Taumel der Gefuehle - Roman
nicht getrübt. Sie trug ein Kleid aus weißem Bombassin, das am Saum mit Spitzenrüschen besetzt war und an dessen Ärmeln und Ausschnitt Satinschleifen angebracht waren. Ihr wallendes Haar war zu einer raffinierten Frisur hochgesteckt, und goldene Löckchen umrahmten ihr schmales Gesicht. Sie glich einem Engel, dachte Northam. Noch während der Gedanke in ihm aufstieg, dass er sich dies vielleicht nur einbildete, sah er auch in den Gesichtern seiner Freunde eine Mischung aus Ehrfurcht und Bewunderung.
Die Herzoginwitwe war einen Kopf kleiner als ihr viel geliebter Sohn. Sie war noch immer eine äußerst attraktive Frau, die in der Londoner Gesellschaft eine überaus wichtige Rolle innehatte. »Mutter«, richtete Northam das Wort an sie und beugte sich zu ihr hinab, um sie auf die Wange zu küssen, die sie ihm darbot. »Es war sehr gütig von dir zu kommen.«
Sie klopfte ihm mit der Spitze ihres Sandelholzfächers leicht auf die Schulter. »Stell mir deine Frau vor – ich würde sie gerne kennen lernen.«
Northam drehte sich zu Elizabeth und zwinkerte ihr mit einem – wie er glaubte – aufmunternden Lächeln zu. »Mutter, das ist meine Frau Elizabeth, Lady Northam. Mylady, meine Mutter, die Herzoginwitwe Northam.«
Höflich machte Elizabeth einen Knicks und versuchte, ihre Unsicherheit zu überspielen. »Mylady«, murmelte sie. »Es ist mir eine Freude, Eure Bekanntschaft zu machen.«
»Das mag für dich so sein«, verkündete Celia Worth Hampton. »Es kann deiner Aufmerksamkeit jedoch nicht entgangen sein, dass ich äußerst verärgert bin. Ob ich allerdings auf dich oder meinen Sohn wütend sein soll, weiß ich noch nicht genau. Im Moment bin ich geneigt, über dich ungehalten zu sein, aber das kann sich ändern.« Sie blitzte ihren Sohn an. »Ist dem vielleicht nicht so?«
»Du hast völlig Recht«, entgegnete er.
»Sei nicht unverschämt.«
Er grinste breit. »Mutter, ich habe dir doch zugestimmt!«
»Immer, wenn du das tust, weiß ich, dass du unverschämt bist«, meinte sie scharf und wandte sich wieder an Elizabeth. »Es ist sein Tonfall. Ich nehme an, dass du weißt, was ich meine.«
»Oh, ja«, erwiderte Elizabeth. »In der Tat.«
Celia nickte anerkennend. »Gut. Das ist ein Anfang.« Mit einer Kopfbewegung zeigte sie auf die drei Männer hinter sich. »Siehst du diese drei dort, meine Liebe? Wenn eine Mutter feststellen muss, dass sich ihr Sohn
solche Freunde ausgesucht hat, welche Hoffnung kann sie dann haben, dass er bei seiner Braut eine bessere Wahl trifft?«
Erstaunt blickte Elizabeth von einem seiner Freunde zum nächsten. Sie waren gekommen, um ihm beizustehen und zu gratulieren, egal, was sie persönlich von der Hochzeit halten mochten. Obwohl South die Wette verloren hatte, sah er sehr selbstgefällig drein, während Eastlyn und Mr Marchman nicht weniger erfreut wirkten.
Auf die Gefahr hin, die Herzoginwitwe zu kränken, sprach Elizabeth leise: »Ich würde mich glücklich schätzen, solche Freunde zu haben. Ich glaube, dass eine Mutter froh sein sollte, wenn sich ihre Schwiegertochter ihrem Sohn gegenüber auch nur halb so loyal verhält, wie es diese Männer getan haben.«
Völlige Stille war die Antwort der Witwe. Dann neigte sie in einer äußerst versöhnlichen Geste leicht den Kopf. »Das ist schon richtig, meine Liebe.« Mit diesen Worten wandte sie sich dem Kompass Klub zu und streckte ihnen die Handinnenflächen entgegen. »Hundert Pfund von jedem von euch«, rief sie. »Ich versicherte euch, dass North niemals eine Braut auswählen würde, die sich von ihrer Schwiegermutter einschüchtern ließe.«
North stöhnte leise auf, während Elizabeth dem Schauspiel völlig erstaunt zusah. Lord und Lady Battenburn wechselten überraschte Blicke. North lehnte sich zu Elizabeth und flüsterte ihr ins Ohr: »Meine Mutter genießt es, um größere Summen zu spielen, als wir es untereinander erlauben würden.«
»Ich habe das gehört«, sagte Celia. »Ich bin nicht senil. Keiner von euch weiß, wie man richtig wettet!« Amüsiert
nickte sie Southerton, Eastlyn und Marchman zu, während sie das Geld einsammelte. »Vielen Dank, Gentlemen. Es ist mir immer wieder eine Freude, mit euch zu spielen.«
Southerton schüttelte den Kopf, und das kecke Grinsen ließ ihn um Jahre jünger erscheinen. »Wie sollten wir wissen, dass sie sich nicht von Euch einschüchtern lässt? Selbst wir haben Angst vor Euch!«
Celia tätschelte ihm das Gesicht. »Genau, wie ich es von euch erwarte.«
»Ja,
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