Tausend Rosen fuer Grace
Mädchen. Mein Urteilsvermögen hat mich nur vorübergehend im Stich gelassen.” Dann wurde sie ernst. „Ich erwarte ein Kind von ihm.”
Gertie lächelte nur, und ihre Augen funkelten. „Ich glaube, dass Ford McCabe dir all die Jahre etwas bedeutet hat.”
„Wie bitte?” fragte Grace verblüfft.
„Oh, mir konntest du nichts vormachen, wenn du dich nach Ford und seiner Mama erkundigt hast und wissen wolltest, warum alle ihn so schlecht behandeln, meine Süße.” Gertie legte ihr beruhigend die Hand auf den Rücken und fuhr fort: „Und ich weiß auch, dass deine Mutter das Brot, den Kuchen und die Kekse vom Vortag, die ich dir damals immer gegeben habe, nie bekommen hat. Eines Tages habe ich beobachtet, wie du dich mit der weißen Tüte in der Hand in Richtung Cutter Creek davongestohlen hast …”
Grace dankte Gertie insgeheim für ihre Loyalität. „Seine Mutter hat ihm fast nie etwas zu essen gekauft”, erklärte sie, um ihr Verhalten zu rechtfertigen. „Und Ford hat mir Leid getan.”
„Ja, so hat es wohl angefangen - weil du ein gutes Herz hast.” Gertie nahm den Kranz vom Arbeitstresen und setzte ihn ihr auf. „Aber damals haben sich der Ausdruck in deinen Augen und dein Tonfall verändert, wenn du von Ford gesprochen hast. Beide waren so sanft.”
Und trotz allem verspürte sie, Grace, noch immer jene mädchenhafte Aufregung, was Ford betraf, und ein ausgesprochen frauliches Verlangen, mit dem zu viele Gefühle einhergingen.
„Gertie … Hegst du einen Groll gegen Ford?”
Gertie wirkte perplex. „Warum sollte ich?”
„Wegen all der schrecklichen Dinge, die er früher getan hat.”
Nachdem Gertie den Kranz zurechtgerückt hatte, zupfte sie einige Strähnen aus ihrem Knoten. „Ich fand es nicht gut, was er getan hat, aber mir war klar, dass er große Probleme hatte. Er hatte kein leichtes Leben, und die Einwohner von Whitaker Falls haben auch nicht versucht, es ihm leichter zu machen.” Sie runzelte die Stirn, und ihre Missbilligung galt eindeutig den engstirnigen Leuten, die Ford verachtet hatten.
Nach einer Weile hellte Gerties Miene sich auf. „Du bist eine sehr schöne Braut, Grace.”
„Würdest du mir einen Gefallen tun, Gertie?” fragte Grace.
„Wenn es im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt, gern, meine Süße.”
Nervös biss Grace sich auf die Lippe. „Könntest du … Würdest du … heute zu meiner Hochzeit kommen?”
„Sehr gern.” Gertie lächelte liebevoll, und ihre Augen funkelten schalkhaft. „So kann ich mich vergewissern, dass dein Bräutigam ernste Absichten hat.”
Grace lachte. Seit Wochen war ihr nicht mehr so leicht ums Herz gewesen wie in diesem Moment. Es tat gut, zu wissen, dass sie in Gertie eine Verbündete hatte.
Ford sah Grace ins Gesicht, während Reverend Jones das Ehegelübde sprach. Dabei fragte er sich, ob je etwas in seinem Leben einfach sein würde. Sie sah wunderschön aus in ihrem zartrosa Kostüm und mit dem Kranz aus Rosen und Schleierkraut im Haar. Ihre Hand, die den Biedermeierstrauß hielt, zitterte unmerklich und war ein weiterer Beweis für ihre Nervosität und ihren Widerwillen, den der Ausdruck in ihren braunen Augen verriet.
Anscheinend würde seine Ehe mit Grace auch nicht einfach sein.
Als er beschlossen hatte, nach Whitaker Falls zurückzuziehen, hatte er gehofft, noch einmal von vorn beginnen und die schrecklichen Erinnerungen an seine Verga ngenheit ein für alle Mal abschütteln zu können. Grace hatte dabei eine entscheidende Rolle gespielt, doch er hätte nie gedacht, dass das Schicksal sie auf diese Weise zusammenführen würde.
Ford ließ den Blick flüchtig über die mollige, großmütterlich wirkende Frau neben Grace schweifen, die ein schlichtes blaues Baumwollkleid trug und die Hände vor der Taille verschränkt hatte. Sie wachte wie eine Glucke über Grace. Zur Begrüßung hatte sie ihm mit kräftigem Händedruck die Hand geschüttelt und ihn wieder in Whitaker Falls willkommen geheißen - als eine der wenigen, die ihm bisher freundlich begegnet waren.
Die vergangene Woche war abwechslungsreich und frustrierend zugleich gewesen. Einige Leute hatten überrascht oder regelrecht schockiert auf die Neuigkeit reagiert, dass er wieder da war und in Cutter Creek wohnte, andere mit unverhohlener Feindseligkeit. Alle beobachteten ihn, und es gab viel Getuschel sowie Spekulationen über die Gründe für seine Rückkehr. Einige Leute hatten keine Hemmungen gehabt, ihn mit Vorwürfen wegen seiner damaligen
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