Tausche Traumprinz gegen Pizza
ganze Zeit an Konstantin. Und noch mehr, als ich die Spieluhr fand, die er mir aus dem Urlaub mitgebracht hatte. Ich zog sie auf, lauschte dem Gedudel und starrte die Nixe an, die in einer Muschel saß und mir zuwinkte. Mist! Das war doch jetzt wirklich unfair. Oder Absicht? Vielleicht hatte sein Vater von unserer Beziehung gehört und wollte nicht, dass sein Sohn mit so einem Mittelschichtsmädchen zusammen war. Also nahm er ihn aus der Schusslinie. Oder Konstantin sollte perfekt Italienisch lernen, damit er später die Produkte aus der väterlichen Fabrik dorthin verkaufen konnte. Was auch immer, es war nicht fair, Konstantin und ich hatten ja noch nicht einmal Zeit gehabt, uns richtig kennenzulernen.
Ich legte mich ins Bett, null Energie mehr zum Kistenausräumen, zog mir die Decke bis zur Nase und starrte vor mich hin. Plötzlich fiel mir ein, dass Papa ja diesen Reiseführer machte und dafür einige Zeit in Italien sein würde. Da konnte ich doch mit! Er könnte mich doch einfach bei Konstantin in Rom absetzen, während er die bergige Toskana mit dem Rad durchpflügte. Ich sprang aus dem Bett und rannte ins Schlafzimmer meiner Eltern. Papa schnarchte und es war gar nicht so einfach, ihn wach zu kriegen. Endlich schlug er knurrend ein Auge auf.
»Papa!«, flüsterte ich aufgeregt. »Ich komme mit nach Italien!«
Er drehte sich auf die andere Seite und winkte mich weg. »Quatsch. Du hast Schule. Und jetzt lass mich schlafen!«
In der Nacht, als ich dann doch endlich mal eingeschlafen war, hatte ich einen schrecklichen Albtraum. Ich robbte als Nixe durch die Wüste. Es war unglaublich anstrengend, immer diesen Fischschwanz hinter mir herzuziehen, und nirgendwo war Wasser. Ich traf ein Kamel und fragte es nach Konstantin, aber es schüttelte nur den Kopf, lächelte Zoes Lächeln und trug ihre Sonnenbrille. »Der ist weg!«
»Aber er hat doch Rom gesagt!«, schrie ich das Kamel an und es lächelte immer weiter, hatte so unglaublich weiße Zähne wie sonst kein einziges Kamel auf der ganzen Welt und schüttelte den Kopf.
»Du bist hier in der Wüste, Tula, siehst du das nicht?«
»Aber warum?«
Das Kamel trabte leichtfüßig durch den Wüstensand davon. Dabei kam es an einem Schild vorbei, auf dem stand: Rom, viele tausend Kilometer . Das würde ich mit diesem blöden Fischschwanz niemals schaffen. Niemals!
Durst!
Konstantin!
Am nächsten Tag kam ich zu spät in die Schule und der nächtliche Wüstenkampf stand mir ins Gesicht geschrieben. Augenränder bis zu den Knien, hängende Mundwinkel und rot unterlaufene Augen. Die wunderschöne Zoe und ihre Freundinnen musterten mich ohne Kommentar und ich hatte ebenfalls nicht die geringste Lust, auch nur das kleinste Wörtchen mit ihnen zu wechseln.
»Hey, was ist denn mit dir los?«, wollte Lielott wissen, als ich mich neben sie auf den Stuhl fallen ließ, aber ich verschob unser Gespräch auf später, weil Dr. Martens sowieso schon nicht gut auf mich zu sprechen war.
In der Pause kam ich dann auch nicht dazu, ihr davon zu erzählen, weil Konstantin mich gleich zur Seite nahm. »Wie geht’s dir?«
»Hm.«
»Bist du noch sauer?«
»Ich bin nicht sauer. Ich kann’s nur nicht aushalten!«
Er nahm meine Hände und wollte mich irgendwie beruhigen, aber da kamen Zoe und Co. und drückten uns irgendein vollkommen uninteressantes Gespräch über eine Party aufs Auge. Das war echt genau das, was ich jetzt brauchte, eine coole Party und dieses »Was zieht ihr an, also ich hab mir schon was bei Gucci bestellt, aber die nähen das noch um, ich bin einfach zu schlank«, blä und blubb.
Nach der Schule musste ich direkt zu Dodos Mutter in die Würzbar und so blieb mir nur noch kurz Zeit, Lielott das Drama zu schildern. Sie nickte und wir verabredeten uns für morgen, um die Sache ausführlich zu besprechen.
Die Würzbar ist ein kleiner, verschrobener Laden, in dem man alle Gewürze dieser Welt kaufen kann. Dodos Mutter heißt Maja und sieht aus wie eine Hexe, eine schöne Hexe, immer weite bunte Kleider und ein langer schwarzer Zopf bis zum Hintern. Passt ja auch zu Kräutern und so. Sie kann einem was zurechtmischen, für jedes Gefühl, gegen jedes Zipperlein, sie ist bekannt dafür und viele Leute lassen sich gerne von ihr helfen.
Sie bezieht die Kräuter in großen Tüten aus aller Herren Länder und ich half ihr dabei, sie abzufüllen, die Gläser zu reinigen oder Etiketten zu schreiben. Dafür bekam ich ein bisschen Geld und erst als ich hinterm
Weitere Kostenlose Bücher