Tauchstation
herzhaft lachen.
»Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, dass ich lache«, er widerte Alita und bemühte sich, wieder ernst zu werden. »Ihre Frage ist natürlich absolut berechtigt, aber in unseren Ohren klingt sie ziemlich ungewöhnlich. Garona und ich kennen uns schon seit einer Ewigkeit.«
»Etliche Jahre also?«, hakte Suzanne nach. Natürlich missfiel ihr, dass Alita sie offenkundig auslachte, Entschuldi gung hin oder her.
Nun war es Garona, der einen Lachanfall bekam. Er musste sich das Gesicht mit den Händen bedecken.
»Natürlich kennen wir uns etliche Jahre«, stellte Alita klar. »Sehr viele Jahre sogar.«
»Alita und ich haben schon mehrere Leben miteinander verbracht«, erklärte Garona und wischte sich die Lachtränen aus den Augen.
»Ich verstehe«, brachte Suzanne hervor. Sie gab sich alle Mühe, ruhig zu bleiben. »Das ist ja wunderbar.«
»Das stimmt«, pflichtete Garona ihr bei. »Alita ist... nun, ich glaube, man könnte sagen, meine Frau für die Ewigkeit.«
»Und Garona ist mein Mann für die Ewigkeit«, fügte Ali ta hinzu.
»Da sind wir also einer Meinung«, stellte Garona fest.
»Wie schön, wenn man sich so einig ist«, entgegnete Suzanne sarkastisch. »Vielleicht dürfte ich jetzt noch erfahren, was ›für die Ewigkeit‹ in Interterra bedeutet?«
»Am ehesten könnte man es vielleicht mit der Ehe in Ih rer Welt vergleichen«, erklärte Alita. »Allerdings mit dem Unterschied, dass unsere Beziehung nicht endet, wenn wir in einen neuen Körper überwechseln.«
Suzanne biss sich nervös auf die Unterlippe. Sie fühlte sich derart brüskiert und verletzt, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Nach dem hartnäckigen Liebeswerben Garonas hatte sie sich ihm bedingungslos hingegeben. Zu erfahren, dass er bereits in einer festen Beziehung steck te, deren Dauerhaftigkeit sie sich nicht einmal vorzustellen vermochte, verletzte sie zutiefst. Außerdem war sie entsetzt und kam sich vor wie eine Idiotin, dass ihre Intuition sie diesmal so im Stich gelassen und sie sich nicht einmal erkun digt hatte, ob er bereits in festen Händen sei.
»Das ist ja alles sehr interessant«, brachte sie hervor, wäh rend sie ihr Besteck und ihre Serviette auf den Tisch legte und sich erhob. »Vielen Dank für das Essen und den lehr reichen Nachmittag. Ich glaube, ich sollte mich jetzt auf den Weg machen.«
»Willst du denn wirklich schon gehen?« Garona schaute sie enttäuscht an und stand ebenfalls auf.
»Ja, unbedingt«, beharrte Suzanne und fügte an Alita ge wandt hinzu: »Es war mir ein Vergnügen.«
»Ganz meinerseits«, entgegnete Alita. »Garona hat in den höchsten Tönen von Ihnen geschwärmt.«
»Ach, tatsächlich?« Suzanne schnaubte. »Wie nett.«
»Ich denke, wir werden uns jetzt öfter sehen.« Alita strahlte voller Vorfreude.
»Vielleicht«, entgegnete Suzanne vage. Sie bedachte Garona mit einem kurzen Abschiedsnicken und steuerte entschiedenen Schrittes auf die Tür zu. Garona folgte ihr.
»Warte«, sagte er. »Ich rufe dir ein Lufttaxi. Oder möch test du, dass ich dich zum Besucherpalast begleite?«
»Das ist nicht nötig«, erwiderte Suzanne im Hinausgehen. »Ich bin sicher, dass du jetzt erst mal ein paar Dinge mit Alita zu besprechen hast.«
»Was ist denn mit dir los?«, fragte Garona und legte einen Schritt zu, um sie einzuholen. »Du bist auf einmal so komisch.« Gleichzeitig betätigte er seinen Armbandkom munikator und bestellte ein Lufttaxi.
»Findest du?«, fragte Suzanne. »Wie einfühlsam du bist!«
»Was hast du denn, Suzanne?« Er griff nach ihrem Arm, doch sie riss sich los und ging weiter.
»Einen kleinen Kulturschock!«, rief sie ihm über die Schulter zu. »Sonst nichts!«
»Jetzt warte doch, Suzanne!«, bat er eindringlich. Er hol te sie ein weiteres Mal ein und packte sie am Arm. Diesmal blieb sie stehen. »Sei bitte offen mit mir! Woher soll ich wis sen, wie du empfindest, wenn du nicht mit mir redest?«
»Du kannst ja mal versuchen, es selbst rauszukriegen. Es würde mich interessieren, was dabei herauskommt. Aus meiner Sicht dürfte es nicht so schwer sein, meine Gefühle zu erraten.«
»Vermutlich hat deine Verstimmung mit Alita zu tun.«
»Sehr clever!«, lobte Suzanne zynisch. »Wenn du mich jetzt bitte loslassen würdest – ich möchte zurück zum Besu cherpalast.«
»Du bist in Interterra, Suzanne! Wir haben andere Bräuche. Du wirst dich anpassen müssen.«
Suzanne starrte ihm in die Augen. Sie war hin- und her gerissen.
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