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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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ähnlich, das durch die heftigsten Winde aufgepeitscht wird. Der wahre Freund aber sagte zu mir, indem er sich gegen die Brust schlug: ›O unglücklicher Fürst, welch schwarze Schwermut quält dich jetzt; und wenn ich dich tausend Jahre lang von dem unterhalten hätte, was du eben gesehen hast, siehst du nun ein, daß ich dich dann nicht genügend unterrichtet und ich nichts weiter erreicht haben würde, als deine Neugierde nur noch mehr anzustacheln? Du hast die verhängnisvolle Kühnheit gehabt, solches selbst beurteilen zu wollen; du hast es gesehen, und dein Herz ist jetzt von dem lebhaftesten Schmerze durchbohrt. Doch erinnere dich, daß du so gewollt und selbst darauf gedrungen hast!‹ Ich konnte ihm nur mit meinen Seufzern antworten und mit meinen Tränen; seinen Anblick aber nicht ertragen könnend, schlug ich den Weg nach der Stadt ein; er wollte mich jedoch um keinen Preis der Welt verlassen. Und ich legte alsbald die dunkelsten Gewänder an und wollte mich jeden Tag nach dem Korbe begeben, doch der teure Freund gab mir die Versicherung, daß er immer unbeweglich für mich sein würde, da er niemals die wieder aufnähme, die er einmal getragen hätte. Und er fuhr fort: ›Ahme nicht die Narrheit derer nach, die du in der Stadt siehst und die sich nicht fernhalten können; suche dich vielmehr zu trösten, oder wenigstens Zerstreuungen nachzugehen, sei es auf Reisen, sei es, indem du in den Schoß deiner Familie zurückkehrst und dich der Herrschaft deiner Staaten widmest.‹
    Da mich der Korb, wie der Kaufmann es mir vorhergesagt hatte, immer zurückwies, verließ ich ihn, durch seine Vorstellungen bewogen, nachdem ich ihn tausendmal umarmt hatte, und bin hierher zurückgekommen, wo du Zeuge des Schmerzes gewesen bist, den ich in meinem Herzen zurückbehielt und der nur mit meinem Leben aufhören wird.
    Als der König Kemsarai seine Geschichte beendigt hatte, sprach die schöne Zahide, die darob tief gerührt war, zu ihm: ›Tröste dich, o Fürst; wie außerordentlich dein Unglück auch ist, ich glaube zuversichtlich, daß es sich heilen läßt. Höre auf mich und hab ein wenig Geduld, wie zum Beispiel der listige Vogel, der zu sich sagt, wenn er einmal gefangen ist: es ist unnütz, niedergeschlagen zu sein, denn mit ein wenig Geduld kann man sich vielleicht befreien!‹ ›Du willst mich trösten,‹ sagte der König seufzend dawider, ›aber ich werde den schönen Mond der Welt niemals wiedersehen!‹ Dann drang ein Tränenstrom aus seinen Augen, stärker denn jemals. Nachdem Zahide ihm in seinem Schmerz eine Weile freien Lauf gelassen hatte, fuhr sie fort: ›Versprich mir wenigstens, dein Leben nicht antasten zu wollen während der Zeit meiner Abwesenheit, derer ich bedarf, um einen Plan auszuführen, den ich betreffs deiner Lage für notwendig erachte; meine Freundschaft zu dir kennt nicht Unmögliches; alles, was du mir erzählt hast, ist nicht natürlich, ich werde den Schleier zu zerreißen wissen, der uns die Wahrheit verbirgt, und will zum wenigsten mein möglichstes tun; und wenn ich dich nicht aufklären, noch deine Traurigkeit vermindern kann, soll es mir fernliegen, deine Verzweiflung zu verurteilen, und ich will die erste sein, solches schwöre ich dir bei dem großen Propheten, welche die Mittel, ein so trauriges Leben zu beendigen, genehmigt, ja, dir gibt!‹ ›Weh,‹ entgegnete ihr der König mit Tränen in der Stimme, ›ich soll den Trost einer süßen Schwester verlieren und werde den einen: in ihren Armen zu sterben, nicht haben; das ist alles, so ihr Eifer und ihre Freundschaft erreichen werden!‹ ›Was weißt du,‹ entgegnete sie ihm, ›ob deine Augen nicht getäuscht worden sind? Ob irgendein auf dein Glück eifersüchtiger Geist dich nicht betrogen hat? Wer weiß denn, ob du keinen Eindruck auf das Herz der schönen Prinzessin gemacht hast?‹ ›Ach,‹ rief der König darauf, ›solches Glück kann für keinen Sterblichen aufgespart sein, nach ihm darf ich nicht trachten; und zweifelsohne habe ich eine Huri des heiligen Propheten gesehen; das Feuer der Trennung, das mir beständig zusetzt, ist ein sicherer Beweis dafür!‹ Der Vogel der Hoffnung nistet immer im Herzen eines Liebenden. Zahide redete so gut auf den König ein, daß er ihr das Wort gab, sein Leben nicht antasten und sich selbst bis zum Wiedersehen erhalten zu wollen, ehe er einem so grausamen und schlaffen Leben ein Ziel setzte. Dann bereitete sie alles für ihre Reise vor, und Kemsarai sprach zu ihr,

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