Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)
Schneedecke, vielleicht würde es sogar weiße Weihnachten geben? Immerhin war in zwölf Tagen Weihnachten. Doch sosehr wir versuchten, Romantik in Mamas und Michels Leben zu bringen, irgendwie ging das immer schief.
Nebenan, im Wohnzimmer, telefonierte Mama. Sie sprach extra mit leiser Stimme. Oje, ob sie jetzt einen Termin bei einer Psychologin für mich machte? Ich lief zu meiner geschlossenen Zimmertür, presste das Ohr daran und lauschte. Mit wem sprach sie nur?
»Ja, ich bin auch extrem besorgt. Grete hat so etwas noch nie gemacht.« Sie hörte zu, dann sagte sie: »Die beiden sind jetzt in so einem sensiblen Alter. Sie können so schnell auf die schiefe Bahn kommen, das ist meine allergrößte Sorge.«
»Hm«, machte Mama. Wieder hörte sie zu. »Sie meinen, den beiden etwas Positives anzubieten? Ja, das finde ich gut. An was hatten Sie denn gedacht?«
Dann rief sie überrascht: »Nein, Sie glauben es nicht, Grete hat auch so einen Wunschzettel geschrieben und sich gewünscht, in eine verschneite Berghütte zu fahren. Ja. Ob wir vielleicht ein bisschen von dem Wunschzettel erfüllen könnten? Warum nicht. Sie meinen Rodeln? Am Wochenende? Ja klar, wir haben noch nichts für das Wochenende vor. Morgen? Ja, gerne!«
Ich zückte mein Handy und schickte meiner ABF eine SMS . MANCHMAL GEHEN WUNDER IN ERFÜLLUNG , schrieb ich.
ZUM BEISPIEL BEIM RODELN AM WOCHENENDE , simste sie zurück.
JETZT DARF ABER NICHTS MEHR SCHIEFLAUFEN , gab ich zu bedenken. Dann klingelte mein Handy, Sina war dran.
»He, jetzt sei mal nicht so negativ. Was soll jetzt noch schieflaufen«, wisperte sie in den Hörer. »Stell dir mal vor, wie deine Mutter sich an den breiten Schultern von meinem Vater festklammert, während sie den Rodelhang hinabsausen.«
»Das hat was«, bestätigte ich, »außerdem habe ich letztens im Internet gelesen, dass körperliche Nähe beim Verlieben sehr förderlich ist.«
»Also, dann ist doch alles bestens«, meinte meine ABF . »Freu dich auf morgen!«
Ich freute mich so, dass ich in dieser Nacht nicht einschlafen konnte und endlos wach im Bett lag. Immer wieder malte ich mir aus, wie unsere Eltern erst aneinandergeschmiegt ins Tal sausten und sich dann tiefe Blicke zuwarfen. Doch Vorstellung und Realität sind leider zwei verschiedene Dinge!
Ausgerechnet an diesem wichtigen Tag verschlief ich, so hundemüde war ich von der Nacht. Als Mama mich endlich wach rüttelte, zeigte mir ein Blick auf mein Handy, dass Sina und ihr Vater uns in zehn Minuten abholen würden.
»Mama, warum hast du mich nicht früher geweckt?«, schrie ich, während ich in die Dusche stürmte und das Wasser andrehte. »Die Frage ist, wie oft ich dich heute früh geweckt habe«, übertönte die Stimme meiner Mutter das Wasserplätschern. »Denn du hast dich jedes Mal zusammengerollt wie ein Murmeltier und einfach weitergeschlafen.«
Die Zeit war knapp, aber zum Glück hatte ich mir gestern Nacht schon genau überlegt, wie mein Rodel-Styling aussehen würde. Ich würde meine geflickte Jeans anziehen, dazu die blaue Winterjacke mit meinem geringelten Schal mit den passenden Handschuhen und der süßen Pudelmütze. Das war perfekt für unseren Ausflug!
Doch als ich tropfnass in mein Handtuch gewickelt in mein Zimmer hetzte, hatte Mama diese peinliche rosa Schneehose auf mein Bett gelegt, die ich ganz hinten in meinem Schrank versteckt hatte. Im letzten Winter hatte ich sie bekommen – aber dazwischen und heute lagen Welten. Seit ich in der sechsten Klasse war, war Rosa so was von out. Auf keinen Fall würde ich in dieser peinlichen Schneehose rodeln gehen.
Mama hatte da allerdings eine ganz andere Vorstellung. »Wir sind heute den ganzen Tag in der Kälte«, sagte sie mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Das reizte mich immer besonders, ihr zu widersprechen. »Du wirst dir also etwas Warmes anziehen«, sagte sie und drückte mir diese Schneehose in die Hände.
»Mama«, stöhnte ich und hielt die Schneehose vor mich, »niemand in meinem Alter zieht so etwas mehr an, das ist voll babyhaft. Außerdem fühle ich mich in der Schneehose wie eine Wurst in der Pelle.« Das müsste Mama doch verstehen, zumal sie sonst immer sagte, dass man sich in seinen Anziehsachen wohlfühlen sollte.
Aber meine Mutter warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Du hast jetzt zwei Möglichkeiten, Grete, entweder du kommst in der Schneehose mit zum Rodelberg oder du bleibst wie Wurst ohne Pelle zu Hause.« Mit diesen Worten knallte sie
Weitere Kostenlose Bücher