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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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Kadi abmachen«, entgegnete Basem und ging darauf mit ihm nach dem Makami, die Frau aber schritt vor ihnen her; als sie kaum den halben Weg hinter sich hatten, wandte sich der Mann gegen Basem und sprach zu ihm: »O Hadschi, laß mich, bitte, ein paar Worte mit dir reden!« Basem antwortete zuversichtlichen Tones: »Sprich immerhin ihrer zwanzig!« »Glaube mir,« fuhr der Gefangene fort, »alles, was mein Weib wider mich angeführt hat, rührt lediglich von ihrer Eifersucht her; durch einen unglücklichen Zufall wurde ich im Nachbarhause so betrunken in letzter Nacht, daß ich nicht heimgehen konnte und schlief, wo ich war. Solches aber ist der wahre Grund ihrer Wut; wenn wir erst diese Nacht wieder zusammen in einem Bette schlafen, werden wir bald Frieden schließen, und sie wird morgen früh vergnügt aufstehen. Darum, o weiser Hadschi, bitte ich dich dringend um dein Fetwa!« »Was für ein Fetwa?« fragte Basem darauf. »Du sollst nur geruhen, ein Geschenk von mir anzunehmen und mich entwischen lassen. Nach dem Abendgebete will ich zu meiner Frau zurückkehren, und es wird alles glücklich ablaufen, darauf verlasse dich. Nimmst du mich aber jetzt, so erbost wie sie ist, mit ihr vor den Kadi, so werde ich sicherlich gefangengesetzt. Deshalb bitte ich dich bei Allah, stehe von deinem Makilamte ab und laß mich laufen!« Da sprach Basem zu sich selbst: »Was, der Teufel, habe ich schließlich mit diesem Weibe zutun. Es ist vernünftiger, diesem Freunde auch etwas abzunehmen und ihn seinem Gewerbe nachgehen zu lassen!« Und er sagte würdevoll zu dem Verklagten: »Aber sieh, o Herr, ein solches Fetwa will auch bezahlt sein!« Darauf bot der Schuhmacher Basem demütig drei Dirhems an, die der sogleich in seinem Gürtel in Sicherheit brachte. Darauf gingen sie ihren Weg noch ein Weilchen weiter; und als sie an eine Stelle kamen, wo ein großes Gedränge war, trennten sie sich, und ein jeder ging einen andern Weg. »Beim Himmel, alles geht gut,« sagte Basem, »ich habe nun wieder fünf Dirhems in der Tasche, bin wieder Basem und Allah sorgt für mich.«
    Nachdem nun Basem den Schuhmacher hatte laufen lassen, veränderte er seinen Turban und streifte die Ärmel wieder herunter, nahm dann seine Gewänder von der Schulter und setzte sich auf einen Stein vor einer Schule. Währenddem hatte das Weib seinen Weg nach dem Makami in dem Glauben fortgesetzt, daß ihr Mann ihr noch mit dem Makil folgte, und war voller Freude, einen Makil gefunden zu haben, der ihr so baldige Gerechtigkeit verschaffen wollte. Als sie sich nun einmal umsah und weder den Makil noch ihren Gatten hinter sich erblickte, stieß sie ein Geheul wie bei einem Leichenzuge aus und rannte gleich einer Verrückten hin und her. Schließlich sah sie den auf dem Steine sitzenden Basem, stürzte auf ihn zu und rief mit lauter Stimme: »Wo, wo ist mein Schuldner, mein Mann?« Basem antwortete feierlichen Tones: »Was schiert mich dein Mann und Schuldner? Geh deines Weges und laß mich zufrieden!« Bei solchen Worten geriet das Weib in Zorn und rief aus: »Wie, bist du nicht der Makil?« »Du lügst,« erwiderte Basem mit erhobener Stimme, »du lügst, o du ungebärdige alte Vettel! All mein Lebtag bin ich Grobschmied gewesen!« Hierauf packte das Weib Basem und ihn festhaltend, rief sie mit gar lauter Stimme: »Herbei, o ihr Gläubigen, mein Schuldiger, mein Schuldiger!« Alsbald scharte sich eine große Menge Volkes um sie und fragte, was los sei. Das Weib erzählte: »Wißt, daß dieser Makil zwei Dirhems von mir erhalten hat, auf daß er meinen Schuldiger zum Makami führe. Wir kamen zu dritt bis auf diesen Platz, wo er sich zweifelsohne hat bestechen lassen, weil er seinen Gefangenen freigab. Und jetzt, o ihr Gläubigen, ruht all meine Hoffnung auf Allah und euch«, endigte sie, kläglich weinend. Einige der Umstehenden aber sahen sich den Angeschuldigten etwas näher an und riefen dann aus: »O Frau, dieser ist Basem, der Grobschmied, und kein Makil, wir kennen ihn schon lange, du mußt dich geirrt haben!« Sprach Basem: »O ihr lieben Leute, dies ungebärdige alte Weib hat mich angepackt und will mich mit aller Gewalt zu einem Makil machen!« Das arme Weib war nun noch übler daran als vorher, denn jetzt traten einige der Umstehenden hinzu, die ihr Vorwürfe machten; und andere trieben ihren Spott mit ihr, noch andere schalten sie, weil sie sich an einem armen Manne vergriff, und zwangen sie, ihn freizugeben, und wieder andere lachten aus vollem Halse. Einer

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