-up ins Gesicht. Zu allem Über fluss trat jetzt auch noch seine dreizehnjährige Tochter in die Fußstapfen ihrer Mutter. So war die Make-up-Frage bei ihnen zu einem ewigen Streitthema geworden, und Perry hatte schlechte Karten, den Streit zu gewinnen.
Suzanne lächelte noch breiter. »Basaltgräben sind tat sächlich aus Basalt. Sie entstehen, wenn flüssiges Basalt durch Spalten in der Erdkruste nach oben gepresst wird. Das Faszinierende an diesen Gräben ist, dass manche von ihnen geometrisch so strukturiert sind, als wären sie von Menschenhand erschaffen. Wenn Sie es mit eigenen Augen sehen, werden Sie verstehen, was ich meine, und genauso begeistert sein wie ich.«
»Tut mir Leid, Sie unterbrechen zu müssen«, meldete sich Donald zu Wort. »Die Oceanus ist zum Abtauchen bereit. Wir sollten also umgehend an Bord gehen. Selbst bei ruhiger See ist es gefährlich, sie zu lange neben dem Schiff vertäut liegen zu lassen.«
»Jawohl, Sir.« Suzanne salutierte knapp, wobei sich auf ihrem Gesicht ein strahlendes, leicht spöttisches Lächeln breit machte, das Donald gar nicht witzig fand. Er wusste sehr wohl, dass sie sich über ihn lustig machte.
Suzanne bedeutete Perry, ihr über eine Treppe zu einer Plattform hinab zu folgen, von der aus die Taucher ins Wasser gehen konnten, die aber zugleich als Anlegestelle diente. Perry setzte sich in Bewegung, doch dann zögerte er. Ihm lief erneut ein kalter Schauer über den Rücken. Obwohl er sich mit aller Kraft einredete, dass das U-Boot sicher war und er sich eigentlich auf die angenehme Gesellschaft von Suzanne freute, kehrte dieses ungute Gefühl schlagartig zu rück wie ein kalter Hauch, der einer unterirdischen Gruft entstieg, als welche ihm das Innere der Oceanus erschien. Eine innere Stimme flüsterte ihm zu, dass er verrückt war, wenn er sich mitten auf dem Atlantik in ein schon vom Was ser überspültes Boot einsperren ließ.
»Warten Sie einen Augenblick!«, rief Perry. »Wie lange dauert der Tauchgang schätzungsweise?«
»So lange, wie Sie wollen«, erwiderte Donald. »Manchmal bleiben wir nur ein paar Stunden unten, aber normaler weise bleiben wir so lange, wie die Taucher im Wasser sind.«
»Warum fragen Sie?«, hakte Suzanne nach.
»Weil. ..« Perry suchte krampfhaft nach einer Erklärung. »Ich muss später noch im Büro anrufen.«
»Am Sonntag?«, fragte Suzanne. »Glauben Sie, da ist je mand im Büro?«
Perry spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. Ir gendwie musste er auf dem Nachtflug von New York zu den Azoren jegliches Zeitgefühl verloren haben. Er lachte ge künstelt auf und tippte sich an die Schläfe. »Ach ja, es ist ja Sonntag. Das habe ich vollkommen vergessen. Muss wohl das Frühstadium von Alzheimer sein.«
»Kommen Sie jetzt!«, drängte Donald und stieg zu der unter ihnen liegenden Plattform hinab.
Perry folgte ihm mit wackligen Schritten. Er kam sich vor wie ein Feigling. Dann machte er auch noch den Fehler, sich wider besseres Wissen über die mit den Wellen auf und nieder gehende Landungsbrücke zu beugen. Unglaublich, wie aufgewühlt der Ozean war; dabei hatte die See von oben ganz ruhig ausgesehen.
Die Landungsbrücke führte direkt auf das Deck der Oce anus, das bereits überspült war, da das U-Boot zum Abtauchen bereit war. Perry zwängte sich umständlich durch die Einstiegsluke. Während seines Abstiegs ins Innere des Bootes klammerte er sich krampfhaft an den eiskalten Sprossen der Stahlleiter fest.
Der Innenraum war so eng, wie Mark prophezeit hatte. Perry konnte
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