Tauchstation
äußerst dürftigen Lichtkegel. Suzanne und Perry hatten zwar eben falls jeder eine Lampe in der Hand, doch wie besprochen lie ßen sie sie ausgeschaltet. In dem riesigen dunklen Raum herrschte absolute Stille. Damit das U-Boot möglichst wenig Batterie verbrauchte, hatte Donald fast alles abgeschaltet, so gar die Ventilation. Er hatte lediglich eine einzige Lampe brennen lassen, die ihnen später als Leuchtfeuer dienen sollte, falls sie sich zu weit von dem Boot entfernten.
»Mein Gott, ist das unheimlich!«, flüsterte Suzanne und schüttelte sich.
»Das ist gar kein Ausdruck«, pflichtete Perry ihr bei. »Wie gehen wir jetzt vor?«
»Das müssen wir besprechen«, erwiderte Donald. »Ich schlage vor, zunächst in die Richtung zu gehen, in die die Oceanus zeigt. Dem Echo zufolge müssten wir dort auf die nächstgelegene Wand stoßen.« Er warf einen Blick auf seinen Kompass. »Das ist ziemlich genau in Richtung Westen.«
»Klingt vernünftig«, stellte Suzanne fest.
»Auf geht’s!«, sagte Perry.
Also marschierten sie los. Donald ging voran, Suzanne folgte ihm, Perry bildete den Schluss. In dem tiefen Schlamm war das Gehen äußerst beschwerlich, zudem roch es alles an dere als angenehm.
Sie unterhielten sich nicht und waren sich mit jedem Schritt der Gefahr bewusst, in der sie schwebten, erst recht, je weiter sie sich von dem U-Boot entfernten. Nach zehn Minuten bestand Perry darauf, dass sie stehen blieben. Es war weit und breit keine Wand in Sicht, und sein Mut droh te ihn zu verlassen.
»Ganz schön anstrengend, durch diesen Schlamm zu wa ten«, brummte er, ohne konkreter auf ihre heikle Situation einzugehen. »Außerdem stinkt es bestialisch.«
»Wie weit wir wohl gegangen sind?«, fragte Suzanne. Sie war vor Anstrengung völlig außer Atem. Den beiden Männern erging es allerdings nicht anders.
Donald drehte sich um und versuchte die Entfernung zum U-Boot abzuschätzen, das in der pechschwarzen Um gebung nur als schwacher Lichtfleck auszumachen war. »Noch nicht weit. Vielleicht hundert Meter.«
»So wie mir meine Beine wehtun, hätte ich mindestens auf einen Kilometer getippt«, stöhnte Suzanne.
»Wie weit ist es denn noch bis zu dieser angeblich existie renden Wand?«, fragte Perry.
Donald rief in die Richtung, in die sie gingen. Nach ein paar Sekunden hallte das Echo zurück. »Ich schätze, so um die dreihundert Meter.«
Eine plötzliche Bewegung und ein wiederholtes Aufklat schen in der Dunkelheit unmittelbar links neben ihnen ließ sie zusammenfahren. Donald riss die Taschenlampe zur Sei te und leuchtete in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Ein gestrandeter Fisch machte ein paar ver zweifelte Sprünge im nassen Schlamm.
»Mein Gott, ich habe mich zu Tode erschrocken«, japste Suzanne und presste die Hand gegen ihre Brust. Ihr Herz raste wie wild.
»Ich mich genauso«, gestand Perry schwer atmend.
»Wir haben ja auch allen Grund, mit den Nerven am Ende zu sein.« Donald klang ausnahmsweise einmal mitfüh lend. »Wenn Sie zurückgehen wollen, kann ich die Erkun dungstour auch allein fortsetzen.«
»Kommt gar nicht in Frage«, wehrte Suzanne bestimmt ab. »Ich bleibe bei Ihnen.«
»Ich auch«, stellte Perry hastig klar. Schon der Gedanke, allein zur Oceanus zurückzukehren, jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Suzanne und Donald zu beglei ten, war mit Sicherheit die bessere Alternative.
»Okay, weiter geht’s«, forderte Donald seine Begleiter auf und setzte sich in Bewegung. Suzanne und Perry stapf ten hinter ihm her.
Sie marschierten schweigend voran. Mit jedem weiteren Schritt in die unbekannte Finsternis wuchsen ihre Ängste und Sorgen. Bald hatten sie das U-Boot so weit hinter sich gelassen, dass es von der Dunkelheit verschluckt wurde. Nach weiteren zehn Minuten waren sie alle dem Nerven zusammenbruch nahe, und genau in dem Moment schrillte eine Alarmvorrichtung.
Der plötzliche, die Stille erschütternde Lärm kam ihnen vor wie Kanonendonner. Suzanne, Donald und Perry blie ben abrupt stehen und versuchten festzustellen, aus welcher Richtung der Alarm kam. Doch das Echo hallte aus allen Richtungen gleichzeitig zurück, sodass ihnen nichts Besse res einfiel, als sich auf schnellstem Wege durch den dicken Schlamm zum U-Boot zurückzukämpfen.
Voller Panik ergriffen sie die Flucht. Doch bei ihrem Sprintversuch in die vermeintliche Sicherheit hatten sie den tiefen Schlamm nicht einkalkuliert. Beinahe augenblicklich lagen sie alle drei kopfüber im
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