Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)
klang großartig. McSniff legte sich mittendrin auf den kalten Boden und hielt die Pfoten über die Ohren. Wieder lachten Leute und immer mehr blieben stehen, im Nu hatten wir mehr Zuhörer als zuvor. Münzen fielen klingelnd in unsere Dose. Wir kamen zur letzten Strophe, und weil es so gut lief, sangen wir einfach mit der ersten Strophe weiter.
Alles war perfekt, bis plötzlich eine Frauenstimme hinter mir sagte: »So, nun ist Ende der Vorstellung.« Ich wirbelte mit unseren selbst gemachten Flügeln herum. Hinter mir stand eine Polizistin, und bei Sina stand ein Polizist, der einen Notizblock zückte. »Euren Namen und eure Anschrift«, sagte er.
Zum ersten Mal in unserem Leben wurden wir auf die Polizeiwache gebracht. Dort ging es hoch her. Ein schwankender Mann, der nicht mehr seinen Namen nennen konnte, wurde in die Ausnüchterungszelle gebracht. Ein Mädchen in unserem Alter hatte auf dem Weihnachtsmarkt geklaut, und von uns glaubten die Polizisten, dass wir von zu Hause ausgerissen wären. Dabei hatten wir ihnen mehrmals versichert, dass alles in Ordnung war. Außerdem, so hörten wir, war es nicht gestattet, ohne Erlaubnis in der Fußgängerzone zu musizieren. »Wir rufen jetzt eure Eltern an«, sagten sie, und das war mir fast ganz lieb. Denn ich wollte nur schnell weg aus der Polizeiwache. »Was Paps und deine Mutter nur sagen werden?«, murmelte Sina, die blass neben mir saß.
McSniff setzte sich auf den Boden der Polizeiwache und kratzte sich wieder so, dass Fetzen aus dem zarten Flügelstoff flogen. Da zogen wir den Hunden die Flügel aus und steckten sie mit unseren in die Tüte. Ich sammelte die Fetzen vom Boden auf, als erst Mama und kurz darauf Michel in die Wache stürmten.
Ihr Wiedersehen war nicht ganz so romantisch, wie wir es uns gewünscht hätten. Beide waren entsetzt, uns mit den ganzen Hunden in der Polizeiwache zu finden. »Was habt ihr euch dabei nur gedacht?«, riefen sie gleichzeitig. Dann mussten sie der Polizei einen Zettel unterschreiben, bevor sie uns und die Hunde in das jeweilige Auto packen durften.
Zu Hause rang Mama die Hände, während sie im Wohnzimmer auf und ab lief. »Grete, wie konntest du nur? Wieso singst du mit Sina mitten in der Stadt und dazu noch mit allen Hunden, die du kriegen kannst?«, rief sie entsetzt. »Das verstehe ich einfach nicht.«
»Mama«, sagte ich in der Hoffnung, sie würde sich beruhigen, »Sina und ich sind doch beide in der Chor- AG und so wollten wir uns ein bisschen Taschengeld verdienen.«
»Du bekommst doch Taschengeld von mir, Grete«, rief Mama, während sie aufgebracht vor dem Sofa auf und ab lief. »Wieso reicht das nicht?« Ich druckste rum, unseren Plan konnte ich ihr natürlich schlecht verraten.
Mama lief in die Küche und setzte Wasser für einen Tee auf. »Ich verstehe einfach nicht, wie ihr auf diese Idee gekommen seid«, rief sie, während sie die Teepackung öffnete. Aber ihre Hände waren so unruhig, dass sie den Tee auf der ganzen Arbeitsplatte verschüttete. Mama wischte ihn hastig zusammen. »Und dann auch noch mit den Hunden, die du sittest.« Sie holte zwei Tassen aus dem Küchenschrank und lief mit ihnen zu mir ins Wohnzimmer zurück. Sie stellte die Tassen auf den Sofatisch. »Was meinst du, wie die Besitzer von Ein…«, ihre Stimme wurde leiser, damit man sie draußen im Treppenhaus nicht hörte, »Einstein, von Merlin, Mim und diesem angezogenen Dackel, wie heißt er gleich?«
»Daisy.«
»Also gut, Daisy. Wie ihre Besitzer das finden, wenn ihre Hunde zum Betteln mitgenommen werden?«
»Aber, Mama«, sagte ich entsetzt, »Wir haben doch nicht gebettelt.«
»Ganz so hat es die Polizei empfunden, als Betteln mit Hilfe von Tieren.« Der Wasserkessel pfiff. Mama lief in die Küche.
Ich biss mir auf die Lippen, so hatte ich das noch nie gesehen. Alle Welt hatte gedacht, dass wir betteln würden. Am liebsten wäre ich unsichtbar geworden, so peinlich war mir das. Meine Mutter goss das Teewasser auf und rief mir aus der Küche zu: »Grete, wenn du ein Problem hast, dann kannst du mir das sagen.« Sie nahm die Teekanne und trug sie zum Sofatisch. »Du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst, oder?« Mama setzte sich auf unser Sofa und stützte den Kopf in die Hände.
Ich nickte. Aber unseren geheimen Plan konnte ich ihr einfach nicht verraten, sonst würde er ja nicht funktionieren!
Schließlich ging ich in mein Zimmer und lehnte meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe. Draußen lag eine dicke
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