Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)
echote ich, ohne zu wissen, was meiner ABF vorschwebte.
»Ich stelle es mir so vor«, sagte sie und zog mich dicht zu sich heran, als ob die Sänger uns belauschen würden. »Wir beide singen, aber dazu brauchen wir einen richtigen Auftritt, eine Show, die man so noch nicht gesehen hat«, flüsterte sie mir ins Ohr.
Ich sah meine Freundin an, als sei sie plötzlich übergeschnappt. »Was um Himmels willen hast du vor?«, fragte ich.
Sina grinste. »Es ist ganz einfach, wir holen uns Unterstützung und verdienen garantiert doppelt so viel«, sagte sie, so als sei es das Normalste der Welt. Aber würde das wirklich klappen?
A m Freitagnachmittag hätte ich mich auf dem Weihnachtsmarkt am liebsten in Luft aufgelöst. Wir standen neben dem Karussell, wo zumindest der Schnee geräumt war, und trugen Engelsflügel. Sina hatte sie für uns aus den alten Vorhängen gebastelt. Diese Flügel gab es auch noch in Groß für McSniff und in Kleiner für Einstein, Merlin, Mim und Daisy.
»Hier«, sagte Sina und holte die kleinen Flügel aus einer Tüte und reichte sie mir. Wir schlangen die bauschigen Flügel um den Bauch der Hunde. Ich trat einen Schritt zurück, um sie mir anzusehen, aber irgendwie wirkten die Flügel bei den fünfen eher wie Tutus.
McSniff setzte sich sofort auf dem Bürgersteig hin und kratzte mit dem Hinterbein an seinen Tutu-Flügeln, dass die Stofffetzen flogen. »Schluss jetzt«, rief Sina entschieden und brachte ihren Hund auf seine Position zurück.
»Sitz«, rief sie. Alle fünf Hunde saßen im Halbkreis um uns herum. Sina stand links außen, ich rechts außen. Auf Sinas Zeichen hin fingen wir an und sangen Vom Himmel hoch, da komm ich her .
Mittendrin stand Daisy auf und zupfte mit den Zähnen an ihren Flügeln, bis sie wie ein weißer Ballon über ihrem buschigen Schwanz hingen. Den Leuten gefiel es, sie lachten und warfen Münzen in unsere Dose.
Mir war das zuerst so peinlich, dass ich um Geld sang. Ich wusste gar nicht, wohin ich sehen sollte. Aber Sina blickte mich von der anderen Seite des Halbkreises an und ich wollte sie nicht hängen lassen. Immerhin machten wir all das, um unseren Eltern das Candle-Light-Dinner möglich zu machen. Es fiel mir schwer, aber ich sang einfach weiter, als sei nichts geschehen.
Beim nächsten Lied drehte sich Einstein im Kreis und jagte den eigenen Schwanz, wieder lachten die Leute und warfen Münzen in unsere Dose. Dieses Mal war es in Ordnung für mich. Immerhin hatten die Leute ihren Spaß.
Als Dankeschön ließ ich alle Hunde Männchen machen, sogar McSniff machte mit, und das sah so süß aus, dass es wieder in unserer Dose klingelte.
Sina und ich blickten uns an. Wenn das so weitergehen würde, hätten wir bis abends vielleicht genug Geld für das Candle-Light-Dinner zusammen. Begeistert stimmten wir Oh, du fröhliche an, als plötzlich Einstein mit einem Satz von seinem Platz sprang. Hechelnd lief er zu einem kleinen Kind mit einem Wurstbrötchen in der Hand und stupste es energisch an. Das Kind schrie erschreckt auf und ließ sein Brötchen fallen. Ich war sofort zur Stelle, aber da niemand mehr ein Brötchen mochte, das auf der dreckigen Straße gelegen hat, durfte es Einstein auffressen.
»Unverschämtheit«, schrie die Mutter des Kindes, die mit voll beladenen Einkaufstüten jetzt erst herankam. »So viele Hunde ohne Leine, das ist ja eine Gefahr für kleine Kinder.«
Wir entschuldigten uns für Einstein und wollten ihr das Geld für ein neues Brötchen geben, aber sie zischte nur: »Unverschämtheit, ihr solltet euch schämen«, und fasste ihr Kind an der Hand und zog es mit sich.
So langsam hatte ich eiskalte Füße, trotz meiner Winterstiefel. Die Zuschauer, die eben noch im Kreis um uns gestanden hatten, hatten sich inzwischen verstreut. Am liebsten hätte ich aufgehört und wäre nach Hause gegangen. Sina rieb sich die kalten Hände und seufzte. »Wie viel Geld haben wir denn?«
Ich zählte den Inhalt in der Dose. »Es sind erst 15 Euro fünfzig«, sagte ich leise. Das würde nie ausreichen, um das Candle-Light-Dinner für unsere Eltern zu bezahlen. Aber wenn Sina aufhören wollte, dann würden wir gemeinsam gehen.
»Komm, lass uns eines der Lieder singen, das wir am besten können. Wir müssen das Publikum wieder anlocken«, sagte sie und schlang den Schal fester um ihren Hals. Wir entschieden uns für: Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Frauen .
Unser Musiklehrer wäre stolz auf uns gewesen, denn wir hielten genau die Töne und es
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