Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen
versprechen!«
Bigstaf sagte darauf: »Geh in mein Zeughaus und laß dort alle Waffen herstellen, die deiner Meinung nach für meine Krieger und für mich geeignet scheinen; ich halte zuviel von deinen Ratschlägen, als daß ich sie nicht blindlings befolgte!» Der Sterndeuter erwiderte: »Doch sage ich dir vorher, die Waffen werden sehr merkwürdig sein!« »Das tut nichts zur Sache; sie werden nur um so tauglicher zur Bekämpfung des Feindes sein; Merkwürdiges muß man Merkwürdigem gegenüberstellen!«
Hauptmann Bergspalter nun fuhr fort, die Ebene zu brandschatzen, während Bigstaf im Einverständnis mit dem Weisen das kleine Heer ausrüstete, das er in das Feld stellen wollte; in den Zeughäusern und ganz im geheimen versammelt, verfertigte man die Waffen und Geräte, mit denen man sich für den Krieg versehen mußte. Als dann alles bereit war, stieg eine Schar von dreihundert Mann, von Kopf bis zu Fuß mit glänzendem Stahle gepanzert, mit Hilfe der Rollkörbe aus der Feste herab und breitete sich in der Ebene aus.
»Der Feind, der Feind«, rief Scharfblick aus. »Hat er sich von seinen Minaretts heruntergelassen?« fragte Bergspalter. »Ja, o mein Feldherr, da sind die Körbe, die sich entleeren, und es sind aus ihnen dreihundert Mann herausgestiegen und ein Feldherr, der sie anführt ... Es ist der Gewalthaber selbst, ich erkenne ihn an seinem Wuchse wieder, er erscheint noch größer als gewöhnlich ... Ha, welch merkwürdigen Helm hat er auf dem Kopfe! Es ist ein großer Kochtopf, Feueratem muß ihn darin kochen! ... Er hat einen fünf Finger dicken Schild, seine Blicke flammen wie Feuer ... O mein Feldhauptmann, soll ich den Stab vor Geradinsziel aufpflanzen, auf daß er ihm einen Gruß von deiner Seite ins linke Auge sendet?« »Du bist sehr eifrig, o Gesell,« sprach Bergspalter, »gib Obacht, doch rate mir nicht ... Mein Feind ist also in der Ebene, und zwar lächerlich verwahrt gegen meine Truppen ... Auf denn, o Immerschlaf, rufe alle zur Ordnung, und laßt uns gegen den Feind ziehen!«
Bald standen sich beide Heere in eines Pfeilschusses Entfernung gegenüber. Bergspalter stellte sich nun zwischen Immerschlaf und Feueratem; Trinkaus und Scharfblick bildeten den rechten, Schneidewind und Geradinsziel den linken Flügel, der Nachtrab aber bestand aus Gutrücken und Allverstärker; Wolkengreifer führte eine Reihe Gewitterwolken mit sich, die er in den Lüften schweben ließ, und erwartete eine Gelegenheit zu ihrer Entladung.
Bigstaf seinerseits traf seine Anordnungen und stellte sein Heer in einer drei Mann tiefen Reihe auf. Man sah in der ersten die, die glänzende Waffen trugen; in der zweiten jedoch war jeder Krieger mit einer Spritze versehen und die der dritten gar mit einer Schere; alle freilich waren mit den härtesten Schutzwaffen bedeckt, die man sich denken kann.
Bergspalter sah die dreifache Reihe von Kämpfern sich vor ihm entfalten, und voll Vertrauen auf seine Stärke rückte er zuversichtlich vor; da er einen leichten Sieg zu erringen glaubte, ging er zehn Schritte vor seinen Leuten, als ob er seinen Feind zum Einzelkampfe herausfordern wollte. Bigstaf trat vor, um ihn anzunehmen; die Heere aber standen unschlüssig da, und Bergspalter befahl Immerschlaf, zum Angriff zu blasen. Nur diesem Befehle noch wurde genau nachgekommen, denn fernerhin vereitelten unvorhergesehene Ereignisse Bergspalters Entwürfe und machten seine Anstrengungen zunichte. Sowie Bergspalter Schild an Schild mit seinem Gegner steht, will er gegen Bigstafs Haupt einen seiner verhängnisvollen Hiebe führen, durch die er so viele Male die Kraft seines Armes und die Härte seines Schwertes bewiesen hatte; doch bevor er zuschlägt, glaubte er an seinen Feind, dessen Besiegung ihm sicher ist, noch solche Worte richten zu müssen:
»O Bigstaf,« sprach er zu ihm, »o Gewalthaber der Küchenjungen, schämst du dich nicht, mit einem Kochtopf als Helm in den Kampf zu gehen? Glaubst du denn, deine Küchenrüstung wird dich vor den Streichen schützen, die dir drohen? Oder hat dir mein schändlicher Stern eingeflüstert, dich mir in dieser lächerlichen Ausrüstung entgegenzustellen, auf daß mir von meinem Siege nur der Schimpf bleibt, den Fürsten der Küche besiegt zu haben? Sollen denn Bergspalters tapfere Krieger mit Arzneihändlern und Scherenträgern kämpfen? ... Wage es, wider mich deine Keule zu schwingen, die deiner herabgewürdigten Hand weniger ziemt als der Spieß, an dem sich dein Braten täglich dreht;
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