Tausche Traumprinz gegen Pizza
in den Keller zu tragen. »Bestimmt gibt es noch was anderes für den Keller«, sagte ich zu Konstantin und ich konnte es nicht ändern, aber immer wenn ich mit ihm sprach, wurde meine Stimme ganz weich und säuselig. »Du könntest mich begleiten!«
»Draußen im Flur steht eine von Benno!«, sagte Mama.
»Nein!!! Die ist nicht für den Keller, da sind meine Geheimpapiere aus dem Kindergarten drin!«
»Eben. Aus dem Kindergarten. Ich finde, die müssen nicht in deinem neuen Zimmer herumfliegen, du gehst doch jetzt schon in die Schule, Benno!«
Wir gingen hinaus, trugen die Plüschtierkiste zusammen und obwohl wir genau eine Kistenlänge voneinander getrennt waren, kribbelte mein ganzer Körper, als läge meine Hand in Konstantins.
»Geht ihr in la cantina?«
Mein Vater lernte gerade Italienisch und versuchte, seine neuen Kenntnisse so oft wie möglich anzubringen. Er schreibt Reiseführer speziell für Fahrradfahrer und plante eine Tour durch die Toskana. Es war seine Spezialität, Gebiete auszusuchen, in denen den Fahrradfreunden auf jeden Fall die Puste ausgeht – bergige Strecken oder ein viel zu heißes Land oder eins mit nur Sandwegen. Jetzt stand er auf der Leiter, schraubte das Bücherregal im Wohnzimmer ab und reichte Muang die einzelnen Bretter runter.
Muang ist Dodos Freund. Auch erst seit Kurzem. Als ich Dodo kennengelernt habe, wollte sie von Jungs nichts wissen, auf keinen Fall. Sie lebt mit ihrer Mutter zusammen, die Dodos Vater ziemlich fies sitzen gelassen hat, und beide hatten eigentlich beschlossen, keinem Mann die Tür zu ihrer gemütlichen Wohnung und schon gar nicht zu ihren Herzen zu öffnen. Aber dann liefen wir Muang im thailändischen Restaurant seiner Eltern über den Weg und da war es um Dodo geschehen. Obwohl sie das lange nicht zugeben wollte.
»Nehmt doch bitte die Kiste da mit!«
Auf der Treppe trafen wir Dodo und Lielott wieder.
»Hey, aber gleich zurückkommen!«, mahnte Lielott, und Dodo schubste sie ein Stück die Treppe hoch, bevor sie zu einem Vortrag anheben konnte. »Jetzt lass die doch mal!«
Konstantin und ich grinsten uns an und hörten die beiden auf unserem Weg nach unten noch weiterstreiten. Dodo und Lielott sind meistens unterschiedlicher Meinung.
Wir stapelten die Kisten in dem alten, dunklen Keller, in dem auch noch Sachen von Tante Hannchen standen, die uns dieses verrückte gelbe Haus nach ihrem Tod vermacht hatte. Ich nahm Konstantins Hand und zog ihn in den Garten. »Komm, ich zeig dir was!«
Natürlich kannte er den verwunschenen Garten schon, er fühlte sich wohl hier, obwohl er zu Hause im reinen Luxusparadies lebte, mit Pool und Butler und was man sich so vorstellen kann.
»Hier ist es einfach gemütlich!«
Es gab auch nichts Neues, was ich ihm zeigen wollte, nur dass ich schon wieder ganz dringend einen Kuss von ihm brauchte, so dringend, dass ich elendig zugrunde gehen würde, wenn ich ihn nicht bekam. Ich weiß nicht, wie lange wir geknutscht haben, das kann ich nie einschätzen, knutschen, da versinkt man und hat plötzlich überhaupt kein Zeitgefühl mehr. Aber irgendwann rief Lielott von oben aus dem Dachfenster nach uns und wir machten uns seufzend wieder auf den Weg.
Das ist auch so etwas Komisches: Ich denke immer, wenn ich so und so viel knutsche, dann geht’s mir besser, dann nimmt die Sehnsucht eine Weile ab und ich kann irgendwas anderes machen, zum Beispiel umziehen, aber so ist das nicht. Die Sehnsucht bleibt immer gleich, egal wie viel Zeit man vorher weggeknutscht hat.
Im Erdgeschoss stand ein mittelalter Mann mit wirren Haaren und fliegendem Blick. »Entschuldigung, ich wollte die Wohnung anschauen. Wissen Sie zufällig, wo ich hinmuss?«
Meine Eltern machen immer alles auf einmal. Zum Beispiel ausziehen und gleichzeitig die alte Wohnung schon in die Zeitung setzen.
»Wir brauchen das Geld, Tula, da kann man nicht früh genug inserieren. Dauert ja dann auch ewig, bis die neuen Mieter einziehen!«, hatte Mama mir erklärt. »Und bis die untere Wohnung fertig renoviert ist, können wir die hier doch schon vermieten.«
Und das hatten sie jetzt davon: Umzug und Leute durch die Wohnung führen. Alles auf einmal.
»Ich zeig sie Ihnen«, sagte ich und ließ den Mann vorgehen.
Er machte ganz vorsichtige Schritte und zuckte zusammen, als Benno oben einen Schrei losließ, wahrscheinlich weil meine Mutter ihn zwingen wollte, sich von einem seiner kaputten ferngesteuerten Autos zu trennen.
»Oh, laut!«, flüsterte der Mann und
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