Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen
und blonden Haaren in Persien doch für eine seltene und anziehende Erscheinung gelten. Kurz, der Prinz überredete alle um so leichter, als die Mandarine, die einer weisen und sanften und menschlichen Staatskunst huldigten, in Behrams Unternehmen nichts sahen, was das Reich China in einen widerwärtigen und blutigen Krieg verwickeln konnte.
Er reiste also mit einem zahlreichen, doch keineswegs furchtbaren Gefolge ab. Als er dann an die Grenze kam, schickte er eine feierliche Gesandtschaft voraus, die seine Ankunft verkündigen sollte.
Dieser Vorgang setzte Siaûr in neue Verlegenheit. Er hatte dem Prinzen von Mauretanien unter der Bedingung sein Wort gegeben, daß er seine Abkunft nachweise, und solches war bislang noch nicht geschehen; der Prinz hatte versprochen, sich binnen dreier Monate wieder einzustellen, und zehn waren bereits verstrichen, ohne daß man ein Wort von ihm gehört hatte. Man begreift leicht, wie sehr Hurschid darüber betrübt war; sie fing an zu glauben, daß ihrem Geliebten ein Unglück begegnet und daß er auf dem Wege durch die afrikanischen Wüsten, umgekommen sei. Die Wesire Siaûrs dagegen wiederholten ihm unablässig, man sehe nun wohl, daß der junge Mann, dem er sein Wort gegeben hatte, ein Abenteurer sei, weil er nicht wage, ihm wieder unter die Augen zu treten.
Unter solchen Umständen glaubte der Sultan, er dürfe die Werbung des Prinzen von China nicht gänzlich von der Hand weisen; er ließ ihn also in seinen Palast kommen; und nachdem er ihn mit aller, dem Erben eines so großen Reiches angemessenen Pracht aufgenommen und seinen Antrag angehört hatte, erklärte er ihm die Verlegenheit, in der er sich befand, und endigte mit der Zusicherung, daß, wenn im Verlaufe eines Jahres der Prinz von Mauritanien nicht wieder erschiene, er dem neuen Bewerber seine Tochter bewilligen wollte.
An dieser Frist fehlten nur noch sechs Wochen, und die Ungeduld des Prinzen von China ließ sich diesen Aufschub gefallen. Mittlerweile unterließ er es nicht, der schönen Prinzessin täglich Geschenke darzubieten, die merkwürdiger durch ihre Seltsamkeit waren, als durch ihren wahren Wert; bald waren es lackierte Kästchen und Fächer, gemalte Stoffe von Peking und Kaminschirme und Kaisertee von der besten Ernte; bald Ninsingwurzeln, Fasane und andere Vögel mit glänzendem Gefieder, trockene und eingemachte Früchte, Geschirr und Hausrat von Porzellan und nickende Pagoden und Affen von allen Farben. Alles dies brachte man nach dem Palaste, den die Prinzessin Hurschid bewohnte, nachdem man ihr angekündigt hatte, daß sie ihn nicht verlassen dürfte, solange ihr geliebter Ferahschad abwesend wäre.
Die verhängnisvolle Frist war beinahe abgelaufen, als man eines Nachts dem Sultan meldete, daß sich eine zahlreiche und auf ungewöhnliche Weise gekleidete und bewaffnete Schar in geringer Entfernung von der Hauptstadt und dem Palaste der Prinzessin gelagert habe.
Siaûr sandte Kundschafter hin, und man berichtete ihm, es sei der König von Numidien mit seinem Gefolge, der ebenfalls um des Sultans Tochter würbe. Dieses Königreich war nicht einmal dem Namen nach in Persien bekannt, und man konnte nicht ahnen, daß es dasselbe war, das der Prinz von Mauretanien erobert hatte. Bei dieser Neuigkeit verdoppelte sieh Siaûrs Verlegenheit; er schickte Gesandte an den fremden König, wer er nun auch sein mochte, und ließ ihn bitten, ihm die Ehre zu erweisen und in seinen Palast zu kommen; doch man antwortete ihm, der große König der Numidier achte es seiner Würde nicht für angemessen, selbst eine Bitte zu tun, bevor er der Gewährung versichert wäre; er wolle demnach bis dahin durch Gesandte unterhandeln lassen.
In der Tat begann am nächsten Tage ein numidischer Gesandter die Unterhandlung in einem Tone, der wohl zu erkennen gab, daß sein Herr nicht gesonnen war, eine abschlägige Antwort anzunehmen. Der gute König von Persien bekannte, daß er schon durch zwei nacheinander gegebene Zusagen gebunden war. Der Unterhändler antwortete, daß man, was die erste Zusage anginge, bald von ihr entbunden sein werde, weil das gesetzte Ziel beinahe verstrichen sei; und was die zweite Zusage anginge, so achte er sich für wichtig genug, daß man sie seinetwegen zurücknehme. Man versetzte, der Prinz von China habe infolge der ihm gewordenen Zusicherung schon seit sechs Wochen täglich der Prinzessin Geschenke gesandt, die sie mit Bewilligung, ja auf Befehl ihres Vaters annähme. Der afrikanische Gesandte
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