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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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töten kann, und hat einen vergifteten Trank hergestellt und erwartet die Gelegenheit, ein Gastmahl zu veranstalten, um ihm dabei den Tod zu geben; die einzige Mitwisserin solcher Dinge aber bin ich; obschon ich es mir vorgenommen hatte, den Kaiser auf irgendeine Weise um ein so schweres Verbrechen wissen zu lassen, hat sich mir nichtsdestoweniger bis jetzt noch keine Gelegenheit dazu geboten: nun sollst du dem Kaiser alles, was du eben gehört hast, offenbaren und ihm sagen, daß, wenn das Mahl zu Ende ginge, das ihm der Wesir geben wird, ihm der eine Kristallschale mit einem Getränk darreichen würde, er solle es aber um keinen Preis kosten, da es gänzlich mit Giften durchsetzt sei, doch möchte er es ihm selbst zu trinken geben; indem er ihn um seines Verbrechens willen bestraft, gibt er ihm den Tod und befreit mich aus den Händen eines so elenden Verräters; und auf solche Weise hat er mich immer zu seinem Wohlgefallen.«
    Als die Botin alles sorgsam angehört hatte, was ihr von dem Weibe des Wesirs erzählt wurde, nahm sie Urlaub von ihr und begab sich unverzüglich wieder zum Fürsten und teilte ihm alles der Reihe nach mit. Nun hatte der in diesen Tagen gerade einen großen Sieg über einen mächtigen und großen König gewonnen, der willens gewesen war, ihm sein Reich zu nehmen. Bei dieser Gelegenheit nahm er sich vor, zum Zeichen der Freude ob eines solch großen Sieges, den vornehmen Dienern seines Staates, unter welchen der Wesir die erste Stelle einnahm, Geschenke darzureichen; so glaubte er denn, wenn er ihn fürstlich beschenkte, gäbe er ihm damit einen Grund, das auszuführen, was er schon beschlossen hatte. Daher machte er ihm nun ein kostbares Geschenk und wurde von ihm bei dieser Gelegenheit wenige Tage später zu einem königlichen und prächtigen Feste geladen.
    Er ging nun in das Haus des Wesirs und wurde von ihm mit großer Fröhlichkeit und Freude aufgenommen, und nachdem er reiche und große Geschenke erhalten hatte, setzte er sich an den Tisch, der mit den köstlichsten Speisen besetzt war; und Musik und Gesang verschönten das Mahl; als man aber zum Aufbruch vom Mahle bereit war, bot der Wesir dem Kaiser mit eigner Hand eine Kristallschale, voll eines duftenden Trankes, an und sagte solche Worte: »O Gebieter, da du, ein so großer und hoher Herr, dich herabließest, mein, deines niedrigen Dieners, Mahl zu beehren, habe ich mich mit all meiner Kraft bemüht, dir eine deiner Person würdige Speise und Nahrung vorzusetzen; daher habe ich auch diesen Trank bereiten lassen, von dem man seinesgleichen nicht auf der ganzen Welt finden kann; sintemal außer den vielen Kräften, so in ihm wohnen und die alle aufzuzählen viel zu langwierig sein würde, sich nichts finden läßt, das besser als er die menschliche Leber zu erfrischen vermag, möchte ich ihn deiner kaiserlichen Erhabenheit darbieten!«
    Hieran merkte der Kaiser, daß es der Gifttrank war, den der Wesir laut der Mitteilung seines eignen Weibes vor kurzem hergestellt hatte, und er antwortete ihm in solcher Weise: »Wie ich, weißt auch du, daß ich vor nicht langer Zeit deinen Sohn begangener Missetaten wegen habe töten lassen; so ist es denn wahrscheinlich, daß du um seines Todes willen eine maßlos hitzige und entzündete Leber hast, daher würde ich mich wenig liebevoll dir gegenüber bezeigen, wenn ich dich dieses Trankes beraubte, der so große Wohltat bewirken kann. Nimm ihn also herzlich an, ich mache ihn dir zum Geschenk, weil ich erfahren habe, daß er dir heilsam ist, weshalb du ihn denn auch zur Stunde und in meiner Anwesenheit trinken sollst!«
    Ob solcher Eede des Kaisers wurde der Wesir über die Maßen betrübt, und fürchtend, sein Anschlag sei zu Boden geschlagen, sprach er darauf: »Da dieser Trank, o Gebieter, so köstlich wie selten ist, meine ich, daß er nicht mir, sondern deiner kaiserlichen Erhabenheit zukommt!« Der Kaiser aber wiederholte ihm: da er ihn wertschätze und ihn wie sich selbst liebe, solle er die Liebe und Verehrung, die er zu jeder Zeit für ihn gefühlt hätte, erkennen, und sagte: »Ich weiß, daß du seiner bedarfst, und wofern ich dir diesen Trank wegnähme, würde ich wahrlich keine meiner Zuneigung zu dir würdige Handlung begehen; und es ist gewiß, daß jener dir den größten Segen zu bringen vermag, während er mir, dessen Leber nicht weiter erhitzt ist, nicht von Nutzen sein kann!«
    Als der Wesir nun den Widerstand sah, den sein Gebieter ihm leistete, und merkte, daß er den ihm

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