Taumel der Gefuehle - Roman
hellgrauen Augen tanzte der Schalk. »Um was handelt es sich eigentlich? Die Baronin hüllt sich in Schweigen, was sonst nicht ihre Art ist, und Seine Lordschaft gab gestern Abend nichts preis, obschon er bereits recht tief ins Glas geschaut hatte.«
»Wollt Ihr damit sagen, Ihr habt ihn betrunken gemacht, um ihn zum Reden zu bringen?«
»Ich habe ihn nur dezent ermuntert.«
Elizabeth lachte. »Das kann ich mir gut vorstellen. Harrison liebt ein Schlückchen Brandy.« Mit dem geschlossenen Fächer berührte sie leicht Souths Unterarm. »Was den Schatz betrifft, so habe ich nicht den leisesten Schimmer. Wäre ich auch nur im Geringsten an der Planung der Schatzsuche beteiligt gewesen, hätte ich ebenfalls nicht daran teilhaben können.«
Southerton tat, als sei er enttäuscht. »Nun, dann muss ich mich wohl bemühen, brillant zu sein.«
Die beiden plauderten und scherzten, und eine besonders schlagfertige Antwort Elizabeths ließ South in schallendes Gelächter ausbrechen, das auch in den anliegenden Zimmern zu hören sein musste.
»Schsch«, schalt sie ihn, während sie sich bemühte, ihr eigenes Lachen im Zaum zu halten. »Ihr zieht die Aufmerksamkeit auf Euch.«
An der anderen Seite des Raumes öffnete Lady Powell mit einer schnellen Handbewegung ihren Fächer. Sie benutzte ihn, um ihr Stirnrunzeln zu verbergen und Southerton zu beobachten. »Ich würde mich nicht wundern, wenn er sich beim Lachen verschluckte.«
»Tatsächlich.« Auch Northam hatte sich interessiert seinem Freund zugewandt. Seine Augen musterten jedoch Lady Elizabeth. Ihre ausgelassene Stimmung stand im direkten Gegensatz zu seiner eigenen, und je öfter sie South ihr strahlendes Lächeln schenkte, desto größer war sein Wunsch, etwas zu zerbrechen, angefangen vom Elfenbeinfächer von Lady Powell bis hin zu der Nase seines besten Freundes.
Plötzlich berührte Lady Powell Northams Schulter mit der Spitze ihres Fächers und schreckte ihn damit aus seinen dunklen Gedanken. »Die süßeste Rache wäre, den Schatz als Erste zu finden.«
»Natürlich«, sagte er geistesabwesend, drehte sich wieder seiner Partnerin zu und schenkte ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Die Witwe war eine attraktive Frau in den besten Jahren, mit schokoladenfarbenem Haar und großen braunen Augen. Northam wusste, dass er eine weitaus weniger reizvolle Partnerin hätte zugeteilt bekommen können.
»Ich denke, Lord Battenburn wird uns jeden Moment die Spielregeln erklären«, meinte er und bot ihr den Arm. »Sollen wir weiter nach vorne gehen?«
Der Baron räusperte sich und wartete, bis alle Gäste verstummt waren.
»Es ist wirklich ganz einfach«, begann er in seiner angenehmen Baritonstimme. »Und ich verspreche – natürlich nur unter der Voraussetzung, dass der Gentleman-Dieb nicht schneller ist – dass Ihre Bemühungen reichlich belohnt werden.«
Sechstes Kapitel
Der Baron wusste, dass er mit der Anspielung auf den Dieb sein Publikum gefesselt hatte und fuhr fort: »Ihre Ladyschaft hat einen Schatz im Haus versteckt. Damit meine ich das Gebäude an sich, nicht die Ländereien. Ich versichere Ihnen, dass er sich nicht unter Ihren persönlichen Habseligkeiten befindet. Schlafgemächer sind völlig von Ihrer Suche ausgeschlossen, und keine Spur wird Sie in deren Nähe bringen. Lady Battenburn wird nun zu Ihnen kommen und die ersten Anhaltspunkte verteilen. Es sind nicht für jeden dieselben, werden Sie aber zum Schluss zu dem richtigen Ort führen. Es gibt nur einen Schatz, und Sie können ihn nicht verwechseln.«
»Gibt es ein Zeitlimit?«, wollte jemand wissen.
»Ah, ja, danke. Sie haben Zeit bis Mitternacht.« Der Baron zog seine Taschenuhr hervor. »Ihr habt also zwei Stunden zur Verfügung.« Damit ließ er den Blick über die Gäste schweifen und machte eine Pause, weil er weitere Fragen erwartete. »Sonst noch Fragen? Sehr gut. Sie können anfangen, sobald Sie Ihren ersten Anhaltspunkt haben.«
Da Elizabeth und Southerton am anderen Ende des Raumes standen, kam Lady Battenburn erst spät zu ihnen, um ihnen ihren Hinweis zu geben. Sie nickten höflich, als Lady Powell an ihnen vorbeirauschte, den Arm äußerst besitzergreifend unter Northams geschoben. Elizabeth
gefiel weder der seltsame, kleine Stich, den dieser Anblick ihr versetzte, noch der Umstand, dass South dies zu spüren schien.
Ihr erster Anhaltspunkt war sehr einfach, und sie fanden nach kurzer Zeit die nächste Spur in der Bibliothek.
Von den Wänden des Anwesens hallten lautes
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