Taumel der Gefuehle - Roman
dich begleiten«, wiederholte er energisch. »Hier entlang.«
Nie zuvor war Elizabeth in Ohnmacht gefallen, und auch nun würde sie es nicht zulassen. Sie wünschte, North dürfte ihren Arm nehmen. Sie wäre dankbar um seine Hilfe und seinen Zuspruch gewesen. Stattdessen stand er neben ihr, ungezwungen und ruhig, während ihr Herz wie wild raste.
Was hatte der Pfarrer gerade gesagt? Sie hörte nur Bruchstücke seiner Predigt über Heirat, die Unantastbarkeit der Ehe und die Rechte und Pflichten des Vertrages,
den sie mit sich und Gott abschlossen. Elizabeth wusste nicht, ob sie mit irgendeiner seiner Aussagen einverstanden war.
Es verschaffte ihr keine Erleichterung, darüber nachzudenken, was die Hochzeitsgäste hinter ihnen denken mochten. Lord und Lady Battenburn saßen alleine auf ihrer Seite der Kirche, die einzigen Menschen, die sie seit langem kannte. Northams Gästeliste war nicht viel grö ßer gewesen. Der Kompass Klub war anwesend, und in der ersten Reihe saß die Herzoginwitwe. Elizabeth hatte einen flüchtigen Blick auf sie geworfen, während sie zum Altar gehumpelt war. Ihr erster Eindruck war nicht beruhigend gewesen.
Die Augen der Herzoginwitwe waren ein wenig heller als die kobaltblauen ihres Sohnes und erinnerten sie an einen gefrorenen See. Einen Moment lang hatte Elizabeth nicht atmen können, und auch jetzt, da sie ihr Gelöbnis sprechen sollte, hatte sie sich noch nicht davon erholt.
Dann hörte sie, wie der Pfarrer sie eindringlich ansprach. Von panischem Schrecken ergriffen sah sie zu Northam, um in seinem Gesicht etwas Tröstliches zu finden. Sein Lächeln war mehr als gütig, es war verständnisvoll. Sein Blick bedeutete ihr, sie könne jederzeit ihre Meinung ändern, er hingegen habe sich entschieden.
Erneut setzte der Geistliche an, und nun wiederholte Elizabeth das Eheversprechen mit klarer und fester Stimme. Die ganze Zeit über sah sie Northam unverwandt an, und für einen kurzen Moment hatte sie das Gefühl, sie seien allein. Dann hörte sie noch einmal die Worte, dieses Mal dunkler und ohne das leiseste Zögern. North legte sein Versprechen ab, als sei er ein Ritter, der
seinem König nicht nur die Treue gelobte, sondern ihn selbst mit seinem Leben verteidigen würde.
Der Ring, den er ihr über den Finger schob, verstärkte nur noch den Eindruck, dass North ihr von nun an innig verbunden sein würde. Das Ausmaß seines Vertrauens, das sie nie von ihm verlangt hatte, ließ Demut in ihr aufsteigen.
Der Geistliche räusperte sich, um Northam anzudeuten, dass er die Braut nun küssen dürfe. Elizabeths Nicken, ein leichtes Senken ihrer langen Wimpern, wurde von niemandem außer ihrem Ehemann bemerkt. Er senkte den Kopf und verweilte kurz vor ihrem Mund. Erst jetzt verstand sie die durchdachte Raffinesse seines Plans. Vor den Augen seiner Mutter, seiner Freunde, Lord und Lady Battenburns, dem Pfarrer und sogar Gott, wartete Brendan David Hampton, der sechste Earl von Northam, darauf, dass sie ihn küsste.
Elizabeth hob den Kopf und presste ihre Lippen auf die seinen. Ein Beifallssturm war aus der zweiten Bankreihe zu vernehmen, der eher zu einer Veranstaltung im Covent Garden denn zu einer Hochzeit gepasst hätte und der so schnell wieder verhallte, dass Elizabeth vermutete, Northams Mutter habe sich tadelnd zu den Freunden ihres Sohnes umgeblickt. Northams Lippen kräuselten sich, und sie wusste, dass er wahrscheinlich dasselbe dachte. Sie schlang die Arme um seinen Hals, als er die seinen fest um ihren Rücken legte.
Es wäre so einfach, sich in ihn zu verlieben.
Dieser Gedanke genügte, um ihr Herz zum Erkalten zu bringen und sich in seiner Umarmung zu versteifen. Northam spürte die Veränderung in Elizabeth und ließ sie los. Wortlos drehten sie sich gleichzeitig um und traten
ihren Gästen zum ersten Mal als Mann und Frau gegenüber.
Lady Battenburn erreichte Elizabeth als Erste und drückte sie verzückt an ihren üppigen Busen. »Ich bin so glücklich für dich, Liebling. Du wirst sehen, wie sehr dir das Eheleben Freude bereiten wird. Schon jetzt strahlst du!« Sie küsste Elizabeth auf die Wange. »Sogar ein Blinder würde deine Begeisterung sehen.«
Väterlich nickte ihr Battenburn zu und machte ihr das Kompliment: »Du siehst wahrlich sehr reizend aus, meine Liebe.«
Northam fand, dass die Aussage des Barons nicht annähernd der Wahrheit entsprach. Elizabeth war an diesem Morgen von außergewöhnlichem Liebreiz. Ihre Schönheit wurde trotz all ihrer Zweifel
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