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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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kräftige Backenstreiche geben. Der aber, des Befehles gewärtig, schlug ihn so heftig ins Gesicht, daß er zu Boden fiel. Und als ihm die Seinigen wieder aufgeholfen hatten, wurde er von neuem von dem Geiste mit solcher Wucht geschlagen, daß er ein gut Stück Zeit betäubt blieb. Da sich der Vorfall in des Sultans Beisein ereignete, hatte der großes Mitleid mit dem Wesir, denn er liebte ihn gar sehr, und befahl seinen Dienern, sie sollten ihn sogleich in sein Haus bringen. Dann rief er die geschicktesten Ärzte der Stadt vor sich, und nachdem er sich des langen mit ihnen über den seinem Wesirzugestoßenen Unfall unterhalten hatte, vermeinten die, daß des Übels Ursache die überflüssigen Säfte oder eine andere Krankheit, die in seinem Leibe wohne, sei, und beschlossen, ihm einen Trank zu geben, mit dem sie ihn von seiner Krankheit befreien zu können glaubten. Bei solchem Beschlusse aber war der Jüngling immer zugegen gewesen, ohne von jemanden gesehen zu werden, und hieß dem Geiste, den tückischen Wesir abermals zu schlagen, sobald er den Trank eingenommen hätte. Als nun die Ärzte folgenden Tages in der Frühe ihm den Trank hergebracht und er ihn getrunken hatte, wurde er in ihrer Gegenwart so heftig von dem Geiste ins Gesicht geschlagen, daß alles wieder zur Nase herauslief; und es läßt sich nicht beschreiben, welchen Schmerz und Kummer das dem Sultan und auch seinem Weibe, das über die Maßen in Liebe zu dem Wesir entbrannt war, bereitete. Doch der Jüngling war damit nicht zufrieden, und da er sich noch bitterer für das empfangene Unrecht rächen wollte, zog er ein Weibergewand an und machte sein Gesicht dem eines alten Weibes ganz ähnlich, ging in das Haus des Wesirs, und nachdem er seine Frauen umarmt hatte, sagte er ihnen, da er von der Art seiner Krankheit gehört habe, sei er hierhergekommen und wolle ihn gewißlich in jeder Weise von ihr befreien. Als die nun durch solche Worte ein wenig getröstet waren, führten sie ihn vor den Wesir, und nachdem er eine gute Zeit mit ihm über die Art seiner Krankheit und einige andere Zufälle gesprochen hatte, versprach er ihm ganz zuversichtlich, daß er ihn an einem einzigen Tage durch ein Geheimmittel heilen wolle. Hierfür dankte der ihm gar herzlich und versprach ihm für den Fall der Heilung reiche Geschenke. Weil es aber schon zu später Stunde war, nahm der Prinz Urlaub und sagte, er würde sich kommendenMorgens zu guter Zeit hier wieder einstellen. Nachdem sich infolgedessen das ganze Haus des Wesirs ein wenig getröstet hatte, erwartete man voller Verlangen den nächsten Morgen. Nun kam des Sultans Sohn zu der angegebenen Stunde in der Gestalt jenes alten Weibes vor den Wesir und trug einen nicht zu großen Eisenstempel bei sich und sprach: »O Herr, dieser Stempel, den du hier siehst, soll dir ohne einen andern Trank deinen früheren Gesundheitszustand wiedergeben!« Er gab Anweisung, daß man im Gemach ein Feuer anfachte, und fuhr fort: »Es ist nötig, daß du dir den Stempel auf die Hinterbacken drücken läßt; und wenn dich das nicht gänzlich von deiner Krankheit befreit, bin ich es zufrieden, hart bestraft zu werden, als ein böses und verruchtes Weib!« Darauf sagte der Wesir, daß, wenn er sich auf den Hinterbacken stempeln ließe, solches ihm viel Unehre einbringen könne; nichtsdestoweniger sei er damit einverstanden, das und noch mehr zu erdulden, um seiner schweren Krankheit ledig zu werden. Da legte der Jüngling den Stempel ins Feuer und machte ihn ganz glühend und drückte dem Wesir einen Stempel auf die Hinterbacken, gab dann sogleich dem Geiste den Befehl, ihn nicht mehr zu schlagen, und nahm Urlaub; und indem er fortging, sagte er, er wollte erst in acht Tagen wiederkommen, in welcher Zeit er wohl merken könnte, daß ihm sein Mittel Heilung verschafft habe. Und er kam zu dieser Zeit abermals in gewohnter Weise in das Haus des Wesirs und traf ihn gesund und munter an und wurde von ihm mit reichen Geschenken bedacht. Und weil es dem Wesir klar war, es möchte ihm viel Verdruß einbringen, wenn es bekannt würde, daß er auf den Hinterbacken gestempelt war, bat er ihn dringend, er sollte mit niemanden über das an ihm angewandte Heilmittelreden. Und er nannte ihm dann seine Mutter und wünschte, er möchte sich immerdar mit seinen Frauen und Töchtern unterhalten, und zeigte ihm alles, was er an Kostbarkeiten besaß. Der Jüngling hatte aber beschlossen, sich in jeder Beziehung an dem treulosen Wesir zu rächen, und trat

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