Tausend Rosen fuer Grace
gerührt über Doras Geste. „O Dora, das wäre doch nicht nötig gewesen.”
„Oh, die Blumen sind nicht von mir.” Dora lächelte ironisch. „Dein Verlobter ist vor einigen Tagen hier gewesen und hat sie in Auftrag gegeben. Er hat mich gebeten, dich zu fragen, was du anziehst, und dafür zu sorgen, dass es dazu passt.”
Ihr stockte der Atem, und Grace verfluchte Ford im Stillen, weil er so aufmerksam war und ihre Gefühle damit noch mehr durcheinander brachte. Sie wollte nicht, dass er nett zu ihr war, weil es ihren Vorsatz, keine Gefühle in diese Ehe zu investieren, ins Wanken brachte. Ford und sie heirateten aus praktischen Erwägungen, ihrem Baby zuliebe, und das durfte sie nicht vergessen.
„Weißt du”, fuhr Dora nachdenklich fort, „meiner Meinung nach ist an dem Gerede, dass Ford McCabe ein Rowdy ist, nichts dran. Auf mich wirkt er eher respektabel, wie ein Gentleman, und ein toller Mann ist er obendrein.”
„Du hast ihn ja früher nicht erlebt. Da war er ein Unruhestifter der schlimmsten Sorte und hat allen nur Ärger gemacht.” Geistesabwesend wickelte Grace sich eines der Bänder an dem Biedermeierstrauß um den Finger. Sie befürchtete, dass Ford sie genauso um den Finger wickeln würde, wenn sie nicht aufpasste. Sie blickte zu Dora, die offenbar mehr hören wollte.
„Als respektabel würde ihn sicher niemand in Whitaker Falls bezeichnen. Als Teenager hat er regelmäßig im Supermarkt geklaut, Spritztouren mit George Goodwins Chevy aus den fünfziger Jahren gemacht und ihn zu Schrott gefahren und Ken Olsens Stall angezündet und dabei beinah eines seiner preisgekrönten Quarter Horses getötet. Und obwohl man es ihm nie nachweisen konnte, glauben alle, dass er derjenige war, der in die After Hours Bar eingebrochen ist und einen Schaden von über zehntausend Dollar verursacht hat.”
Grace zählte alle Vergehen an den Fingern ab und dachte über das letzte nach. Was den Einbruch in der Bar betraf, hatte sie damals dieselben Schlüsse wie alle anderen gezogen. Ford hatte damals einen persönlichen Rachefeldzug gegen die Bar gestartet, in der seine Mutter gearbeitet und ihr ganzes Geld in Alkohol umgesetzt hatte. Deswegen war er für alle der Schuldige gewesen. Mittlerweile war After Hours eine heruntergekommene Bar, die alle möglichen zwielichtigen Gestalten anzog und daher für alle benachbarten Geschäfte ausgesprochen geschäftsschädigend war. Die Inhaber dieser Geschäfte hofften, dass der neue Besitzer der Gebäude, dessen Namen noch niemand kannte, diesbezüglich etwas unternehmen würde.
Grace setzte ihren Monolog über Fords Jugendsünden fort. „Er hat gelogen, gestohlen, das Eigentum anderer Leute beschädigt und überall Ärger gemacht. Daran erinnern sich alle, wenn sie den Namen Ford McCabe hören.”
Dora arbeitete an dem bunten Strauß für Mrs. Lord weiter. „Stimmt, das ist eine Menge, aber Menschen ändern sich, Grace.”
„Das weiß ich”, gestand Grace leise. „Trotzdem erinnern die Leute sich nur an seine Jugendsünden. Es ist vielleicht unfair, aber ich glaube, diese schlechten Erinnerungen sind alles, worauf sie sich stützen.” Selbst sie konnte sich gut daran erinnern, wie draufgängerisch und aufsässig Ford gewesen war. Sie erinnerte sich allerdings auch an den einsamen und verletzlichen Ausdruck in seinen Augen, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Unter der rauen Schale hatte sich ein Junge verborgen, der sich nach Liebe und Anerkennung sehnte. Sie hatte ihm beides gegeben und dafür ihren Ruf aufs Spiel gesetzt.
Und die Ironie, dass die Geschichte sich wiederholte, entging Grace nicht.
Es war offensichtlich, dass Ford sich geändert hatte. Sein Selbstbewusstsein und sein Erscheinungsbild ließen erahnen, dass er sehr erfolgreich sein musste. Trotzdem wusste sie nicht genau, was sie von ihm und seinen Beweggründen halten sollte. Warum kehrte er ausgerechnet in die Stadt zurück, in der man ihn damals verachtet hatte?
Und dann war da noch ihr Vater, der seine Meinung über ihn überhaupt nicht geändert hatte.
Seine Bitterkeit und sein Hass auf den Mann, der seiner Ansicht nach für den Tod seines Sohnes und seiner Frau verantwortlich war und den Ruf seiner Tochter ruiniert hatte, waren vermutlich sogar noch stärker geworden. Ihr Vater konnte nicht verstehen und ihr nicht verzeihen, dass sie sich in diese Situation gebracht hatte.
Ihr Herz krampfte sich zusammen, als Grace daran dachte, dass sie möglicherweise für immer einen Keil
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