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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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spornstreichs zu Ibrahim: ›O Herr,‹ sprach er zu ihm noch im Laufen, ›ein Mensch, den du nicht kennst, bietet dir einen größeren Dienst an, als dir deine besten Freunde jemals haben leisten können; ich habe erfahren, daß dir der Ölvorrat auf deinem Lager ausgegangen ist, und glaubte dir einen Dienst zu tun, wenn ich zu einem mäßigen Preise auf deinen Namen alles Öl, das gerade ankommt, kaufte!› Ibrahim ist entzückt und heißt den abgeschlossenen Kauf gut; sie gehen zusammen an den Hafen und betreten das Schiff, das eine Menge Kaufleute umringen, die mit Schmerz sehen, daß man ihnen zuvorgekommen ist.
    Ibrahim bezahlte treulich den Eigner, der mit einem solchen Glücksfalle wohl zufrieden war, und belohnte den findigen Mäkler, der sich, mit einem solchen Glücksfalle wohl zufrieden, davonmachte, um seinen Kameraden die köstliche Frucht seiner Geschicklichkeit zu überbringen.
    Der Königssohn sprach: ›O Freunde, ihr seid alle drei glücklich gewesen, jeder in seiner Art, aber ihr irrt euch doch sehr, wenn ihr glaubt, etwas anderes getan zu haben, als die Beschlüsse der Vorsehung auszuführen, die alles dies gelenkt hat. Wir sind blinde Werkzeuge: ich habe weniger Talente als ihr drei, aber wer weiß, was der große Schöpfer mit mir vorhat; ich will morgen in die Stadt gehen, ganz dem Schicksal ergeben, das meiner wartet!‹ Gleich am folgenden Morgen nach einem heißen Gebete zu dem, der alles so weise leitet, begab sich der Königssohn unter der Führung seines Gestirns auf den Weg. Er trat in Laodike ein, und das erste Wort, das er hörte, war: ›Unser Sultan ist soeben gestorben, und wir haben keinen Nachkommen von dem guten Herrscher! Wer wird über uns so weise wie er regieren?‹ Die Klage war ebenso bitter wie allgemein; jeder weinte, raufte sich die Haare aus und bestreute sein Gewand mit Asche.
    Asfendiar hörte es begierig; und da er nicht mit betroffen war, hielt er sich nicht für verpflichtet, Tränen zu vergießen; die frostige und neugierige Miene des Fremdlings mißfiel den Dienern des guten Herrschers und machte Asfendiar bald verdächtig. Schmerz ist ungerecht; er wurde für einen Spion gehalten; man schlug ihn in Ketten im Augenblicke, wo die Leiche des Sultans in das Grabmal gebracht wurde. Die Vorsehung, die der Fremde immer im Munde führte, brachte ihn in das dunkelste der Gefängnisse, wo man ihn mehr als zwei Tage ohne Nahrungsmittel ließ.
    Der arme Prinz sprach zu sich selbst, daß Allah, der sich so weise der Werkzeuge bediente, die er erwählen will, oft die zerbricht, die ihm unnütz erscheinen; er trug sein Unglück mit dem Reste philosophischen Mutes, den sein leerer Magen zu leugnen bereit war, als er Menschen an sein Gefängnis kommen hörte, die ihm befahlen, im Diwan zu erscheinen.
    Asfendiar folgte seinen Wachen, auf den Tod gefaßt, den er schon neben sich gesehen hatte. Die Großen von Antiochien, die in dem Thronsaale versammelt waren, konnten sich über die Wahl dessen nicht einigen, der ihr König sein sollte; der eine von ihnen, den die Folgen eines Bürgerkriegs besorgt machten, hatte ihnen dargelegt, daß der Feind Spione in der Stadt unterhalte; einer dieser Spione läge im Eisen, mehrere andere aber seien der Wachsamkeit der Wächter entgangen, und die Nachrichten, die sie ihrem Gebieter überbringen würden, könnten dem Vaterlande ohne Zweifel verderblich werden. Die durch diesen Bericht in Sorge versetzten Großen hatten den gefangengenommenen Spion vernehmen wollen, und deswegen erschien Asfendiar in der Versammlung.
    Der Prinz verbarg weder Namen, noch Geburt, noch die Gründe, die ihn aus dem Vaterlande getrieben, noch seine Abenteuer, noch die Gedanken, die sie in ihm hervorgerufen hatten. Asfendiar drückte sich edel und gewandt aus; die Unbefangenheit seiner Erzählung, seine Festigkeit, sein Vertrauen auf das höchste Wesen, die Weisheit seiner Rede, die Härte seines Schicksals und der Adel seines Auftretens bewegten alle Anwesenden. Mehrere erkannten sein Gesicht wieder, das sie am Hofe seines Vaters gesehen hatten; in der Verlegenheit, in der sie sich alle befanden, einen ihresgleichen zu ihrem Gebieter zu bestimmen, kamen sie beinahe samt und sonders überein, Asfendiar zu erwählen. Und sie riefen aus: ›Der Himmel hat uns sicherlich diesen Fremdling gesandt, um all unseren Zwiespalt zunichte zu machen: der allein ist würdig, uns zu beherrschen, der, so aus königlichem Blute entsprossen, die Tugenden seiner Ahnen in sich trägt,

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