Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen
nun dem Jünglinge sagte, daß sie dies nicht glauben könnte, wenn er nicht eine andere, genauere Erklärung abgäbe, bat er sie sehr um Verzeihung und sprach: »Die Teile sind in der Weise gleich, daß dein Wesir und ich, einer wie der andere, zwei Eier in der Hose haben, du aber keines; von den fünf, die du mir gegeben hast, habe ich dir drei, dem Wesir eines und das andere mir selbst zugeteilt; nun hat jeder drei, und ich habe sie recht unter uns drei verteilt!«
Diese Antwort gefiel der Königin über die Maßen gut; sie wurde aber über und über rot und erklärte dem Jüngling, daß sie sehr zufrieden sei; der nahm Urlaub von ihr undkehrte in seinen Palast zurück. Sie blieb nun mit ihrem Wesir allein und sagte zu ihm, weil es dem hohen Allah gefallen habe, daß einige Jünglinge, eines so mächtigen Königs Söhne, in ihr Land gekommen wären und die ihnen vorgelegten Fragen, auf die sie bis zur Stunde von vielen, die sie darum gefragt habe, keine Lösung habe erhalten können, ihr so schnell zu beantworten gewußt hätten, so wäre sie entschlossen, der Ermahnung ihres Vaters gemäß, einen von ihnen zum Gatten zu erwählen; da nun alle drei mit so hohem Verstande begabt wären, sagte sie, würde ihr der am meisten zusagen, der ihr das Salzrätsel mit so großer Klugheit gelöst habe.
Als der Wesir diesen Beschluß guthieß, trug sie ihm auf, er solle sich andern Morgens bei den Jünglingen einstellen, und nachdem er ihnen vor allem die Ermahnung ihres Vaters verkündigt habe, sollte er ihren Wunsch offenbaren und den in ihrem Namen zum Gatten begehren, der ihr das Rätsel des Salzes aufgelöst habe. Der Wesir führte nun den Auftrag aus, stellte sich bei den Jünglingen ein; er verkündigte ihnen den Wunsch der Königin und begehrte den in ihrem Namen zum Gatten, der ihr das Salzrätsel zu lösen gewußt hatte. Darüber erstaunten die im höchsten Maße und konnten kaum glauben, daß die Worte des Wesirs auf Wahrheit beruhten; sie berieten erst eine gute Weile untereinander und beschlossen, eine so hohe Ehre anzunehmen. Und es rief der, dem sie sich zu vermählen gedachte, den Wesir vor sich und sagte, da ihnen von der Königin so viele Liebeszeichen bewiesen worden wären, und er so sehr von ihr verlangt würde, sei er bereit, sich ihr zu vermählen; und er ließe ihr deswegen in seinem und seiner Brüder Namen herzlichen Dank sagen; weil es nun aber billig wäre, daß sie dem Willendes Königs, ihres Vaters, folgten, obwohl sie von ihm des Landes verwiesen wären, hätten sie beschlossen, in sein Land zu ziehen, um ihm als gehorsame Söhne um alles wissen zu lassen und mit seiner gütigen Erlaubnis sogleich zur Hochzeitsfeier zurückzukehren.
Als die Königin solchen Beschluß der Jünglinge vernommen hatte, und daß sie in die Eheschließung einwilligten, ließ sie sie mit dem Wesir vor ihr Antlitz kommen, und nachdem heimlich zwischen ihnen Treue geschworen worden war, gab sie den Auftrag, daß ihnen der Spiegel unverzüglich übergeben würde, auf daß er von ihnen, der zwischen ihr und Behram-Gur bestehenden Abmachung gemäß, zurückgebracht würde, und sie in ihr Land gehen könnten, woher sie, nachdem der König von der Vermählung in Kenntnis gesetzt worden wäre, mit seinem Segen zu der Hochzeitsfeier zurückkehren sollten. So empfingen denn die Jünglinge den Spiegel und reisten freudig und über die Maßen froh und von der Königin mit köstlichen Geschenken beladen ab, kamen in kurzer Zeit in Behram-Gurs Land, und als der von ihrer Rückkehr hörte, und daß sie den Spiegel zurückbrächten, wurde er, trotzdem er sich seines Leidens wegen in keinem guten Zustande befand, doch ein wenig froh und glaubte, es könnte von ihnen, die er mit so hohem Verstande begabt wußte, ein Mittel gegen sein Ungemach gefunden werden. Sobald also die Jünglinge in der Königsstadt angelangt waren, erschien der erste Wesir vor des Königs Angesicht, küßte ihm zuerst die Hände, und nachdem er sein Übel gar sehr bedauert hatte, berichtete er ihm ausführlich von der Wiedererlangung des Spiegels und den im Lande der Königin abgelegten Proben der Jünglinge, und daß sie offenbart hätten, daß sie Dscha'afars, des Königs von Sarandib, Söhnewären, und von der beschlossenen Heirat. Als der Kaiser Behram-Gur dies vernommen hatte, ließ er sie sogleich vor sich treten und sagte ihnen unendlichen Dank für den Spiegel, den sie zurückgebracht hatten. Dann erzählte er ihnen das Mißgeschick, das ihm durch
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