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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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durch die Kunst, andere zu sehen, ohne ihnen sichtbar zu sein, nicht einmal, sondern zu often Malen in das Gemach der jungen Töchter des Wesirs und genoß alle drei nicht einmal, sondern oft, kehrte aber des Morgens in aller Frühe immer in seine Wohnung zurück. Als sich die Jungfrauen aber solches Geschehen untereinander mitgeteilt hatten, erzählten sie, wennschon ihnen das Vergnügen durchaus nicht mißfallen hatte, doch alles ihrer Mutter, die darüber über die Maßen betrübt war, und solches Unglück sogleich ihrem Gatten eröffnete. Der meinte nun, dies habe ein Geist angerichtet, und ließ das alte Weib, das der Liebhaber seiner Töchter war, zu sich rufen, und als er der Alten sein Mißgeschick erzählt hatte, bat er sie dringend, da sie ihn von einer so schweren Sucht befreit hätte, möchte sie ihm auch, wenn sie es könnte, ein Heilmittel hierfür angeben. Als ihm nun Rammo zur Antwort gegeben hatte, er wollte erst mit den Mädchen sprechen und es dann, wenn es möglich sei, erreichen, daß sie nicht mehr belästigt würden, ließ der Wesir diese mit der Alten in ein Gemach treten. Und nachdem sie sich von ihnen hatte erzählen lassen, wie es ihnen ergangen war, berichtete sie dem Wesir, daß der Geist, der seiner Meinung nach seine drei Töchter derart behandelt habe, ein Jüngling sei, der die Kunst verstünde, sich unsichtbar zu machen, und in solcher Weise in das Gemach der Jungfrauen nach seinem Belieben eingetreten sei und an diesen seine Lust gestillt habe. Und sie fuhr fort, daß sie auch hiergegensogleich ein Mittel gefunden habe. Als sie der Wesir darum inständig gebeten hatte, rief sie die Jungfrauen zu sich und gab ihnen ein mit einigen Worten beschriebenes Blatt mit der Weisung, sobald sie sich in der Nacht von irgend jemandem belästigt fühlten, sollten sie ein großes Feuer in dem Gemach anfachen, und wenn sie das ihnen gegebene Blatt hineingeworfen hätten, würden sie hier den Jüngling, der ihnen so große Belästigung bereitet habe, deutlich sehen. Dann ging Rammo von ihnen; und als endlich die Nacht hereingebrochen war, kehrte er durch die Kunst, von niemandem gesehen zu werden, in das Gemach der Jungfrauen zurück; sobald die nun schlafen gingen, legte er sich seiner Gewohnheit gemäß zwischen sie. Sie aber wurden dessen gewahr und standen auf und fachten ein großes Feuer an und warfen das Schriftstück der Alten hinein, da sahen sie denn Rammo, den sie nicht als den Sultanssohn erkannten, und führten ihn in das Gemach des Vaters; als er dort eintrat, veränderte der mittels der Kunst, der er gebot, sein Gesicht und wurde auch von dem Wesir nicht erkannt. Der wollte ihn jetzt angreifen, Rammo befahl aber dem Geiste, er solle ihm einen heftigen Schlag ins Gesicht versetzen; der nun schlug ihn auf den gegebenen Befehl hin derartig heftig, daß er zu Boden fiel. Wie er dann ganz voller Schmerzen wieder auf dem Lager lag, glaubte er, daß nicht der Geist, von dem ihn die Alte befreit hatte, sondern der Jüngling geschlagen habe, und gab seinen Dienern Auftrag, daß sie ihm andern Tages in der Frühe den Kopf vom Rumpfe herunterschlagen sollten. Die Diener nahmen ihn nun aus den Händen der Wesirstöchter und führten ihn in ein Nebengemach, um dem Befehle ihres Herrn nachzukommen. Als sie dort waren, bediente sich Rammo der Kunst, auf die er sich verstand, undließ sie einschlafen und streifte die Fesseln ab und schnitt allen Bart und Haare ab und kehrte in sein Haus zurück. Mit Tagesanbruch aber ging der Wesir nach dem Orte, wo seine Diener waren, und fand sie dort alle betrübt und niedergeschlagen und ihres Bartes und ihrer Haare beraubt vor. Darob über die Maßen erstaunt, fragte er sie, ob sie den Übeltäter getötet hätten, und nachdem er alles Geschehene auf das genaueste erfahren hatte, ging er ganz verwirrt und traurig von ihnen. Und er ließ sogleich die Alte vor sich rufen und erzählte ihr sein Mißgeschick. Da sagte Rammo zu ihm: >Ich merke wahrlich zur Stunde, o Herr, daß solches die gemeinsame Handlung eines Menschen und eines Geistes ist; fürchte jedoch nichts, denn ich hoffe auch diesem Übel mit einigen Beschwörungen baldige Abhilfe verschaffen zu können!> Und er befahl dem Geiste, er sollte den Wesir nicht weiter schlagen; und auch er belästigte die Töchter mehrere Tage lang nicht. Da sich nun der Wesir in einem ziemlich ruhigen Zustande sah, vergaß er des vergangenen Übels ganz und begann von neuem, sich mit der Sultanin der Liebe zu erfreuen. Als

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