Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)
die Haustür. Michel kam mit McSniff von seinem Abendspaziergang zurück. »Es ist ja nicht zum Aushalten, wie ihr hier Trübsal blast«, sagte Sinas Vater entnervt und ließ McSniff von der Leine. Der Hund lief sofort zu Sina und stupste sie mit seiner Nase an, um sie aufzumuntern. Aber Sina war untröstlich.
»Ein Mal wünsche ich mir etwas so sehr«, sagte sie mit dünner Stimme, »aber nein …«
»Ich habe aber schon eine andere Überraschung«, rief Michel dazwischen, während er seinen Mantel aufhängte. »Wenn du das Heiligabend erfährst, dann springst du vor Freude in die Luft.«
»Es wäre so schön gewesen in der Berghütte«, stieß Sina gequält hervor.
»Na gut«, rief ihr Vater, »du bist ja schließlich kein kleines Kind mehr, darum sage ich es dir jetzt schon, welche Überraschung es für dich zu Weihnachten gibt.« Er fasste Sina bei den Schultern. »Rate mal, wohin es geht: Du willst dort schon ganz lange hin und die berühmtesten Modeschöpfer haben dort ihre Läden. Na?«
Ungnädig zuckte Sina nur die Schultern. Ihr Vater sprach trotzdem weiter: »Nach den Feiertagen und nach dem Gänseessen mit Oma und Opa fahren wir beide nach Paris. In die Stadt der Liebe, wovon du immer so schwärmst. Na, was sagst du jetzt?«
Sina sah ihren Vater an, als hätte er ihr eine Reise in ein Kriegsgebiet versprochen. »Paps, Paris ist total unromantisch, weißt du das nicht? Außerdem will ich nicht ohne McSniff in Urlaub fahren.« Mit diesen Worten rannte sie in ihr Zimmer und warf sich schluchzend aufs Bett. McSniff lief ihr winselnd nach.
»Sina«, sagte ich wenig später, während ich neben meiner ABF in ihrem Himmelbett saß, »wir haben es auch ohne Berghütte romantisch verschneit. Hast du mal aus dem Fenster gesehen?«
Sina hatte den Kopf in ihren Armen vergraben und schüttelte ihn.
»Sieh dir das an, es liegen bestimmt zehn Zentimeter Schnee.«
»Na und?«, fragte sie unwirsch.
»Es ist zwar kein Tiefschnee«, sagte ich geheimnisvoll, »aber für ein romantisches Treffen reicht es garantiert.«
Sina hob den Kopf und sagte nur eines: »Los, erzähl!«
»Die Fenster auf«, befahl Frau Peters, unsere Klassenlehrerin, trotz der winterlichen Temperaturen, als sie am nächsten Morgen in unser Klassenzimmer kam. Denn der intensive Pups-Geruch des gärenden Mozzarella lag in der Luft oder besser gesagt unter Pauls Stuhl.
Frau Peters schnupperte und rief angeekelt: »Wonach stinkt das hier um Himmels willen denn so? Hat jemand sein Butterbrot vergessen?« Dabei sah sie Paul an.
Der schüttelte den Kopf und er rutschte verlegen auf seinem Stuhl hin und her. Florian, der direkt neben Paul saß, hatte sich den Kragen seines Pullis vor die Nase gezogen, um den Gestank abzuhalten. »Alter«, flüsterte er Paul zu, »hast du Bohnen gegessen, oder was?«
»Klappe«, murmelte Paul, während sich seine Wangen rot färbten.
Meine Stinkattacke funktionierte bestens.
Trotzdem begann der Unterricht, und kurz bevor es zur großen Pause schellte, rief Frau Peters: »Denkt daran, nächste Woche wichteln wir.«
Aufgeregtes Gemurmel ging durch die Klasse. »Hört noch mal zu.« Frau Peters klatschte in die Hände. »Bringt eure Wichtelgeschenke verpackt mit. Haltet euch bitte unbedingt an die Regel, dass sie nicht mehr als fünf Euro kosten dürfen.«
»Was soll man denn Mädchen schenken?«, rief Fabian laut in die Klasse. Sofort ging es hoch her. »Ist doch ganz klar«, gab Florian zurück. »Schminke, Handtäschchen, Schuhe, darauf stehen Frauen.«
Die Mädchen verdrehten die Augen und stöhnten entnervt.
»Was soll man denn Vollidioten schenken?«, rief Luisa frech zurück, aber da schellte es bereits.
In einer Gruppe von Mädchen liefen Sina und ich die Treppen hinunter und stellten uns an der Hausmeisterloge an, um einen Becher heißen Kakao zu kaufen. »Es ist so schwer, einen Jungen zu bewichteln«, stöhnte Luisa. »Bei einem Mädchen weiß man sofort, was sie gut findet.« Ihr Blick fiel auf Carolin aus unserer Klasse, die ganz in Schwarz alleine durch die überdachte Pausenhalle ging. Ihr Outfit aus schwarzen Schnürstiefeln und einer schwarzen Lederjacke sagte ganz klar: Lasst mich bloß in Ruhe. »Bei den meisten zumindest«, sagte sie mit Betonung. Die anderen tratschten über Carolin, die Neue in unserer Klasse. Angeblich, so hatte es Luisa gehört, wollte sie sich die Augenbraue piercen lassen und sollte auf Paul stehen …
Der Hausmeister reichte uns nacheinander unseren dampfenden
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