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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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erfahren hat, noch jemals erfahren wird, denn ich wußte mir durchaus keinen Rat, wie ich mir mein Abendessen verschaffen sollte.« »Warum gingest du denn nicht nach des Kalifen oder der Sultanin Subaidah Badehaus?« fragte der Kalif. »Ach, die beiden wurden noch eher als alle andern geschlossen«, antwortete Basem. »Wahrlich, es war ein unheilschwangerer Tag. Das Volk erstaunte im höchsten Staunen, und die unendliche Menge der Badewärter sah dem Hunger entgegen. Gleichwohl, o liebe Gäste,« fuhr er fort, »hat mich die Vorsehung nicht im Stich gelassen, sondern warf mir fünf Dirhems in den Weg, mit denen ich mein Nachtmahl, das ihr hier seht, allen denen, die mich hassen oder beneiden, und dem Kalifen und all seinem Gefolge zum Trotz, einkaufte!« »Wart, mein Freund,« sprach der Kalif zu sich, »dich werde ich wohl noch einmal klein kriegen!«
    Hierauf füllte Basem seinen Becher und hielt ihn eine Weile gegen die Flamme der Wachskerze, trank ihn aus und nickte seinen Gästen zu und hub wieder an: »So gefällt es mir gut, o meine lieben Gäste: Ihr riecht nicht an meinen Blumen, rührt mein Mahl nicht an und regt mich auch nicht mit üblen Widerreden auf; und fürwahr, mein Vorrat langt gerade hin, um meinen Bauch zu befriedigen!« Darauf rief Masrur aus: »Möge es Allah geben, daß er nimmer genug kriegt. Möge er einem so gierigen Schlucker weder Essen noch Trinken bescheren! Beim Himmel, noch nie sind wir mit einem so eigennützigen Menschen zusammengekommen!« Kaum hatte Basem solche Worte vernommen, als er sich mit wütender Gebärde gegen Masrur wandte und rief: »O du elender und lumpiger Schuft, den Allahs Hand schwarz gezeichnet hat, was habt ihr Schufte denn noch jemals mitgebracht? Niemals möge euch der Himmel segnen, das bitte ich! Es hätte sich wahrlich gehört, daß ihr irgendein Geschenk vor euch herschicktet; doch ihr seid jämmerliche Burschen, dem salzigen Meerwasser gleich, das niemand zum Trunke dienen kann. Mit euch hat sich noch nimmer etwas hierher verirrt, das die Zähne beschäftigt, noch fiel es euch je bei, ein Abendessen mitzubringen, um es hier zu verzehren. Ihr gebt euch für Kaufleute aus, aber ihr seid die knickerigsten Schufte, die Allah jemals geschaffen hat!«
    Der Kalif konnte sich nicht mehr eines herzhaften Lachens enthalten und sagte dann leise zu Dscha'afar: »Wahrlich, der Mann hat einige Berechtigung, sich zu beklagen, drei Nächte sind wir schon mit leeren Händen gekommen; o Dscha'afar, rede ihm freundlich zu und versprich ihm Besserung auf morgen abend!« Darauf sagte Dscha'afar demütigen Tones: »O Hadschi Basem, vergib bitte, was geschehen ist, wir verdienen allerdings Tadel, doch wollen wir morgen ein so prächtiges Abendessen mitbringen, daß wir dadurch unseren Fehler gutzumachen hoffen!« Darauf erwiderte Basem: »Ein prächtiges Abendessen? O ihr Geizhälse, ihr lügt, ich glaube auch nicht ein Wort von dem, was ihr redet! Wie sagt das Lied: Vor Durst verschmachten eure Zechgenossen, und an eurem Tische vergehen die Gäste vor Hunger; räudig ist euer Hund, und eure Türe ist der Gastfreundschaft verschlossen!« Der Kalif aber konnte sich ein unmäßiges Gelächter nicht verbeißen. Basem wandte sich wieder seinem Weine zu, und ohne sich um seine Gäste zu kümmern, fuhr er mit tafeln fort, bis er allem Anscheine nach betrunken war. »O Dscha'afar,« sagte der Kalif, »unser Freund scheint beinahe fertig zu sein, es ist an der Zeit, von ihm zu hören, wie er heute zu den fünf Dirhems gekommen ist!« Da sagte der Wesir sehr kleinlaut: »O Hadschi Basem!« »Was willst du, alter Katzenbart?« fragte der. »O Hadschi, wir nehmen lebhaften Anteil an allem, was dich angeht, und sind betrübt, wenns dir schlecht, fröhlich, wenns dir gut geht!« »Schon recht, was gibt es denn, was willst du von mir?« Sagte Dscha'afar: »Wir möchten gerne wissen, wie es dir ergangen ist, als du heute früh alle Bäder verschlossen fandest!« »So, einmal will ichs euch noch erzählen, doch nur unter der Bedingung, daß ihr nicht von dem sprecht, was ich euch sage!« Dscha'afar versicherte ihm, daß er nichts zu befürchten habe, weil sie im Begriffe ständen, Bagdad zu verlassen. Danach erzählte ihnen Basem auf das weitschweifigste all seine Abenteuer des Tages und endigte mit solchen Worten: »Wenns ihm gefällt, mag nun der Kalif auch den Makami schließen und das Volk zum Aufstande reizen, ich habe mich entschlossen, mit Allahs Hilfe als Makil zu leben und zu

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