Taumel der Gefuehle - Roman
mir jetzt aufhelfen würdest, wäre ich dir sehr dankbar.«
Southerton reichte North eine Hand und zog ihn empor. »Hast du bereits gefrühstückt?«
»Nein.«
»Dann kannst du ebenso gut mit mir speisen.« Er deutete auf den Windsor-Stuhl an dem kleinen Tisch. »Setz dich.« Rasch holte er einen lederbezogenen Lehnstuhl herbei und ließ sich darauf nieder. Dann nahm South einen Blaubeermuffin von dem Silbertablett, halbierte ihn und bestrich die geschnittenen Seiten mit Butter. Eine davon reichte er Northam. »Hast du heute schon Eastlyn gesehen?«, wollte South wissen.
»Das habe ich.« Northam machte es sich auf dem breiten Stuhl bequem und erzählte seinem Freund von den Ereignissen des frühen Morgens, angefangen mit Lady Battenburns Grauen erregendem Schrei. Natürlich verschwieg er das Zwischenspiel mit Lady Elizabeth, und Southerton zeigte sich erneut von seiner höflichsten Seite, indem er gewisse Lücken in Northams Bericht geflissentlich überging.
»Du meinst also, dass der Gentleman-Dieb durch das
Fenster floh«, sagte South, sobald Northam seine Geschichte beendet hatte.
North glaubte dies zwar nicht wirklich, doch es lieferte ihm einen plausiblen Grund, weshalb er die Steinmauern von Battenburn erklettert hatte. »Ich musste sehen, ob es überhaupt möglich ist.«
Diese Erklärung schien South nicht zu überzeugen, und er bedachte Northam mit einem skeptischen Blick. »Es ist eine Schande, dass du den Schurken nicht erwischt hast«, erwiderte er. »Ich hätte meine Schnupftabakdose gerne zurück.«
»Ihr Auffinden steht ganz oben auf meiner Liste, South.«
Noch bevor Southerton etwas entgegnen konnte, wurden sie jäh von Eastlyn unterbrochen, der ohne zu klopfen ins Zimmer getreten war und zu ihnen an den Tisch schritt. »Was soll das hier darstellen?«, fragte er vorwurfsvoll. »North, ich suche dich schon seit Stunden!« Dann griff er nach einem Muffin und setzte sich aufs Bett. »Auch ich hätte gerne in meinem Zimmer gefrühstückt, aber das konnte ich ja nicht, oder? Immerhin bin ich auf einen Dieb angesetzt worden, der bereits das Frühstück in seinem Schlafgemach zu sich nimmt.«
Southerton und Northam tauschten leidende Blicke aus.
»Das habe ich gesehen«, sagte East. »Ihr habt beide keine Manieren.«
South konnte diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen. »Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen«, meinte er gedehnt. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dich in mein Zimmer gebeten zu haben. Ich hätte auch mit jemandem beschäftigt sein können, der hübscher
ist als North.« Zu Northam gewandt fügte er eilig hinzu: »Entschuldige, North. Das sollte keine Beleidigung sein.«
»Schon gut.«
Eastlyn wälzte sich auf die andere Seite und stützte sich auf einem Ellbogen ab, während er den letzten Bissen seines Muffins hinunterschluckte. »Falls du damit auf Lady Powell anspielst, muss ich dich leider enttäuschen. Sie macht zusammen mit Mr Rutherford einen Spaziergang im Garten. Ich sah sie vor weniger als zwanzig Minuten. Sie scheinen ganz vernarrt ineinander zu sein.« Er und Northam grinsten auf Kosten von Southerton, dessen Miene äußerst ungemütlich wurde. »Ich würde mich nicht wundern, wenn sich die beiden bereits im Labyrinth verirrt hätten.«
Southerton gab ein unwilliges Knurren von sich, das den anderen ein wissendes Gelächter entlockte.
»Wahrscheinlich musst du eine andere Partnerin für die Schatzsuche der Baronin finden«, scherzte Eastlyn. »Mr Rutherford wird die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, Lady Powell zu fragen. Du hättest ihm nicht den Vortritt lassen dürfen, South.«
»Du musst wissen, East«, entgegnete der Viscount spitz, »dass ich keine Ratschläge in Sachen Liebe von jemanden annehme, der selbst gerade zwischen Scylla und Charybdis steckt.«
»Er meint damit Mrs Sawyer und Lady Sophia«, fügte Northam hilfreich hinzu.
»Jedoch in umgekehrter Reihenfolge.«
Eastlyn warf sich wieder rücklings aufs Bett. »Ich weiß , was er meint.« Dann sah er seine Freunde an, und erst jetzt fielen ihm Northams bandagierte Hände auf. »Was ist passiert?«
Rasch gab Northam dieselbe verkürzte Version wieder von sich, die er bereits Southerton erzählt hatte. Auch Eastlyn zweifelte an einigen Einzelheiten, stellte allerdings ebenfalls keine Fragen. »Ich nehme an, dass deine Suche genauso erfolglos war wie meine«, beendete Northam seine Aussage.
»Völlig«, sagte East. »Und ich bin hier, um mich bei euch zu verabschieden,
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