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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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einem Monate, von heute angefangen. Dann komme der Bräutigam; aber mit dem Mute Antars, mit der Herzhaftigkeit Modikorbs und mit Alis Tapferkeit bewaffnet.‹ Diese Botschaft hätte leicht einen andern als mich zurückgeschreckt, mich entflammte sie nur mit neuer Begier. Dreißig Tage nach dieser Unterredung ging ich ins Bad, ließ mich scheren und mir die Nägel abschneiden, wie sichs für einen Bräutigam geziemt, und setzte mich zu Pferde und begann den Zug gegen den Palast hin.
    Zehn schwarze und ebensoviel weiße, in Goldstoff gekleidete Eunuchen kamen mir entgegen. Sie hielten goldgestickte Tücher in den Händen, womit sie die Stirn meines Pferdes abwischten; und küßten danach seinen Huf. Mein Gefolge blieb an dem ersten Tore zurück, ich aber setzte meinen Weg ins Innere des Palastes fort. Zu beiden Seiten standen zweihundert in reiche Stoffe gekleidete Sklavinnen mit silbernen und goldenen Gürteln. Die mit silbernen Gürteln hielten silberne Rauchfässer in der Hand, denen Moschus- und Ambraduft entströmte; die goldumgürteten sandten mir aus goldenen Rauchfässern Wolken von Aloedampf entgegen. Ich ging durch ihre Mitte in einen großen Saal, worinnen elf Ruhebetten mit den reichsten Stoffen aufgepolstert standen. Kaum hatte ich mich niedergelassen, so vernahm ich Pantoffelgeschlürfe. Ein von Edelsteinen schimmerndes Weib mit einem brillantenbesetzten Dolch in der Hand nahte sich mir, von zwei schönen, reichgekleideten Zofen begleitet. Ich dachte, es sei die Braut, und stand vom Ruhebett auf. ›Meine Herrin wird gleich kommen; erlaube mir unterdessen, mich niederzusetzen‹; und mit diesen Worten nahm sie ihren Platz auf einem der elf Ruhebetten ein. Acht andere von Edelsteinen schimmernde Frauen, jede einen brillantenbesetzten Dolch in der Hand, kamen und setzten sich wie die erste auf die anderen Ruhebetten. Endlich hörte ich Freudengeschrei und Segensrufe, wie wenn der Fürst der Rechtgläubigen im Prunke durch die Straßen von Bagdad einherzieht. Es war die Braut, wie der Kalif in einen fürstlichen schwarzen, goldgestickten Mantel gekleidet, mit einem brillantenbesetzten Degen umgürtet. Zweihundert Sklavinnen, die alle schwarz ausgestattet waren, folgten ihr auf dem Fuße nach. Wir standen alle auf und bewillkommten sie, wie man den Kalifen bewillkommt, mit dem Gruße: ›Heil dir, o Fürstin der Rechtgläubigen, Allahs Barmherzigkeit und Allahs Segen über dich.‹
    Sie nahm ihren Platz auf dem elften Ruhebette ein und winkte uns niederzusitzen. Ich ließ zwei große, mit Silber und Gold gefüllte Vasen, die auf meinem Zuge vor mir hergetragen worden waren, herbeibringen. Sie teilte das Gold unter ihre vertrauten Zofen und das Silber unter ihre Sklavinnen aus. Diese brachten große Waschgefäße aus Gold und Silber herbei; wir wuschen uns die Hände und trockneten sie in musselinenen und gestickten und durchdufteten Tüchern ab. Hierauf wurde der Tisch gebracht, der, so wie die Schüsseln, aus einer einzigen Kristallplatte bestand.
    Die Gerichte hatten alle möglichen Farben und Wohlgerüche. Orangen und Granatblüte, Ambra und Sandel, Safran und Moschus. Das Mahl wurde beendigt und der Scherbett herumgereicht. Nun gingen zur rechten und linken Seite des Saales zwei Türen auf, und man erblickte schwarze Vorhänge, die mit Gold und Perlen bestickt waren. Hinter diesen tönten zwei Silberstimmen, die im Wechselgesange das Glück der Liebe priesen. Ich setzte mich zu meiner Braut, deren Augen wie Sonnen funkelten und deren Busen durch den schwarzen Flor, wie der Stern der Liebe durch die schwarze Nacht, hindurchschimmerte.
    Ich wollte ihr einen Kuß rauben. Bei der Bewegung, die ich dazu machte, rief sie ihren Vertrauten zu: ›Auf, o ihr Mädchen!‹ Und sogleich stürzten diese mit ihren brillantenbesetzten Dolchen auf mich los.
    ›Ich will nicht,‹ rief sie, ›daß ihr ihn verwundet, aber wohl, daß ihr ihn züchtigt.‹ Sie schlugen und stießen nun mit den diamantenen Knöpfen der Dolche unbarmherzig auf mich los. Ich verlor all meine Besinnung, und als ich wieder zu mir kam, fand ich mich allein im Saale, wo ich die Nacht für einen Bräutigam sehr schlecht zubrachte. Am Morgen kamen die Sklavinnen, um mich zu fragen, ob ich nicht ins Bad gehen wollte, wie dies der Gebrauch ist nach der Hochzeitsnacht. ›Weswegen ins Bad,‹ fragte ich, ›vielleicht um mir die Schläge vom Rücken zu waschen?‹ Nun verrichtete ich das Morgengebet und kleidete mich in ein sehr reiches Gewand, das

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