Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen
sagte dawider, wenn es nur darauf ankäme, so erbiete sich sein Herr, binnen einigen Tagen ein Fest zu geben, dessen Pracht alle die übertreffen solle, die der Prinz von China gegeben habe oder noch geben könne; zugleich wolle er durch ein einziges Geschenk alle von Behram dargebrachten Geschenke an Wert und Kostbarkeit überbieten.
Man teilte dem Prinzen von China die Anerbieten und Forderungen des Königs von Numidien mit; der aber zweifelte nicht, in diesem Wettstreite der Liebeswerbung obzusiegen, weil er ein gebildetes und in allen Künsten wohlunterrichtetes Volk beherrschte, die Numidier dagegen durchaus wild und roh erschienen. Die Herausforderung wurde also angenommen und die Tage für die beiden Feste anberaumt.
Der Platz dazu war vor dem Palaste Hurschids, so daß die Prinzessin, ihre Mutter, die Sultanin, und ihre Frauen alles durch ihre Gitterfenster sehen konnten. Unter diesen Fenstern hatte man ein prächtiges, im Halbkreise aufsteigendes Gestühl errichtet, wo Siaûr und seine Wesire und sein ganzer Hofstaat sich niederließ. Behram verlangte, daß sein Fest erst mit anbrechender Nacht beginnen sollte, und sein Nebenbuhler erwählte sich dieselbe Zeit für den nächsten Tag.
Das chinesische Fest war herrlich, obgleich der Prinz nur kurze Zeit zur Vorbereitung gehabt hatte; aber er war mit allem versehen, was nötig war, um es höchst annehmlich zu machen. Der ganze Platz war von einer Säulenhalle in chinesischer Bauart umgeben; die Zieraten derselben waren mit hautfarbenen Glaslampen behängt, die, plötzlich durch ein Lauffeuer zu gleicher Zeit entzündet, einen Anblick gewährten, der mit Recht den lauten Beifall der ganzen Versammlung verdiente. Im Hintergrunde des Platzes aber, dem Palaste gegenüber, stand ein in etwas wunderlichem Geschmack gebauter, sehr reich verzierter chinesischer Pavillon. Der war anfangs nicht erleuchtet, weil von dort aus eine Anzahl Raketen und Schwärmer aufstiegen, welche die glänzendste und wunderbarste Wirkung taten. Sie bildeten Sonnen und Sterne und Garben und Blumensträuße aller Art; es erschienen sogar zur allgemeinen Bewunderung Drachen, die sich in der Luft bekämpften. Als das chinesische Pulver im Feuerwerk erschöpft war, stand in einem Augenblicke, wie durch einen Zauberschlag, der ganze chinesische Pavillon erleuchtet da. Die Zieraten, mit denen er überladen war, schienen nur dazu bestimmt, ein durchsichtiges Gemälde über dem Pavillon mit dem Bildnisse Hurschids, wie sie, von einer Sternenkrone umstrahlt, von Luftgeistern getragen, emporschwebt, noch glänzender ins Licht setzen zu sollen. Bei diesem Anblick verdoppelte sich das Freudengeschrei und Beifallsklatschen; die ernsthaften Perser riefen einstimmig: »Herrlich! Prächtig! O wie reizend, wie schön sie ist! Sie lebe, lebe hoch!«
Als so der ganze Platz erleuchtet war, sah man bald aus dem Pavillon Züge von Tänzern und Tänzerinnen hervortreten und seltsame Tänze aufführen, in denen alle Mitspielenden Pagoden vorstellten, teils zu Fuß, teils auf allerlei Ungeheuern aus bemalter und vergoldeter Pappe reitend; alle schienen ihre Huldigungen und sogar Opfer dem Bildnisse Hurschids und ihr selbst darzubringen, indem sie sich dem Palaste näherten. Das Fest dauerte bis tief in die Nacht, und Behram mit seinen Chinesen trug rauschenden Beifall davon.
Am folgenden Morgen räumte man den Platz von allem, was zu dem chinesischen Feste gedient hatte, mit Ausnahme des hohen Gestühls, auf dem der Sultan und sein Hof gesessen hatten; und dem Könige von Numidien wurde gemeldet, daß er nunmehr Anstalten zu seinem Feste treffen könnte. Diese waren sehr einfach; und ihre Einfachheit eben erregte Verwunderung. Die Afrikaner errichteten einen Zaun rings um den Platz, und nichts deutete an, daß er erleuchtet werden sollte. Sie rückten ihr Lager näher an den Palast heran und schlugen das Zelt ihres Fürsten an derselben Stelle auf, wo der chinesische Pavillon gestanden hatte. Dieses Zelt war in der Tat prächtig und so, wie es einem großen Könige ziemte; jedoch schien man seinen Zieraten nichts Neues und Außerordentliches hinzugefügt zu haben.
Mit anbrechender Nacht aber wurde auf ein gegebenes Zeichen eine Hülle von festem Stoffe, welche den Knopf auf dem Dache des königlichen Zeltes bedeckte, weggezogen, und man sah den prächtigen Karfunkel strahlen, von dem, als dem köstlichsten Kleinod im Schatze des Königs von Mauritanien, schon die Rede gewesen ist. Im Augenblick wurde der ganze
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