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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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bereits morgigen Tages zu finden hoffte, was der König erst in drei Tagen von ihm forderte; und Fitead wartete ungeduldig auf die Erfüllung des töchterlichen Wortes.
    Als die Nacht angebrochen war, ging Moradbak in ihr Gemach, zog die Matte fort, die zwischen ihrem Bette und der Wand war, und schlüpfte in das Erdgeschoß, trat an das Eisengitter und begann den Weisen Abumelek über eine solch schwierige Lage um Rat zu fragen.
    Zum Verständnis unserer Geschichte muß man wissen, daß der König Hudschadsch einst diesen berühmten Mann hatte einkerkern lassen, mit dem Befehle, ihm nur Brot und Wasser zur Leibesnahrung zu geben und ihn zu verhindern, mit jedem, wer es auch sein möchte, zu sprechen. Der Fürst hatte jedoch den Weisen und die Befehle, die er – es mochten schon fünfzehn Jahre her sein – gegeben hatte, vollkommen vergessen. Der Weise, der kaum einer war, dieweil er einen König bessern wollte, war an den Hof des Fürsten in der Hoffnung gerufen worden, seine Schlaflosigkeit zu heilen; und um sie zu heben, hatte er ihm auseinandergesetzt, wie sehr die Grausamkeit das Blut erbitterte und den Schlaf fernhalten mußte; doch wurde er für diesen heilsamen Rat mit einer Gefangenschaft, die grausamer denn der Tod war, bestraft.
    Es waren nun bereits drei Jahre vergangen, daß die junge Moradbak in dem Zimmer, das sie bewohnte, beim Spiele mit einem Vogel, der seit einigen Tagen ihre ganze Unterhaltung ausmachte, hinter ihrem Bette eine Matte gefunden hatte und hinter dieser Matte eine schlecht verschlossene Stelle der Mauer, die einige Öffnungen ließ, in die sich der Vogel, der ihre Freude war, versteckt hatte. Ihre Rufe, um ihn zur Rückkehr zu bewegen, waren nutzlos, und vom Verlangen nach dem kleinen Tiere bewegt, lockerte sie einige Steine mit solcher Leichtigkeit, daß sie sehr bald in einen Geheimgang eindringen konnte, dessen Türe sehr schlecht vermauert war. Moradbak fing ihr Vögelchen; und aus Furcht, gescholten zu werden, weil sie die Mauer eingerissen hatte, trug sie Sorge, die Türe zum Geheimgang derart mit der Matte zu verdecken, daß man sie nicht bemerken konnte. Jugend ist neugierig. Der Geheimgang, so schrecklich wie er auch beim ersten Sehen schien, war hinreichend breit und hoch, um einen Menschen durchgehen zu lassen. Moradbak gewöhnte sich nach und nach daran, ihn ohne Grauen zu sehen. Einige Seufzer, die sie aus dem äußersten Ende des Geheimganges vernahm, verursachten ihr anfangs Schrecken, der sich aber bald gab; sie wollte wissen, von wo sie kämen; zwanzigmal ging sie vorwärts, zwanzigmal kehrte sie wieder um; aber endlich fand sie, daß der Geheimgang zu dem Gefängnisse führte, das den Weisen Abumelek barg, und daß sie nur von ihm getrennt war durch zwei schreckliche Eisengitter, die das Gefängnis abschlossen. »Wer du auch bist,« sagte der Weise zu ihr, »habe Mitleid mit meinem Unglück!« »Ach,« erwiderte ihm Moradbak, »was kann ich für dich tun ? Ich bin Fiteads Tochter und nur neun Jahre alt, mein Vater wird mich vielleicht ausschelten, weil ich mit dir gesprochen habe! Bist du vielleicht der Gefangene,« fuhr sie fort, »dem er alle Tage Brot und Wasser bringt und den ich nicht sehen soll?« »Der bin ich«, sagte Abumelek darauf; dann trat Moradbak, kühner geworden, an die Eisengitter, und bald trug sie alles dorthin, was in ihrer Macht stand, auch die kleinen Erquickungen, derer sie sich oft beraubte, um die harte Gefangenschaft des Weisen zu lindern. Um sich für ein so gutes Gemüt dankbar zu bezeigen, beschloß er seinerseits, ihre Seele durch Tugend und erhabene Kenntnisse zu bereichern. Zur Ausführung dieses Planes hatte er ihr, um diese geistigen Lehrstunden angenehmer zu machen, mehrere Geschichten erzählt. So hatte denn Moradbak, als sie ihrem Vater versprach, ihm einen Mann, wie er ihn suchte, zu finden, anfangs nur daran gedacht, ihm den Weisen Abumelek vorzuschlagen; und sie hatte selbst das Verlangen Hudschadschs für ein Mittel gehalten, ihm die Freiheit zu verschaffen, und für eine Gelegenheit, derer sie sich bedienen könnte, sich ihm für die Verbindlichkeiten, die sie ihm dankte, erkenntlich zu zeigen. Indessen wollte sie ihn um Rat fragen, ehe sie ihrem Vater irgendeinen Vorschlag machte, um in Erfahrung zu bringen, wie sie, ohne ihm zu schaden, von ihm sprechen, oder wie sie schließlich Fitead bestimmen könnte, sich seiner in der gegenwärtigen Lage in einer Weise zu bedienen, die natürlich erschiene und weder den einen noch

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